MVKA / VÖ: 11. Februar 2022 / Black Metal, Blues, Gospel
zealandardor.com
Text: Michael Bohli
Das Debüt «Devil Is Fine» war eine Brechstange in das Herz der verrosteten Metal-Szene, mit dem Album «Stranger Fruit» wurden die Fähigkeiten von Manuel Gagneux und seinen Mitmusiker:innen zementiert. Doch angekommen sind Zeal & Ardor erst 2022, mit ihrer selbstbetitelten Platte und einem Paukenschlag, der nicht nur in der Schweiz während vielen Monaten zu hören sein wird. Die sirenenartigen Klänge des Intros lassen es erahnen, auf «Zeal & Ardor» gibt es viel Brachiales, komponierte Güte und das Zusammenprallen von Konventionen. Nicht nur die erfolgreich absolvierte Tour in Amerika ist herauszuspüren.
Der kreative Kopf und Meister hinter Zeal & Ardor sagt selbst, dass das Projekt an dem Zielort angekommen ist. Das ist in allen 14 Tracks zu spüren, die Mischung aus Black Metal, Soul und Gospel hat sich zu einem perfekten und rabenschwarzen Amalgam gewandelt. «Emersion» ist ein grossartiges Wechselspiel zwischen extremer Härte und elektronisch unterstrichener Melodie, inklusive Claps. Diese Gegensätze sind nicht mehr länger Gimmick, sondern erstarktes Markenzeichen. Einzelne Songs werden zu etwas Speziellem, beispielsweise «Feed The Machine» oder «Death To The Holy». Kein Überdruss ist festzustellen, sondern bestialische Freude und eigener Stil.
Mit den okkulten Facetten, der krachenden Produktion und der Gratwanderung zwischen Menschlichkeit und harschen Abgründen ist das Album ein Meisterwerk geworden. Die deutsche Sprache hat sich eingeschlichen und lässt bei «Götterdämmerung» an Rammstein auf Tollwut denken. Dank all diese Ideen haben sich Zeal & Ardor endgültig etabliert und müssen von allen gehört werden, die sich gerne in Metal-Stürme stürzen. «Church Burns» metzelt alles nieder, «J-M-B» erhöht das Tempo und macht aus den Ruinen Staub. Selbst in diesen Momenten nimmt sich Gagneux Zeit für klare Gitarrenfiguren und Stimmungswechsel – was für ein Magier der Dunkelheit.