Fantoche – Internationales Festival für Animationsfilm 2021
Diverse Orte – Baden
Website: fantoche.ch
Da sind wir wieder, in Baden im Aargau, einer Festivalstadt in diversen Disziplinen. Nicht nur werden hier die Bühnen von Musiker*innen bespielt, sondern Kinosäle, Galerien und öffentliche Bäder von Kulturschaffenden aus allen Gebieten. Zum bereits 19. Mal findet das Festival für den Animationsfilm statt, Fantoche lädt wieder dazu ein, kurze, lange, verrückte, traurige, wunderbare und familienfreundliche Produktionen zu entdecken.
Wie jedes Jahr wird auch 2021 ein Kurzfilmwettbewerb ausgetragen (national und international), es dürfen aktuelle Langfilme bestaunt und wunderbare Retrospektiven genossen werden. Ausstellungen, Diskussionen und Making-Of-Vorführungen erweitern den Filmgenuss auf diverse Arten. Und weil wir Pandemie-technisch weiterhin in einer schwierigen Situation stecken, darf man sich dieses Jahr sogar die Kurzfilmblöcke auf dem heimischen Sofa als Stream gönnen. Das Fantoche bleibt wach und experimentierfreudig – wie die Programmierung dies vermuten lässt.
Alle Informationen zum Festival findet ihr unter den folgenden Links:
Programm | Schutzkonzept | Tickets | Online-Streaming
Schweizer Wettbewerb 1 und 2
22 Kurzfilme aus der Schweiz
Die Schweizer Wettbewerbe geben dem heimischen Animationsfilmschaffen eine hohe Sichtbarkeit und zeigen Filme verschiedenster Techniken und Themen. So findet man sich in einer zweidimensionalen Taubeninvasion wieder, während man auf den Bus mit unbestimmter Verspätung wartet (Antonin Niclass: «Do not feed the Pigeons») oder taucht in den beklemmend-melancholischen Alltag im Seniorenheim ein (Samuel Patthey: «Encorce»).
Auch Bezüge zu brandaktuellen Themen fehlen nicht. So thematisiert Eric Montchaud die Überwindung eines Fluchttraumas («Un caillou dans la chaussure»), und die zweite Serie schliesst mit der Rede der 12-jährigen Severn Cullis-Suzuki am UN-Gipfel von 1992 zur Klimakatastrophe («Only a Child»).
Für Humor und Wohlfühlmomente bleibt natürlich trotzdem Raum. Sei es beim Bad in Kyoto (Jenay Vogel: «O-BON») oder beim Stören der Idylle im Appenzellerland (Team Tumult: «Apocalypse Cow»): Abwechslung ist bei diesen beiden Programmen garantiert.
Weitere Spielzeiten Schweizer Wettbewerb 1: Fr., 10.09. 18:15 / Sa., 11.09. 19:15; Schweizer Wettbewerb 2: Fr., 10.09. 20:30 / Sa., 11.09. 17:00 oder jederzeit via Fantoche Online.
Archipel
Land / Jahr: Kanada / 2021
Regie: Félix Dufour-Laperrière
Website: ladistributrice.ca
Experimente und ungewohnte Herangehensweisen findet man am diesjahrigen Fantoche Filmfestival glücklicherweise nicht nur im Bereich der Kurzfilme und Wettbewerbe. «Archipel» von Félix Dufour-Laperrière geht als wundervoll gemachter Animationsfilm vielen Fragen nach und findet in all den schwierigen Situationen eine poetisch-tiefe Schönheit. Wenn wir uns über Landkarten beugen, um damit fremde Gebiete zu erkunden, transportieren wir abstrakte Gedanken in wirkliche Umgebungen. Doch wie verhält es sich denn in Wahrheit mit Gegenden und Gebieten? Lassen sich durch Sprache, Gefühle und Empfindungen Grenzen ziehen, Zugehörigkeiten finden?
Der Film kann inhaltlich etwas sperrig wirken, schlussendlich erschliessen sich viele Aspekte, Namen und Geschehnisse nur, wenn man sich über das Gebiet von Quebec in Kanada auskennt. Die Art des Filmes lässt die Überlegungen aber universal erscheinen und öffnet sich somit dem Schweizerischen Publikum. Nicht nur gleitet man via Sankt-Lorenz-Strom zum Hochelaga-Archipel und begegnet wichtigen Stationen der französischsprachigen Landesgeschichte, die improvisierte Art der Animation, kombiniert mit Archiv-Aufnahmen und kartografischen Zeichnungen sind überlagernd und erweiternd.
Zauber, Natur, Emotionen – dazu gesellen sich die herrlichen Sounds, das Herz wird von «Archipel» berührt und davongetragen. Selten gab es im Kino ein Essay in solch berauschender Animationsform zu sehen, als würde man einer Lyrikvorlesung lauschen.
Weitere Spielzeiten: Sa., 11.09. 18:00 / So., 12.09. 11:45