Band: Steven Wilson
Album: The Future Bites
Genre: Art Rock
Label: Caroline International
VÖ: 29. Januar 2021
Webseite: stevenwilsonhq.com
Seit vielen Monaten warten wir auf „The Future Bites“ und nun endlich ist es soweit: Steven Wilson kehrt mit neuer Musik zurück und macht erneut vieles anders. Nebst dem Wandel weg von wildem Gitarren-Prog hin zu geschliffenem Art-Rock, vor allem mit der Präsentation und dem Marketing. Es wurden innerhalb der letzten Monate nicht nur diverse Formate von der Art-Rock-Scheibe angekündigt, sondern limitierte Singles, Videos, superteuer Einzelstücke. Wie denn, dieses Werk dient doch dazu, die Konsumkultur und kapitalistisch gesteuerte Welt anzuprangern?
Eigentlich ja, das geschieht nicht nur im offensichtlichen Mittelpunkt „Personal Shopper“, welches mit neun Minuten Laufzeit das Thema von „The Future Bites“ auswalzt. Hier wird der Widerspruch zwischen Kunstdasein und grossem Label frappant, man kann sich die Absichten aber selbst zurechtbiegen. Ob dem grundlegenden Thema oder den Sounds zu verschulden, „The Future Bites“ ist das bisher kälteste und distanzierteste Album von Steven Wilson – und reisst darum nicht immer mit. Mitnichten sind die neun Lieder schlecht komponiert, „12 Things I Forgot“ ist der perfekte Popsong nahe Blackfield, „Self“ trifft die Klangessenz in wenigen Minuten.
Trotzdem fehlt die empathische Intensität, welche bei „To The Bone“ noch klar zu spüren war. Steven Wilson hat mit elektronischen Mittel und klaren Sounds Lieder aufgenommen, die digitale Distanz, Einkaufswahn und falsche Gewichtungen ausgeklügelt transportieren. Der moderne Konsument wird seziert, Wilsons Befürchtungen mit Falsettgesang und spannender Architektur dargestellt. Die Entwicklung des Künstlers schreitet fort und beeindruckt. Nur wirkt der Nachgeschmack von „The Future Bites“ teilweise etwas schal.
Tracklist:
1. Unself
2. Self
3. King Ghost
4. 12 Things I Forgot
5. Eminent Sleaze
6. Personal Shopper
7. Man Of The People
8. Follower
9. Anyone But Me
Bandmitglieder:
Steven Wilson
Gründung:
1983
Text: Michael Bohli