Revolvermann Records / VÖ: 30. Juni 2023 / Black Metal
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Text: David Spring
Wehe, wer sich in diesen sonnigen, heissen Sommer-Wochen allzu frohgemut wähnt. Gelegentlich soll man sich nämlich in Erinnerung rufen, dass es mit der Welt zu Ende geht und dass Lichtblicke ohnehin nur perverse Illusion sind. Wem das ein Bisschen zu viel des Guten erscheint, macht die Rechnung ohne Vordt. Deren eigens gewählte Genre-Bezeichnung des Depressive Black Metals, lässt wenig Raum für Interpretation. Die epischen Songs auf ihrem Debüt «Ashes» erst recht nicht.
Vorneweg: Vordt schreiben sich gross auf den Banner, dass sie strikt gegen sämtliche Formen von Rassismus und Xenophobie stehen. Irgendwelche fehlgeleiteten NSBM-Spackos müssen also trotz der eher nihilistisch wirkenden Musik gar nicht erst in Versuchung kommen. Sehr schön, wenn eine junge Band so klar Stellung bezieht. Inhaltlich behandelt «Ashes» nicht politische Themen, sondern bewegt sich in Black Metal nahen Gefilden wie Depression, Verzweiflung und Menschenflucht. Das Attribut „depressiv“ steht nicht umsonst in der Kategorisierung der Band, denn fröhlich ist gar nichts an dieser grossartigen Platte.
Und grossartig ist die Musik von Vordt. Der titelgebende Opener fungiert als Intro. Hallende Gitarrenklänge und langsam ansteigende Intensität malen ein hoffnungsloses Bild, doch die ganze Macht entfesselt sich in „Isolation II“. Spätestens, wenn der markerschütternde Gesang der Sängerin einsetzt, läuft es einem kalt den Rücken herunter. Es folgen fast 40 Minuten furchteinflössender, bösartiger Black Metal, dessen brutale Gewalt vor allem durch die immer wieder eingesetzten atmosphärischen Passagen akzentuiert wird. Die Spielzeit der Platte wird auf nur vier Songs plus Intro aufgeteilt. Dadurch besteht viel Raum für bedrohliche Ruhe und bedrückende Momente. Sämtliche Stärken und vor allem die dunkle Schönheit des Black Metals werden voll ausgekostet.
Das Album ist trostlos und zermürbend. Immer wieder scheint es fast unmenschlich, wie schmerzverzerrt und fremdartig die Schreie der scheinbar anonymen Sängerin wirken. Vergleiche lassen sich allenfalls mit Oathbreaker herstellen, ist deren Mix aus vernichtender Härte und aussichtslosem, weltlichem Schmerz ähnlich effektiv und berührend. «Isolation I», das merkwürdigerweise auf «Isolation II» folgt, treibt diese unheilige Mixtur auf die Spitze, doch ist es das dreizehnminütige «Exit», das zum Schluss alles in den Schatten stellt. Der Song ist eine schier unbeschreibliche Urgwalt.
Die hervorragende Produktion, die perfekt zwischen fett und druckvoll sowie artigem Kvlt und DIY-Spirit liegt, ist gnadenlos und transportiert die schmerzliche Natur des Songs hervorragend. Vordt überzeugen auf «Ashes» zu jeder Sekunde ihres dunkelschwarzen Schaffens. So verzweifelt, so hart, so wunderschön hat Black Metal schon lange nicht mehr geklungen. Was für ein unglaublicher Einstand einer bisher weitestgehend unbekannten Band. Da dürfen wir noch auf viel Grosses gespannt sein.