Band: Violent Soho
Album: Everything Is A-OK
Genre: Grunge / Alternative Rock
Label: Pure Noise Records
VÖ: 3. April 2020
Webseite:violentsoho.com
Das amerikanische Independent-Label Pure Noise Records hat schon viele namhafte Bands und Solokünstler der lauten Genres unter seine Fittiche genommen. Nun hat es Familienzuwachs bekommen: Violent Soho. Mit Plattenlabels haben die vier Australier schon so ihre Erfahrungen gemacht, immerhin handelt es sich bei „Everything Is A-OK“ bereits um ihr fünftes Album – veröffentlicht mit dem fünften Label. Auch sonst mangelt es dem Quartett nicht an Erfahrung: Ausverkaufte Shows, Headlining Tours, Chart-Platzierungen – sogar einen Teil des Soundtracks für eine Sims-Erweiterung konnte die Band beisteuern. Natürlich in Simlisch. Wie stolz die Band, die Künstler wie Nirvana, Mudhoney oder die Pop-Punker von Blink-182 zu ihren Idolen zählen, auf diesen wichtigen Eintrag in ihre Bandbiografie ist, sei vorerst dahingestellt. Viel wichtiger ist es, dass sie mächtig stolz sind auf „Everything Is A-OK“.
„Es ist ehrlich. Es gibt nicht vor, etwas anderes zu sein, als das es ist“, so Sänger und Gitarrist Luke Boerdam über das neue Album. Inhaltlich dreht sich alles um persönliche Erfahrungen der Bandmitglieder, die dabei nicht zu wenig unsere Gesellschaft und deren Hang zu Selbstinszenierung und scheinbarer Selbstoptimierung kritisieren. „And I wanna know/ What it feels like to touch the grass again/ Why do they see/ Right through me all the time/ ‚Cause they all want the good life/ But I just want to breathe“ singt Boerdam bei „Vacation Forever“. Da ist nicht viel Poetisches, wenig Spielraum für ausgebreitete Interpretationen, die Message ist simpel und klar.
Das passt durchaus zum Image der Band, die sich nie die Mühe gemacht hat, Dinge schön zu reden. Gegründet wurde Violent Soho vor nunmehr 16 Jahren, als die vier – damals noch – Teenager gemeinsam die Highschool besuchten. Gleichzeitig verbrachten sie ihre Freizeit zusammen – in christlichen Jugendgruppen. Die ersten Lyrics für die Band verfasste Boerdam im Alter von 14 Jahren. Später, nachdem Autos für die Finanzierung von Aufnahmen verkauft worden und Nebenjobs bei McDonalds hingeschmissen worden waren, erlangte das Quartett internationale Aufmerksamkeit mit Songs wie „Covered in Chrome“ und „In The Aisle“ (mitunter auch aufgrund des für viel Gesprächsstoff sorgenden Videos: Es zeigt einen nackten Fahrradfahrer beim Austeilen von Flyern). Doch trotz hochrangigen Chartplatzierungen und Awards liessen die vier Australier dem Leben ausserhalb der Band stets mehr Priorität zukommen als dem kommerziellen Erfolg.
Dies trägt sicherlich dazu bei, dass Violent Soho sich Zeit lassen für ihre Alben und Wert darauf legen, echt und ehrlich zu klingen. So auch bei „Everything Is A-OK“. Im Leben soll es darum gehen, sich selbst zu sein und nicht, anderen etwas vor zu machen. Das bedeutet auch, dass auf dem Album neben grungy Tracks wie „Easy“ oder „Pick It Up Again“ Platz bleibt für Balladen-artige Songs wie „Slow Down Sonic“ und „A-OK“. Weil auch das echt ist und offenbar dem Ausdruck verleiht, was Violent Soho der Welt mitteilen möchte. Geflucht wird auf „Everything Is A-OK“ deutlich weniger, verglichen mit den früheren Alben.
Der Ausdruck „A-OK“ bedeutet so viel wie „mehr als okay“ oder „absolut in Ordnung“. Hätte die Band gewusst, in welchem Zustand sich die Welt zum Zeitpunkt der Veröffentlichung befinden wird, hätte sie sich vielleicht noch für einen alternativen Titel entschieden. Obwohl sich „Everything Is A-OK“ gerade mit bitterem Beigeschmack liest, ist der Zynismus des Albums doch auch irgendwie gerade Balsam für die aufgewühlte Seele. Und so ein bisschen Ironie ist ja auch ganz absolut in Ordnung. Also, A-OK.
Tracklist:
1. Sleepyear
2. Vacation FOrever
3. Pick It Up Again
4. Canada
5. Shelf LIfe
6. Slow Down SOnic
7. Lying On The Floor
8. Easy
9. Pity Jar
10. A-OK
Bandmitglieder:
Luke Boerdam – Gitarre und Gesang
James Tidswell – Gitarre
Luke Henery – Bass und Gesang
MIchael Richards – Schlagzeug und Perkussion
Gründung:
2004
Text: Sarah Rutschmann