Eigenveröffentlichung / VÖ: 23. Juni 2023 / Stoner Rock, Doom
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Text: David Spring
Mal wieder eines dieser obskuren Alben, das man sich einfach anhören muss, weil das Cover-Artwork so verdammt cool ist. Man schaue sich das mal an, Gandalf in einem Horror-Comic, mit creepy Schriftart und bizarren Charakteren: talk of vielversprechend! Nimmt man noch dazu, dass «Fables Of The Damned» ein Konzeptalbum ist, das unter dem Namen Wizard Tattoo von einem einzigen Typen namens Bram the Bard eingespielt und konzipiert wurde, kann das nur gut werden.
Die Geschichte handelt von einem Mann, der sich eine Tätowierung eines Zauberers stechen lässt und daraufhin langsam, aber sicher den Verstand verliert. Mit haufenweise illustren Charakteren kann man sich gut vorstellen, wie viel grünes Kraut bei der Produktion dieser Album-Perle konsumiert wurde. Musikalisch geht es ähnlich abgedreht zu und her. Fest im Doom verankert, klaubt sich Wizard Tattoo Inspirationen aus allen Ecken zusammen, von Classic Rock à la Led Zeppelin bis hin zum 90s Alternative der Smashing Pumpkins.
Der Opener «Wizard Van» zeigt erstmal, wo der Hammer hängt. Treibend, rastlos, hallend und scheppernd versetzt uns dieser wundervolle Einstieg umgehend 40 Jahre in der Zeit zurück. Das epische «The Black Mountain Pass» markiert dann den Beginn des Abstiegs in den Wahnsinn des Protagonisten. Dunkel und düster holpert der Song nach vorne, mit unglaublich fuzzigen Gitarren, herrlich nostalgischer Erzählstimme und tiefem, fragwürdig gemixtem Gesang, der auch auf einem Amon-Amarth-Album nicht fehl am Platz gewesen wäre. Wizard Tattoo fährt die volle Bandbreite an Einflüssen und grossartigen Riffs auf.
Es folgen Songs wie das wüste «The Vengeful Thulsa Dan», ein unerwartetes Western-Gitarren-Intermezzo namens «Any Which Way But Tuned» oder das ultimativ düstere Doom-Brett «The Ghost Of Doctor Beast». Zugegebenermassen ist es nicht einfach, der Story zu folgen oder diese überhaupt zu finden, viel davon wird in sehr tiefer Stimme über all die Riffwände hinweg erzählt und ist folglich kaum verständlich. Doch man kriegt gerade genug davon mit, um sich immer tiefer in diese bizarre Welt von Wizard Tattoo und Bram the Bard ziehen zu lassen.
Wenn mit dem kurioserweise an The Cult erinnernden «God Damn This Wizard Tattoo» und dem komplett bizarren, halbakustischen Mittelalter-Folk-meets-Space-Rock-Dingens «Abendrote» das Ende erreicht wird, weiss man kaum mehr, wo einem der Kopf steht. Dabei ist klar: Wizard Tattoo hat mit «Fables Of The Damned» ein tolles Werk geschaffen. Dass nicht jeder Ton sitzt, macht das Hörerlebnis umso schöner. Die abgedrehte Story, die glorreichen Riffs und die eigenwilligen, kreativen Songs machen unglaublich Spass. Und genau das sollen Doom und Stoner Rock auch. Nicht alles muss immer todernst sein, das Leben ist ohnehin schon verwirrend genug, ob mit oder ohne Zaubertattoo.