Cafe Bar Mokka – Thun
Sonntag, 22. Mai 2022
Text: Michael Messerli
«Cool kids never grow old». Aber sie haben trotzdem heiss. Lassen wir mal das Klischee weg, dass Menschen von den britischen Inseln grundsätzliche keine Hitze vertragen, wie sie selber gerne sagen, und geben zu: Es war frühsommerlich schwül und das besonders auf der Bühne im Mokka. Der Vorteil von ARXX war, dass sie lediglich zu zweit sind und man – ihren herrlich britischen Ansagen zufolge – ihre seit vier Tagen nicht mehr gewaschenen Jump Suits nicht riechen konnte, weil ein überdimensionales Blumenbouquet in der Mitte der Bühne stand und übertünchte, was es zu übertünchen gab. Zudem nahm die Nebelmaschine die Sicht. Dreckig und schummrig war die «abgestimmte Mischung aus Garagenrock und Gospel» aber nicht. ARXX waren eine abwechslungsreiche und überzeugende Vorband, die sehr gut zum Indierock des Hauptacts passte. Gut möglich, dass man von diesem Duo aus Brighton noch mehr hört. Alleine schon der Song «Deep» lässt darauf hoffen.
Bei den Pillow Queens waren Blumenbouquet und Nebel weg, dafür zwei Stimmen mehr auf der Bühne – und die Hitze blieb. Rachel Lyons schien bereits zu Beginn am Schlagzeug etwas erschlagen und dieser Gesamteindruck verschwand nicht mehr. Das Quartett aus Dublin war ein bisschen reduziert unterwegs. Deshalb legte sich eine gewisse Zurückhaltung erst gegen Ende, an dessen Stelle dafür dann tatsächlich die Highlights warteten: «Delivered», «Rats» und ganz besonders der Abschluss mit «Liffey» bewiesen, was die Pillow Queens in Hochform leisten können. Aber auch vorher gab es mit «Howdoilook» und «Hearts & Minds» tolle Hits. Pamela Connolly sang so, wie sie dazu Grimassen machte und Sarah Corcoran leistete den grössten Widerstand gegen die Umstände.
Dass die Power fehlte, lag aber letztlich auch an der geringen Lautstärke und dieser fiel der mehrstimmige Gesang oft zum Opfer, was einem am Anfang von «Liffey» schmerzlich bewusst wurde. Den passenden Schmunzler des Abends lieferte Pamela Connolly, die ihre «Gitarrenpanne» damit lösen konnte, einfach mal den Lautstärkeregler aufzudrehen, nachdem man die erfolglose Störungssuche beinahe schon abbrechen musste. Einfach mal lauter stellen – und dann klappt alles noch viel besser. Ein Sinnbild für einen emotional etwas gedämpften Abend, der trotzdem keine Zweifel darüber aufkommen liess, dass die Pillow Queens mehr als eine gediegene Abkühlung sind.
Setlist [Quelle: Band]
1. Be By Your Side
2. No Good Woman
3. Howdoilook
4. Holy Show
5. Child Of Prague
6. Hearts & Minds
7. My Body Moves
8. Try Try Try
9. Historian
10. Well Kept Wife
11. House That Sailed Away
12. Delivered
13. Rats
14. Liffey