Gonzo – Zürich
Samstag, 18. Dezember 2021
Text: Nicole Müller
Top Musiker:innen erleben ohne beengende Menschenmassen: Das steht auf dem Live-Programm des Clubs Gonzo. Während der ruhigen Stunden vor Partybeginn gibt er seine Bühne regelmässig für Konzerte frei und lässt Veranstalter wie das Kombinat den schönen Ort mit Leben füllen. Hinter dem Kombinat stehen die sympathischen Männer der Zürcher Band Ape Rites, die seit diesem Herbst kleine feine Konzerte organisieren. Auch im Club Varitété, ein paar Schritte neben dem Gonzo.
An diesem Samstag herrschte frühabends in der Katakombe unter der vorweihnachtlichen Langstrasse noch aufgeräumte Stimmung: Keine Rauchschwaden, die aus dem Fumoir drängten, keine Schweisswolken, die Deodorants zum Kollaps getrieben hatten. Das amerikanisch-französische Duo Special Friend sass gemütlich plaudernd auf dem Sofa und wartete ein bisschen, bis etwa zwanzig Leute gekommen waren. Die Zwischenzeit liess sich bestens mit Bier und dem Studium der nackten Frauenkörper vertreiben, die den Gonzo-Tresen schmücken. Bevor ich die Barkeeperin fragen konnte, wo denn die männlichen Pendants zu bestaunen seien, startete Special Friend ihre wunderbare Livesession.
Liebhaber:innen von amerikanischem Lo-Fi Indie wurden in den siebten Himmel katapultiert, die Stimme der hübschen Drummerin passte perfekt zu jener des Gitarristen, der sein Instrument mal sanft zupfte, um es sogleich in brachialen Noise implodieren zu lassen. Vergleiche mit Grössen wie Yo La Tengo oder Sonic Youth lagen auf der Zunge, würden aber dem eigenen Sound von Special Friend nicht gerecht werden. Auch die menschgewordene Musik, Charly, spürte den Vibe und gab seine Lindy-Hop-Hüpfer am vorderen Bühnenrand zum Besten. Davon sahen die zwei Musiker*innen nicht viel – sie hatten meistens die Augen geschlossen.
Und tatsächlich: So liess sich der Sound noch viel intensiver geniessen. Intensiv wurde auch die Gitarre geschrummt, so dass sogar eine Saite riss – kein Problem, noch ein Bierchen bestellen. Viel zu schnell ging der zweite Teil zu Ende, das Publikum brüllte nach Zugabe und wurde mit einem spontanen Cover verwöhnt. Danach war der Hunger zwar nicht gestillt, doch alle Songs gespielt. Nach einem weiteren tosenden Applaus stiegen wir glücklich die lange Treppe zurück in die Realität hinauf.
Veranstalter: Kombinat