Dirty Sound Magnet + Velvet Two Stripes
Fri-Son – Fribourg
Freitag, 18. März 2022
Text: David Spring
Es fühlt sich an, als ob das Schlimmste tatsächlich überstanden wäre und Konzerte endlich wieder zu unserem Alltag gehören können. Entsprechend gross war die Vorfreude, als es am Freitag in Richtung Fribourg ging, um der Plattentaufe des neuen Albums „DSM-III“ der mächtigen Dirty Sound Magnet beizuwohnen.
Angenehm viele Menschen hatten dieselbe Idee und als die Vorgruppe Velvet Two Stripes die Bühne betrat, war die Halle des Fri-Sons ordentlich gefüllt. Wie man es von den drei Musikerinnen kennt, wurde nicht lange rumgefackelt. Die ersten Klänge dröhnten unverschämt mächtig aus den Boxen und brachten Bewegung auf. Sängerin Sophie Diggelmann überzeugte mit ihrer gewaltigen, kratzigen Stimme, während die Rhythmusfraktion um Bassistin Franca Mock und Tourdrummer Ramon Wehrle einen fetten Boden hinlegte.
Velvet Two Stripes hatten die Leute voll in ihrem Bann. In den etwas ruhigeren Stücken wie dem bluesigen „Catch 22“ durfte vor allem Gitarristin Sara Diggelman immer wieder scheinen. So stark wie die Stimme von Schwester Sophie, so fett und schneidend war Saras Gitarrensound. Das abwechslungsreiche Set bestand mehrheitlich aus Songs ihres aktuellen Albums „Sugar Honey Iced Tea„, mit ein paar eingestreuten, älteren Perlen.
Velvet Two Stripes heizten ordentlich ein. Zum Schluss bedankte man sich artig – lustigerweise auf Englisch, um gekonnt den Röstigraben zu umgehen. Das letzte Lied verlangte alles ab und das Kopfhaar aller Beteiligten wurde durchgeschüttelt.
Danach war es Zeit für Dirty Sound Magnet. Die drei Fribourger enterten gutgelaunt mit dem rumpligen „Meet The Shaman“ vom neuen Album die Bühne. Der Sound war sehr laut und unglaublich druckvoll, man konnte gar nicht anders, als augenblicklich in Tanzstimmung zu geraten. Die Band freute sich sehr darüber, ihre Plattentaufe mit so vielen Fans feiern zu dürfen. „Body In Mind“ brachte die Leute zum Durchdrehen, der durchgeknallte Song mit den vielen Stop-and-Go-Momenten und einem genialen Gitarrensolo ist die perfekte Plattform für den aberwitzigen Dirty Sound Magnet-Sound.
Sänger und Gitarrist Stavros Dzodzosz begrüsste uns frohgemut auf Französisch, allerdings stark nuschelnd und kaum verständlich. Scheinbar sei das sexy, bluesige „Mr. Roger“ viele Jahre alt, habe es aber erst jetzt zur Veröffentlichung geschafft. Zum Glück, denn das Stück ist live noch besser als auf dem Album. Das ausgedehnte Zeppelin-eske Gitarrensolo wurde verlängert und der DSM-typische Mix aus Psychedelic Rock, Garage-Vibes und eigenen Wahnsinn funktionierte selten so gut wie hier.
Später wurde ein Gang zurückgeschaltet. Auf die mit Glühbirnen beleuchtete Bühne wurden ein paar Stühle gebracht und es folgte ein Akustik-Part, der vor allem dazu diente, das spielerische Können der Drei eindrücklich zur Schau zu stellen. Für mich dauerte dieser Unplugged-Part etwas zu lange, nach dem energiegeladenen Start war das fast zu brav. Dirty Sound Magnet sind einfach am besten, wenn sie vogelfrei improvisieren und durchdrehen können. Es war ein Fest, was für eine Energie und Spielfreude die drei an den Tag legten.
Mit ein paar Zugaben fand der Auftritt sein Ende, die Band war sichtlich gerührt über den grossartigen Zuspruch und die Reaktionen auf ihr neues Album. Mit einem sympathischen „merci mille fois“ ging es in den wohlverdienten Feierabend, Band und Publikum gleichermassen glücklich und durchgerockt. Dirty Sound Magnet waren eine Macht, musikalisch auf höchstem Niveau und mit guten Songs, die live genial abgehen.
Meine heimlichen Stars des Abends waren Velvet Two Stripes, die mich von der ersten bis zur letzten Sekunde komplett überzeugten. Bei so viel hochkarätigem Rock, bombastischer Atmosphäre, Gitarrensolos, bis die Finger bluten und einer grossartigen Bühnenpräsenz, komme ich nicht umhin, Dirty Sound Magnet nach diesem Abend noch mehr zu lieben als zuvor.