Rise Records / VÖ: 21. Februar 2025 / Punk
winonafighter.com
Text: David Spring
Ist das bereits der «Mandela Effekt», wenn man das Gefühl hat, eine Band schon ewig zu kennen, obwohl diese eigentlich erst seit ein paar Jahren existiert? So geht es mir mit Winona Fighter aus Nashville. Nicht nur scheint das Trio um Frontfrau Coco Kinnon in den Vereinigten Staaten bereits auf riesigen Bühnen zu tanzen, ihr Debütalbum «My Apologies To The Chef» ist so dermassen stark, dass man kaum glauben kann, dass es davor erst eine einzige EP gab.
Die Band spielt modernen, melodiösen und äusserst druckvollen Punkrock der amerikanischen Sorte. Von (ganz) frühen Blink-182 über Bad Religion bis hin zu aktuellen, internationalen Grössen wie Press Club, Still Talk oder Mannequin Pussy schwingen da viele namhafte Einflüsse mit. Winona Fighter klingen dabei wie das Beste aus all diesen Welten und trotzdem völlig eigen – beachtlich! Was umgehend besondere Freude bereitet, ist, dass man dem Debüt gleich anhört, dass DIY noch grossgeschrieben wird und alles komplett in Eigenregie produziert und aufgenommen wurde. Da knackt der Bass, es scheppern die Drums und die Gitarren fegen alles weg – niemals überproduziert oder verweichlicht, alles klingt fantastisch, frisch und ehrlich.
Aber genug um den heissen Brei herum krakeelt: «My Apologies To The Chef» ist ein gottverdammtes Meisterwerk. Spätestens ab dem grossartig betitelten «You Look Like A Drunk Phoebe Bridgers», ist der Fall klar: Winona Fighter sind das Beste, was der US-Punk seit langem hervorgebracht hat. Erfrischend ist, dass Frau Kinnon, die übrigens auch das Schlagzeug gleich selber eingespielt hat, absolut kein Blatt vor den Mund nimmt und schimpft wie ein Rohrspatz. Passend zur wundervoll unflätigen Ausdrucksweise sind die Texte, die von sehr persönlicher Natur sind und aus dem Leben erzählen, wobei schwierige Themen wie sexuelle Gewalt, Depression und mentale Gesundheit sowie die allgemein schwierige Lage von nicht-konformen Menschen in den USA oft und pointiert effektiv zur Sprache kommen.
Die Platte ist all killer no filler, wie man so schön sagt. Keiner der 14 Songs überschreitet die Dreiminutengrenze, ruhige Momente oder Verschnaufpausen suchst du da vergebens. Winona Fighter halten zudem die perfekte Balance aus frisch-fröhlichem Pop Punk und beinahe an Hardcore erinnernde Härte. In der Tat sind sie am besten, wenn die Intensität wie in der glorreichen Vorabsingle «Hamms In A Glass» oder dem fantastischen «I’m In The Market To Please No One» nach oben geschraubt wird – und die wuchtigen Gitarren sowie Kinnons wütende Stimme aus den Boxen peitschen. Was für eine Freude, da ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Mir ist bewusst, dass diese Besprechung hier etwas überschwänglich zu werden droht, aber was soll ich sagen, Winona Fighter machen alles richtig. «My Apologies To The Chef» ist eine nahezu perfekte Punk-Platte, die alles, was dieses Genre so toll macht, wundervoll auf den Punk (-t) bringt. Keine Ahnung, wie die Band es geschafft hat, aus dem Nichts heraus ein solch fantastisches Album zu produzieren, aber here we are! Winona Fighter, meine Damen bis Herren, viel besser ist gar nicht möglich!
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