Nuclear Blast Records / VÖ: 1. Juli 2022 / Sludge, Doom Metal
conjureruk.com
Text: David Spring
Es gibt Bands, die machen von Anfang an alles richtig. Die britischen Jungs von Conjurer zum Beispiel, ging deren 2018er-Debütalbum „Mire“ durch die Decke. Wie aus dem Nichts lieferten die Herren eines der besten Extreme-Metal-Alben des Jahres ab. Es folgten ausverkaufte Touren, Festival-Slots auf der ganzen Welt und glänzende Reviews. Mit „Páthos“ folgt endlich der sehnlichst erwartete Nachfolger.
Der Opener „It Dwells“ lässt die Kinnlade gleich auf die Tischplatte knallen. Conjurer stellen alles in den Schatten, der siebenminütige Track ist progressiv, atmosphärisch und heavy. Mit mehreren akustischen Ambient-Passagen wirken die vernichtenden Riffs umso heftiger, der Gesang ist markerschütternd und die erzeugte Atmosphäre scheint nicht von dieser Welt. Was für ein Urknall. Das nachfolgende „Rot“ beginnt ebenfalls ruhig und atmosphärisch, bevor die Band kaum nachvollziehbare Djent-Riffs auf abgrundtiefe Death-Growls prallen lässt. Das Stück ist eine unbequeme, gar angsteinflössende Tour de Force, Conjurer schiessen auf allen Rohren.
Die Produktion von „Páthos“ ist modern und druckvoll, sämtliche Instrumente glänzen und die Atmosphäre des Albums ist erdrückend. Musikalisch wirken Conjurer, als ob die Jungs seit Jahrzehnten zusammenspielen, dermassen aufeinander abgestimmt und professionell komponiert klingt jedes Detail. „All You Will Remember“ überrascht mit cleanem Gesang und Post-Punk-Passagen, „Basilisk“ wiederum ist fest im Sludge-Metal zu Hause, vernichtend langsam und heavy. Und nur weil sie’s können ist mit „Suffer Alone“ ein zweieinhalbminütiges Hardcore-Brett voller Blastbeats und unendlicher Aggression vertreten.
Wer denkt, dass das zu sehr nach Genre-Wischwasch klingt, muss keine Angst haben. Denn selbst wenn Conjurer mit vielen Stilrichtungen liebäugeln, verliert die Platte niemals ihren eigenen Sound. Der Deckmantel des Doom/Sludge passt, spätestens die Dampfwalze „Cracks In The Pyre“, die zum Abschluss alles zerstört, macht dies lautstark klar. Conjurer werden mit Album Nummer zwei dem Hype um ihren Namen mehr als gerecht. „Páthos“ ist gewaltig, einzigartig und, wie schon der Vorgänger, zweifelsfrei eines der besten Extreme-Metal-Alben des Jahres.