Zeitstrafe / VÖ: 3. Dezember 2021 / Punk, Hardcore
rauchen.lol
Text: Michael Bohli
Na dann, drücke ich meine Kippe halt aus. Wenn eine Platte «Nein» heisst, besonders von einer Band mit dem Namen Rauchen, dann muss es nicht weiterglimmen. Wobei, so brachial wie das Quartett bei dieser Scheibe zu Werken geht, sollten Gegenargumente möglich sein. Wer aber will widersprechen, wenn in 26 Minuten zwölf Stücke in der tobenden Schnittmenge zwischen Punk und Hardcore so famos hingerotzt werden. Regeln und Obrigkeiten werden an die Wand geklatscht, unterdrückte Stimmen erhalten ihre laute Plattform.
Drei EPs bilden die Essenz von «Nein», Lieder mit lauten Gitarren und angepisstem Gesang. Schlagzeug und Bass sägen an der vermeintlich sicheren Basis, jegliches Wohlstandsdasein wird mit wenigen Takten im Fluss der Sicherheit versenkt. Rauchen thematisieren Polizeigewalt (grossartig die prägnanten Worte von «Monopoly»), Feminismus, den unglaublich ekligen Kapitalismus und die unvermeidliche Liebe. Das geschieht mit kurzen und angriffigen Liedern, «Aufnahme» oder «Alles» sind Krawallbeispiele, die man schreiend liebt.
Rauchen sind nicht bloss eine Band, sondern musikalischer Aktivismus. Mit jedem Song stellt sich die Frage nach Beteiligung und Aufstand, «Schlüsselkind» macht dies mit einem monoton wirkenden Takt und verrauschter Stimme. Da findet man Bläser, viel wuchtiger hingegen die Wände von «Angst». Bei «Nein» muss man hinhören, nachdenken und danach die Fäuste recken. Das ist geladene Musik für die heutige Zeit, ohne Berührungsängste und mit der nötigen Portion Forschheit. Wie heisst es so schön? Ist es zu heftig, bist du zu voreingenommen.