Band: Vennart
Album: To Cure A Blizzard Upon A Plastic Sea
Genre: Progressive Rock
Label: Medium Format
VÖ: 14. September 2018
Webseite: mikevennart.tumblr.com
Es ist stets ein schmaler Grat, auf dem sich der Musiker Mike Vennart bewegt. Die Frage ist, ob dieser ihn auf seinen Zenit führt oder ob er darauf etwas vor sich hin und auf die Spitze treibt. Bereits mit Oceansize war es immer auch ein Kampf zwischen Genialität und dem Verlust des roten Fadens, der Helden in Form von grossen Songs hervorbrachte. Ein solcher Held heisst “That’s Not Entertainment“ und steht wörtlich für die Marschroute des zweiten Albums von Vennart.
Der Mann aus Manchester, der unter anderem fester Tourgitarrist von Biffy Clyro ist, erzählt aber auch selbst von einem schmalen Grat: dem zwischen Achtsamkeit, Wahnsinn und Magie. Während Wahnsinn und Magie tatsächlich nahe beieinander scheinen, muss sich der Modebegriff Achtsamkeit eher dazwischen quetschen. Dass nebenher auch noch Themen wie Vaterschaft und Plastikmüll verarbeitet werden, gibt dem Album einen ordentlich breiten Überbau.
Es braucht dementsprechend Zeit, das Knäuel namens “To Cure A Blizzard Upon A Plastic Sea“ zu entwirren. So umständlich wie der Albumtitel klingt, verheddern sich die Melodien und Rhythmen manchmal ineinander. Vennart schien auf seinem Debüt “The Demon Joke“ die entscheidenden Lehren aus verlorenen Schlachten gezogen zu haben, indem er seine beeindruckende Vielseitigkeit, die wie ein Progmonster alle guten Ideen zu zerlegen droht, zu einem kompakten Gesamtwerk verdichtete – eines, das trotzdem Komplexität und das Schlagen von Haken zuliess.
Diese Dichte hat sein zweites Album nicht, es öffnet sich vielmehr in alle möglichen Richtungen. Exemplarisch lässt sich das an “Robots In Disguise“ festmachen: Das letzte Lied könnte vieles sein, will sich aber nicht entscheiden und kann so nicht in die Tiefe sinken. Dem eigenen Genie am nächsten kommt Vennart im zweiten Glanzlicht des Albums “Diamond Ballgag“, das seine herausragenden gesanglichen Möglichkeiten voll zur Geltung kommen lässt. Hier blitzt es auf, das gesamte Können, das man permanent in seinem Nacken spürt – es muss nur so unendlich schwer sein, dieses Biest zu zähmen.
Tracklist:
1. Binary
2. Donkey Kong
3. Immortal Soldiers
4. The Wave
5. Friends Don’t Owe
6. Spider Bones
7. Sentientia
8. That’s Not Entertainment
9. Diamond Ballgag
10. Robots In Disguise
Bandmitglieder:
Mike Vennart – Gesang und Gitarre
Steve Durose – Gitarre
Richard „Gambler“ Ingram – Keyboards
Denzel – Schlagzeug
Text: Michael Messerli