Polyvinyl Records / VÖ: 8. April 2022 / Indie Rock
oceanator.surf
Text: David Spring
Das Ende der Welt. Für manche grosser Grund zur Sorge, für andere Anlass zur Freude. Die meisten unter uns verschwenden kaum je einen Gedanken daran. Und Elise Okusami, die als Quasi-Ein-Frau-Band Oceanator unterwegs ist, nimmt sich diesem Thema am liebsten intim und im Detail an. 2020 erschien „Things I Never Said“, ihr Debüt, auf welchem sie bereits ausschliesslich über die Apokalypse sang. Ihr neustes Werk trägt den positiven Titel „Nothing’s Ever Fine“.
Wie so oft im Leben kann der erste Eindruck durchaus täuschen. Oceanator spielen keineswegs depressiven Doom Metal oder ähnlich aggressive Musik, sondern gut gelaunten, abwechslungsreichen und eingängigen Indie Rock. Unterstützt von vielen Mitstreiter:innen ist Okusami der Kopf der Operation. Sie singt, spielt Gitarre, Synthies, Bass und Piano und ist für die Produktion und das Songwriting zuständig.
„Nothing’s Ever Fine“ geht davon aus, dass die Apokalypse von wenigen Person überlebt werden wird, das Album beschreibt einen Tag im Leben in der Welt danach. Vom unruhigen Opener „Morning“ bis hin zum versöhnlichen „Evening“ besingen die Songs vielfältige Themen, die von Angstträumen, Mental Health, Abenteuerlust und alltäglichen Kleinigkeiten bis hin zur Klimakatastrophe reichen.
Musikalisch gibt es düstere Goth-Hymnen wie „Solar Flares“, frohgemute Punknummern wie „The Last Summer“ oder die fantastische Vorabsingle „Bad Brain Daze“, sympathische Pop-Liedchen wie „Nightmare Machine“ und, erstaunlicherweise, ein ultra-fettes Stoner-Brett namens „Stuck“. Die Genre-Spagate meistern Oceanator bravourös und alles wirkt wie aus einem Guss. Dem Album haftet ein allgegenwärtiges Gefühl von Hoffnung und Lebensfreude an. Vielleicht geht die Welt tatsächlich irgendwann unter, doch bis es so weit ist, können wir zumindest versuchen, das Beste aus unserer Zeit hier zu machen.
Eine simple und effektive Nachricht, die uns auf charmante Art und Weise übermittelt wird. Ich kann Oceanator nur wärmstens empfehlen. Elise Okusami ist eine talentierte Multiinstrumentalistin und Songschreiberin. Wer sich nicht gerne in musikalische Schubladen stecken lässt und den Abend vor der Apokalypse in gutgelaunter Hoffnung auf ein mögliches Danach verbringt, wird mit „Nothing’s Ever Fine“ den perfekten Soundtrack für das Ende aller Tage finden.