Kiepenheuer & Witsch / ISBN: 978-3-462-00056-6
Text: Cornelia Hüsser
Den meisten dürfte Tobias Bamborschke als Sänger von Isolation Berlin bekannt sein. Zeitgleich mit deren neuem Album «Geheimnis», das am 8. Oktober 2021 erscheint, veröffentlicht er nun seinen zweiten Gedichtband: «Schmetterling im Winter. Gedichte, Gedanken und Spelunken» heisst das Werk und darf tags zuvor das neonstrahlende Licht der Buchhandlungen erblicken.
Poetisch sind die Orte, an die uns Bamborschke in seinen Gedichten entführt, mitnichten. Da erwacht man verkatert in der dreckigen Wohnung, schlendert traurig verlassenen Parks entlang oder lässt seine Wut in der und über die S-Bahn wortwerden. Das ist thematisch natürlich sehr zugänglich, geschieht aber auch mit ausserordentlich viel Pathos. Es ist manchmal etwas gar viel der Theatralik, aber zugleich auch schonungslos und direkt. Da sucht einer seinen Platz, denkt man, und findet ihn nicht. Wie ein Schmetterling im Winter.
Fast interessanter als die Gedichte sind die kurzen Gedankenausschnitte und Wortspielereien, die sich alle paar Seiten in das Buch einfügen. Da findet man sich und die eigenen mentalen Vorgänge immer mal selbst wieder. Überlegend zum Beispiel, was der Künstler einem sagen wollte, und zum Schluss kommend, dass er wohl besoffen war. Ja, das kann passieren.
Alle abgedruckten Texte wurden von Bamborschke auf einer Schreibmaschine getippt und vom Verlag so übernommen. Darüber hinaus enthält das Buch bisweilen sehr amüsante, ebenfalls vom Autor persönlich angefertigte Illustrationen. Ein schön gemachtes und kurzweiliges Gesamtwerk.