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Band: Zeraphine
Album: Whiteout
Label/Vertrieb: Rough Trade / BMG
Veröffentlichung: 11. Juni 2010
Website: www.zeraphine.de
Geschrieben von: Luke J.B. Rafka
Ein Dutzend Romantik und Melancholie!
Nach vier Jahren erwacht auch endlich wieder Zeraphine mit neuem Material. Faul waren die Beteiligten jedoch in dieser langen Zeit nicht. Sie haben sich einfach um andere Projekte gekümmert, allen voran natürlich Frontmann Sven Friedrich. War doch in der Vergangenheit häufig mit dem Vorgänger Dreadful Shadows oder gar mit seinem Soloprojekt Solar Fake unterwegs um die Bühnen der Welt zu rocken.
Ein stimmungsvolles Intro eröffnet den Silberling “Whiteout“ und hinterlässt eine entspannte Atmosphäre, die weitere schöne Fassaden des Könnens dieses Quintetts erahnen lässt. Man könnte meinen, dass dieses Album eher die ruhigere Seite dieser Band zeigt, doch eine Enttäuschung folgt mit dem zweiten Track des Albums “Lieber Allein“. Etwas härter klingend, doch immer noch recht soft, fällt hier der Gesang eher negativ auf. Mit einer Art Grammophoneffekt drängt der charismatische Sven seine Vocals in eine unübersehbare, dunkle Ecke. Schade eigentlich. Das nennt man wohl „künstlerische Freiheit“.
Ein weiterer romantisch, melancholischer Hauch folgt mit “I Will Be There“. Hier werden die Frauenherzen höher schlagen, als sie es gewohnt sind. Eine gelungene Nummer zum Candlelight-Verführungs-Abend. Die Gitarrenriffs sind eingängig, der Refrain lässt aufhorchen und mitsingen.
„Out Of Sight“, der nächste Song auf „Whiteout“ bringt mich dann mit dieser romantischen Ader kurioserweise in echte Adventsstimmung. Wie kommt es? Ich weiss es nicht wirklich, stelle ich mir soeben doch tatsächlich kalte Winternächte am Kaminfeuer vor, auch wenn dieser Song gar nicht so langsam daher kommt, wie vielleicht der darauf folgende “Tomorrows Morning“. Hier sehe ich Bilder, wie doch gerade meiner Partnerin das Glas zum liebevollen Prost entgegenstrecke, einen Schluck des wunderbaren Rotweines zu mir nehme, das Glas an die Seite stelle – immer noch sitzend auf den Fliesenboden – und… Ich glaube hier lassen wir einfach mal die Fantasie dann lieber doch in meinem Kopf. Ein schönes Lied, mit den leicht angehauchten klassischen Elementen und Chören im Hintergrund.
“Louisa“ lässt vom Titel zumindest erkennen, dass es gnadenlos mit diesen Schmachtfetzen weitergehen soll. Zwar schon etwas tragender sind die Riffs, aber das war es auch. Eine Genialität ist hier bisher noch nicht zu erkennen und hinterlässt den fadenscheinigen Eindruck, dass Zeraphine zwar sehr gut das Blut aus den romantischen Adern fliessen lassen kann, aber soll das wirklich alles sein was diese Band zu bieten hat?
Weiterhin stellt sich bei mir immer wieder die Frage, ob Sven sich mit seinen Jungs nicht für eine Sprache entscheiden kann? So wechseln die Musiker je nach Stimmung von Englisch auf Deutsch… nun wissen wir, woher der Begriff „Denglisch“ tatsächlich kommt. Nun bin ich beim siebten von 12 Albumtracks angelangt und habe schon mehrmals meinen Zeigefinger von der Stoptaste fernhalten müssen. Auch bei „Rain Falls“ das gleiche Schema der Melancholie.
Ich könnte mich nun weiterhin mit jedem Titel dieses Tonträgers auseinandersetzen, aber komme lieber doch schon zum Ende, denn immer wieder die gleiche Art Songstrukturen zu erwähnen wird sicherlich auf Dauer auch für Euch langweilig. So ist halt nun mal ein Zeraphine-Track gestrickt: Beginnend schön langsam, aber immer wieder mit rockigen oder gar elektronischen Parts angereichert, mutiert er insgesamt zu einem gelungenen Song. Vergleicht der interessierte Hörer diese 12 Songs, so stellt er fest, dass sie immer das gleiche Muster ihrer Art widerspiegeln. So gibt es auch hier wieder einmal mehr Standardkreationen, die zwar durchaus gelungen sind, aber doch die gewisse Kreativität und Spannung vermissen lassen.
Mit besten Grüssen
yours Luke J.B. Rafka
Tracklist:
01 Erwachen
02 Lieber Allein
03 I Will Be There
04 Out Of Sight
05 Tomorrows Morning
06 Louisa
07 Rain Falls
08 Waiting For The Day To End
09 Du Fragst Nicht Mehr
10 The Stream
11 Remaining Desires
12 Whiteout