Band: Voivod
Album: Target Earth
Label/Vertrieb: Century
Veröffentlichung: 22. Januar 2013
Website: voivod.com
Geschrieben von: Thomas Lang
Nach fast zwei Monaten Dauerrotation von Target Earth in meinem Player, erfüllt sich nun ein langjähriger Wunsch: Ich verfasse die Rezension eines Voivod Albums. Eine Band, die mich seit gut 25 Jahren begleitet und fasziniert. Mein Gott, was waren das damals für visionäre Scheiben! „Killing Technology“, „Dimension Hatröss“, „Nothingface“ oder „Angel Rat“, Namen die jedem Prog-Metal-Freak die Tränen in die Augen treiben.
Um die Jahrtausendwende wurde es etwas stiller um das Kanadische Quartett, wofür auch der Weggang von Sänger Snake und Basser Blacky verantwortlich war. Letzterer wurde seinerzeit namhaft durch Jason Newsted ersetzt, der bei Metallica die Schnauze endgültig voll hatte. Es wurden zwar weiterhin hochwertige Alben produziert, die Qualität der oben genannten Referenzscheiben konnte aber nicht mehr erreicht werden. Nach dem traurigen und viel zu frühen Tod von Denis „Piggy“ D’Amour war für viele das Kapitel Voivod beendet.
Es folgten noch zwei alles andere als schlechte Alben (vor allem „Infini“ finde ich grandios), welche zum Großteil auf Songstrukturen und Riffs von Piggy basierten, die er kurz vor seinem Ableben übergeben hatte. Mit „Target Earth“ steht nun das 13. Studioalbum in den Läden, welches erstmals ohne jede Beteiligung des unvergesslichen Riff-Künstlers entstanden ist. Und das hat es in sich.
Nach kurzem Intro kommt der eröffnende Titel sofort auf den Punkt und zimmert dem Hörer ein Grinsen ins Gesicht. Die sägenden, abgehakten Gitarren, der ratternde Bass vom wieder heimgekehrten Blacky und dazu Snakes knarziges, nasales Organ. Dazu ein paar abgefahrene Verzerrungen und man fühlt sich wie zu seeligen Hatröss-Zeiten. Das rumpelnde „Kluskap O‘Kom“ im Anschluss setzt da gleich noch einen drauf. Allein schon diese abgedrehte Eröffnungssequenz, oder der sofort ins Ohr gehende Chorus, oder oder…
„Empathy For The Enemy“ mit asiatische klingenden Einstieg dann insgesamt etwas ruhiger und mit melodiöserem Gesang. Darüber sehr prominent die Gitarrenarbeit von Daniel „Chewy“ Mongrain, welcher sich absolut tadellos in das Voivod-Universum einfügt, was ganz gewiss keine leichte Aufgabe gewesen sein dürfte. Mit gut siebeneinhalb Minuten folgt mit „Mechanical Mind“ (Was für ein Name für einen Voivod Song!) nicht nur der längste Track des Albums, sondern auch der Beste. Dieses Stück bringt sämtliche Trademarks der Kanadier auf den Punkt. Mit Unmengen an Breaks und Riffs, spacigen Keyboardpassagen, abgedrehten „Nananaana“- Gesängen und zig Ecken und Windungen bringt einen diese Achterbahnfahrt an den Rand des Wahnsinns. Ganz, ganz groß.
Und es bleibt spannend. „Warchaic“ zu Beginn etwas ruhiger, drückt es im Verlauf ordentlich Richtung Weltraum. „Resitance“ ein rassiger Thrasher vor dem Herrn, der auf „Killing Technology“ hätte stehen können. „Kaleidos“ schlägt in die gleiche Kerbe, genauso wie „Corps Etranger“ welches auf Französisch gesungen daher kommt und somit einen weiteren Knoten ins Hirn des Hörers flicht. „Artefact“ beendet das Album schließlich thrashig-schräg-genial. Auffällig hier wieder die Präsenz von Blacky’s Bass, der dem Stück einen wunderbaren Drive verleiht. Das kurz angerissene „Defiance“ wird nach etwa eineinhalb Minuten ausgeblendet und stellt eine Art Vorschau auf das kommende Album dar. Diesen Schnipsel hätte man sich sparen können, aber egal, stören tut er auch nicht wirklich.
Fazit:
VOIVOD haben dem enormen Druck standgehalten und auf Target Earth alles richtig gemacht. Entstanden ist ein Album, dass sich viele Fans schon Mitte der 90iger gewünscht hatten und welches herrlich Retro aber auch unglaublich zeitgemäß klingt. Die spacig-sperrig-progressiven Songmonster werden auch beim hundertsten Durchlauf nicht fad und stellen einen Meilenstein in der Voivod-Diskografie dar.
Der Sound ist angenehm kantig-roh und wirkt in keinster Weise künstlich. Ein Glück, dass VOIVOD einen Gitarristen wie Chewy gefunden haben. Piggys Stelle wurde würdig übernommen.
Den Pokal für das Metal-Album des Jahres schon jetzt zu vergeben ist natürlich Schmarrn. „Target Earth“ zu toppen dürfte aber schwer werden. Klare Höchstwertung.
Anspieltipps: „Kluskap O’Kom“, „Mechanical Mind“
Tracklist:
1. Target Earth
2. Kluskap O’Kom
3. Empathy for the Enemy
4. Mechanical Mind
5. Warchaic
6. Resistance
7. Kaleidos
8. Corps Étranger
9. Artefact
10. Defiance
Bandmitglieder:
Denis „Snake“ Bélanger – Gesang
Daniel „Chewy“ Mongrain – Gitarre
Jean-Yves „Blacky“ Thériault – Bass
Michel „Away“ Langevin – Schlagzeug
Gründung:
1981