Band: Greg Puciato
Album: Child Soldier: Creator Of God
Genre: Metal / Electro / Alternative
Label: Federal Prisoner
VÖ: 23. Oktober 2020
Webseite: Greg Puciato bei Bandcamp
Manche Künstler haben den inneren Drang, sich mitzuteilen, ohne darauf zu achten, was irgendjemand wirklich davon hält. Dabei entsteht oft die interessanteste Musik, frei von jedweden Verpflichtungen, dafür voller Kreativität, Abwechslung und Leidenschaft. Ein solcher Künstler ist Greg Puciato, seinerseits als ehemaliger Sänger der durchgedrehten Mathcore-Helden von The Dillinger Escape Plan bekannt. Nicht jemand, der je stillsitzen könnte, folgt nun sein Debütsoloalbum mit dem flauschigen Namen „Child Soldier: Creator Of God“.
Fast komplett im Alleingang geschrieben und aufgenommen, kriegen man alles, was Greg als Musiker ausmacht. Der Opener „Heaven Of Stone“ leitet ungewohnt sanft und nur mit akustischer Gitarre und Gesang ein. Das folgende „Creator Of God“ ist ebenfalls ruhig, doch die bedrohlichen Elektro-Klänge lassen erahnen, was uns erwarten wird. Es wird erstmal augenscheinlich, welch vorzüglicher Sänger Greg Puciato ist. Sicher darf man sich bei ihm nie fühlen, endet der Song abrupt in undefinierbar dröhnendem Lärm, ein unfassbar intensiver Wechsel, der eine verstörende Seite aufzeigt.
Überraschungen sind das, was man auf „Child Soldier: Creator Of God“ erwarten muss, das Album wirkt wie ein kreativer Spielplatz, auf welchem Greg Puciato sich unaufhaltsam austoben kann. „Fire For Water“ oder „Roach Hiss“ erinnern klar an The Dillinger Escape Plan und sind verstörend aggressive Mathcore-Tracks, beängstigend, unberechenbar und durchgeknallt. „Deep Set“, „Do You Need Me To Remind You“ oder das fast ekelhaft punk-poppige „Down When I’m Not“ wiederum, sind etwas gradlinigere und oft industriell angehauchte Rocker und erinnern am ehesten an seine Metal-Supergroup Killer Be Killed. Viel simpler und nachvollziehbarer, aber nicht minder effektiv oder emotional.
Und dann sind da die ruhigeren Seiten des Herrn Puciatos, wie man sie von seiner Elektro Gruppe The Black Queen kennt. „Temporary Object“ zum Beispiel, ist schwebend und sphärisch, äusserst positiv und tanzbar. Gregs Stimme öffnet sich und es ist beeindruckend, was für eine Bandbreite der Typ besitzt. „Fireflies“ könnte dem Soundtrack von Stranger Things entstammen, „Through The Walls“ wiederum ist progressiv und loungeartig, mit geflüstertem Gesang und wunderschönen Melodien. Mein heimlicher Favorit auf dem Album, „Heartfree“, ist bedrohlich, kratzig, ruhig und zurückhaltend. Der Song droht ständig auseinander zu brechen, bis er völlig unerwartet in einer traumhaften Pianomelodie endet, eine Meisterklasse im Songwriting.
Greg Puciato ist ein Ausnahmekünstler, wie es sie nur selten gibt. „Child Soldier: Creator Of God“ bietet eine unglaubliche Bandbreite an Einflüssen, Stilrichtungen und kreativen Ergüssen. Manchmal kann man kaum glauben, dass all diese verschiedenen Stücke von ein und demselben Musiker stammen, trotzdem wirkt es organisch und natürlich. Das Album setzt neue Massstäbe darin, was ein Soloalbum alles kann oder darf und wie weit sich ein*e Künstler*in aus dem Fenster lehnen darf, solange er oder sie verrückt genug ist.
Tracklist:
1. Heaven Of Stone
2. Creator Of God
3. Fire For Water
4. Deep Set
5. Temporary Object
6. Fireflies
7. Do You Need Me To Remind You
8. Roach Hiss
9. Down When I’m Not
10. You Know I Do
11. Through The Walls
12. A Pait Of Questions
13. Evacuation
14. Heartfree
15. September City
Bandmitglieder:
Greg Puciato – Gesang und Instrumente
Chris Hornbrook – Schlagzeug
Chris Pennie – Schlagzeug
Ben Koller – Schlagzeug
Text: David Spring