Band: War On Women
Album: Wonderful Hell
Genre: Hardcore
Label: Bridge Nine Records
VÖ: 30. Oktober 2020
Webseite: War On Women bei FB
Der Kampf gegen Ungerechtigkeit, Sexismus, Rassismus, toxische Maskulinität und die Tatsache, dass viele Menschen auf diesem Planeten nicht dieselben Rechte haben, ist leider wohl nie vorbei. In dieser gefährlichen und ungewissen Zeit tut es gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die uns dabei helfen können, unsere Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen.
Zu diesen Menschen gehören auch die Musiker*innen von War On Women. Bekannt für ihre unverblümten Positionen, den radikal durchgesetzten intersektionalen Feminismus und ihre furiosen Songs, erscheint nun mit „Wonderful Hell“ ihr drittes Album. Mit dem explosiven Opener „Aqua Tofana“ ist von Beginn an klar, dass die Band nichts an Aggressivität und Klarheit eingebüsst hat, doch, dass zu purer Wut auch Humor dazu gekommen ist. Der Song thematisiert all die unsäglichen Frauenfeinde, die Feministinnen oft vorwerfen, alle Männer töten zu wollen. Die Band versucht schon gar nicht mehr erst, solche Leute zu konvertieren, sondern macht sich nur noch darüber lustig.
Wer nun aber annimmt, dass War On Women plötzlich softer oder gar weniger „in your face“ geworden wären, könnte nicht falscher liegen. Das brutale „White Lies“ geht mit systemischem Rassismus und dessen Unterstützern aufs Stärkste ins Gericht. „This Stolen Land“ beginnt mit dem bekannten „This land is my land, this land is your land“-Kinderchor, nur um dann zu einer heftigen mid-tempo Dampfwalze zu werden und die anhaltende Flüchtlingskrise sowie das tragische Schicksal der Native Americans zu thematisieren. Sängerin Shawna Potter nimmt kein Blatt vor den Mund, ihr Gesang zwar melodiöser, aber nicht minder ungehemmt und angepisst. Neben all den soziopolitischen Themen kommen ebenfalls persönliche Gefühle zur Sprache. Potter gibt ungeniert zu, dass der stete Kampf merkliche Spuren an ihr lässt. Im genialen letzte Lied „Demon“, einem eher ruhigen und mit über sechs Minuten ungewohnt langen Stück, sagt sie, dass es okay ist, ab und zu einfach nicht mehr zu können. Wir alle haben mit unseren inneren Dämonen zu kämpfen und es ist in Ordnung, Schwäche zu zeigen.
„Wonderful Hell“ macht alles richtig und setzt genau da an, wo War On Women mit „Capture The Flag“ 2018 aufhörten. Die Botschaft ist mehr als klar und musikalisch gibt es wie gewohnt vorzüglichen Hardcore mit viel Gefühl und Abwechslung. Die Band ist gereifter, die grenzenlose, manchmal beinahe chaotische Wut der Vorgängeralben ist präzisierter und fokussierter denn je. Laut Potter geht es am Ende des Tages nicht darum alles niederzubrennen und neu anfangen zu wollen. Wir haben nur diese eine Welt und jede*r soll und muss das zum Kampf beitragen, was er oder sie kann. Es liegt noch ein weiter Weg vor uns, um gleiche Rechte für alle Menschen zu erlangen, doch dank der Musik und der Menschen von Bands wie War On Women scheint die Sache nicht ganz so hoffnungslos.
Tracklist:
1. Aqua Tofana
2. Milk And Blood
3. Wonderful Hell
4. This Stolen Land
5. White Lies
6. Big Words
7. Seeds
8. Her?
9. In Your Path
10. The Ash Is Not The End
11. Demon
Bandmitglieder:
Shawna Potter – Gesang
Brooks Harlan – Gitarre
Jennifer Vito – Gitarre
Sue Werner – Bass
Dave Cavalier – Schlagzeug
Gründung:
2010
Text: David Spring