Datum: 25. – 26. März 2011
Ort: Whitby (UK)
Website: WGW
Im beschaulichen Städtchen Whitby findet regelmässig an zwei Wochenenden im Jahr ein kleines, aber feines Festival statt. Und weil diesen März die Schweizer The Beauty Of Gemina bereits zum zweiten Mal eingeladen wurden, war dies natürlich ein guter Grund, mit ihnen zusammen auf diese Reise zu gehen.
Das schmucke Plätzchen an der rauen, englischen Ostküste in Yorkshire verwandelte sich zu einem Pilgerort für Gothic-Leute, die von den Einwohnern freundlich aufgenommen wurden. Hoch oben auf der Klippe thronen die Überreste der Whitby Abbey aus dem 13ten Jahrhundert und bieten zusammen mit dem Friedhof eine schaurig romantische Kulisse, die bereits Bram Stoker zu seinem legendären Werk „Dracula“ Muse gestanden war. Und so verwundert es denn auch nicht, dass Vampire und Count Dracula in ganz Whitby zu finden sind und kommerziell ausgeschlachtet werden. Das verzeihen wir jedoch gerne, denn die Menschen sind sehr herzlich und versprühen ihren britischen Charme.
Schlecht geschätzt wage ich zu sagen, dass an den beiden Festival-Tagen höchstens 1000 Besucher zugegen waren. Die Konzert-Location im Pavillon oberhalb der Klippen mit einer imposanten Aussicht aufs Meer ist zwar schön gelegen, versprüht aber eher einen Turnhallen-Charme und die Verkaufsstände sind sehr schnell abgeklappert. Überhaupt mutet alles etwas chaotisch und unorganisiert an. Leute kommen und gehen, doch verweilen tut man tagsüber nicht. Erst am Abend füllt sich die Halle ein wenig, doch weder am Freitag noch am Samstag wird es unangenehm voll, bis hin zur Headliner-Show.
Musikalisch wird auf 80er Retro-Style und Punk-Rock gesetzt. Am Freitag versucht sich Dr Arthur Krause in bester Sisters Of Mercy Nebel-Verschleierungstaktik möglichst unauffällig auf der Bühne zu verstecken. Lag vielleicht daran, dass ihr Sound nicht gerade überzeugend war. Alles schon mal gehört und nach fünf Minuten langweilig. Dafür rockten die Frauen von Fuzzbox so richtig ab und zeigten den Herren im Hause, wie man das macht.
Am Samstag dann wieder cure-style Musik von den Luxury Stranger und danach Horror-Punk mit den Frankenstein’s. Irgendwie muss der Sänger zu lange unter der Sonnenbank gelegen haben oder vielleicht lag’s auch nur am Alkoholpegel, aber so richtig überzeugen konnten sie mich leider nicht.
Um 22 Uhr folgte ein krasser Stilbruch mit den The Beauty Of Gemina. Im Publikum fanden sich nun absolute Fans und solche, die lieber wieder Punk hören wollten. Der Dark-Wave-Sound der Gemina’s musste dann bei so manchem erst mal ankommen und verstanden werden. Und plötzlich tanzten die ersten und waren begeistert.
Aber eigentlich ging es an diesem Abend vor allem um die Ikonen aus den 80ern schlecht hin, also für mich zumindest. 🙂 The Damned spielten eine ihrer wenigen Konzerte und allein das, wäre für mich Grund genug, eine Reise nach England zu unternehmen. Allerdings enttäuschten mich die ersten zwei Drittel des Sets und die Energie der frühen Jahre kam nicht auf. Als sie dann jedoch endlich „Shadow Of Love“ und „Neat Neat Neat“ spielten, da würde es fetzig und machte Spass.
Alles in allem, Englisches Essen ist ein Graus und nach drei Tagen vor Fett triefendem Essen, ist man froh, wieder etwas „einfaches“ zu Hause essen zu können. Sowieso als Vegetarier hat man einen schlechten Stand und die ganzen Brösel-Käse-Sandwiches bleiben einem schon nach zwei Tagen im Halse stecken. 🙂
Whitby Gothic Weekend, eine feine Sache, die man zusammen mit einer Reise durch England durchaus wieder einplanen kann. Nächster Termin für Reiselustige: 4. – 5. November 2011.
Geschrieben von: Nicole Imhof