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Vanishing Twin – Ookii Gekkou

11/10/21
von Sebastian Leiggener


Fire Records / VÖ: 15. Oktober 2021 / Psychedelic Folk, Jazz
vanishingtwin.co.uk

Text: Sebastian Leiggener

Ein Tanz an einem Ort an dem es immer dunkel ist. Zart beschienen vom „Ookii Gekkou“, dem Big Moonlight. Da wippen wir dann im Kreis hin und her mit geschlossenen Augen in dieses sanfte Licht, das die Normalität für kurze Zeit aussetzt, hinein in den psychedelischen Folktraumfänger.

Mit ihrem neuen Album verarbeiten Vanishing Twin aus England denn auch die Zeit im Lockdown und reisst musikalisch diesen erlebten Wahnsinn raus in eine schräge Fantasie. Neue Einflüsse lassen einen erfrischenden Drive entstehen, welcher der sonst schon kuriosen Mischung dieser Band eine weitere Fülle verleiht. Besonders Spass macht der geschmeidig leichte Jazz der sich beinahe durch das ganze Album zieht, jedoch immer dezent im Hintergrund bleibt. Das „Ookii Gekkou“ (japanisch für „Big Moonlight“) erlaubt sich mit „Phase One Million“ auch mal die Verwandlung zur Spiegelkugel, welche ihre Discoklänge drehend an die Wände strahlt, spekturiert mit Akzenten von farbigem Afrofunk. Es folgen Flötenklänge im Synthteppich verwebt, mit gesungenen Fransen versehen.

Mystisch angehaucht lässt „The Organism“ aufhorchen. Fühlt sich an – durchgehend beobachtet zu sein, in dieser ewigen Dunkelheit. Ein innerer Kampf zwischen Fluchtdrang und Faszination – dargestellt in der Nervosität des Xylophons. Asiatische Einflüsse gesellen sich zu alledem noch hinzu. So überspannt „In Cucina“ das Morgen- mit dem Abendland. Gegen Schluss hin nähert sich der Sound in „Tub Erupt“ und „The Lift“ eher wieder dem Gewohnten der Band zu. Lehnt sich stärker an den Psychedelic Folk und wird nochmal galaktisch und tanzbar.

Diese enorme Fülle an Inhalten klingt schon beinahe nach Übersättigung, ist es aber überhaupt nicht. Die Vielfalt gibt dem Album zwar eine gewisse, schwer zu fassende, Komplexität. Über allem schwebt, als umspannende Verbindung, aber immer dieser leichte Hauch Retrosound der mich überzeugt hat. Er fängt alles auf, hüllt es in Schummer vergangener Zeiten und lässt über das ganze Album hinweg driften. So wandelt sich dieses „Ookii Gekkou“ von der Diskokugel zur japanisch aufgehenden Sonne. Wird zum leuchtend gierigen Blick einer Raubkatze und schwitzt unter dem Retro Super Touper. Schliesslich ist es aber eben doch nur das sanfte, immer zuversichtlich scheinende Mondlicht, welches Vanishing Twin mit diesem Album verspielt einsetzt und damit jedem Song seinen ganz eigenen, immer etwas schrillen, Fokus verleiht.


Eingeordnet unter Musik-Rezension Schlagworte: Avantgarde, Folk, Jazz, Ooki Gekkou, Psychedelic, Sebastian Leiggener, Vanishing Twin
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