Napalm Records / VÖ: 18. Februar 2022 / Modern Metal
dagobaofficial.com
Text: Michael Bohli
Die Bezeichnung Modern Metal ist merkwürdig. Obwohl es als Begriff vieles umfassen könnte, denkt man dabei meist an melodisch-zugängliche Alben, die in der Produktion mit elektronischen Spielereien aufgepeppt wurden. Weniger das brutale Gebaren steht im Mittelpunkt, eher wagt man sich an die Grenzen zum Kitsch. Dagoba fallen seit einigen Jahren klar in diese Sparte, muss es bei den Franzosen nicht immer eine Prügelei sein, lieber lassen sie den Synthies Raum. So nahe am Synthwave wie mit dem Covermotiv sind die Songs von «By Night» aber nicht.
Das Gehämmer und die bösen Growls bei «The Last Crossing» stehen für die Herkunft aus den Bereichen des Groove- und Death Metal, Blast-Beats und Doublebass sind fest im Petto von Dagoba. Die elektronischen Spritzer fehlen aber hier nicht, dies schafft eine spannende Dualität, «The Hunt» und «Bellflower Drive» spielen gekonnt damit. In der Mitte von «By Night» erhält das angeknackste Herz Balsam mit der hymnischen Ballade «On The Run», inklusive weiblicher Unterstützung am Gesang. Das kratzt eventuell etwas stark an der Zuckerschicht, die atmosphärischen Synthesizer-Intro und -Outro passen besser ins Konzept.
Viel Flair für Tempo und Rhythmus haben Dagoba sowieso, «City Lights» etwa ist mitreissende Rockmusik, «Summer’s Gone» schafft im instrumentalen Bereich ein beachtliches Volumen. Schnell fühlt man sich mit den Liedern von «By Night» wohl und lässt sich treiben. Der dichte Klang und die gekonnte Spielweise, welche alle Elemente zu einer Gesamtheit zusammenbringt, machen viel Freude. Wer sich aber vor Zugänglichkeit im Metal scheut, wird nicht immer zufrieden sein. Modern ist das Album wirklich.