Band: Turbostaat
Album: Uthlande
Genre: Punk
Label: PIAS
VÖ: 17. Januar 2020
Webseite: turbostaat.de
Man findet sich schnell zurecht auf dem siebten Album von Turbostaat. „Uthlande“ klingt so vertraut, dass alte Erinnerungen sich mit neuen Gefühlen verbinden. Wie ein Lieblingsferienort – es muss nicht immer die gleiche Bleibe sein, auch nicht immer die gleiche Jahreszeit, dennoch wähnt man sich irgendwie zuhause. Man weiss, wo man was kriegt, es lauern keine grossen Überraschungen hinter der nächsten Ecke. Und trotzdem verändert sich ein Ort. Je öfter man da ist, desto weniger fällt das einem auf. Man war nicht lange weg von Turbostaat, ihr Konzeptalbum „Abalonia“ ist zwar ziemlich genau vier Jahre her, ihr Livealbum „Nachtbrot“ hingegen stammt aus dem Vorjahr. Es war das Jahr des 20-jährigen Bestehens der Punkband aus Flensburg.
Es ging dann doch recht schnell mit einer neuen Platte, das schien eigentlich nicht so geplant. „Uthlande“ ist kein Konzeptalbum und in gewissen Phasen auch einfach mal passiert bzw. so sein gelassen, wie es die Treppe heruntergepoltert ist, erwähnt Marten Ebsen im Interview mit DIFFUS. Produziert wie gewohnt von Moses Schneider, live eingespielt und auch die Liednamen wie alte Bekannte. Man weiss, wo was steht. Die eine Frage sei deshalb erlaubt: Können sie nicht anders? Was der Gefahr einer gewissen Sättigung entgegenwirkt, sind bei Turbostaat die Qualität ihrer Songs. Auch die bleibt konstant – und zwar konstant hoch. Turbostaat sind eine Institution: Eine tolle Platte nach der anderen, mit „Abalonia“ als Höhepunkt und live sowieso grandios. Da verträgt es ein „klassisches“, an grossen Neuerungen armes Album wie „Uthlande“.
Kein Turbostaat-Album ohne Inhalt: Die „Rattenlinie Nord“ gab es wirklich und stellt einen leider aktuellen Bezug zu heute her, Stine und Luzi sind reale Figuren. Das plattdeutsche Wort „Uthlande“ steht für die der nordfriesischen Küste vorgelagerten Inseln, Halligen und Marschen. Es sind neben der Musik natürlich auch die Texte und der Gesang, welche die angenehme Vertrautheit sowie die Qualität ausmachen. Ein paar Backings mehr haben in den Sound gefunden, was ihm sehr gut steht. Bärenstarke Songs wie „Schwienholt“, das im ersten Refrain noch auf den Bandchor verzichtet, damit er dann umso mehr Wirkung zeigt, gibt es zur Genüge. Es gefällt einem also immer noch sehr gut, an diesem Lieblingsferienort – kein Grund, nicht wieder zu kommen. Und noch keine Anzeichen dafür, dass sich das beim nächsten Besuch bereits ändern sollte.
Tracklist:
1. Rattenlinie Nord
2. Meisengeige
3. Ein schönes Blau
4. Schwienholt
5. Stine
6. La Hague
7. Nachtschreck
8. Luzi
9. Heilehaus
10. Brockengeist
11. Hemmingstedt
12. Stormi
Bandmitglieder:
Jan Windmeier – Gesang
Rollo Santos – Gitarre
Marten Ebsen – Gitarre
Tobert Knopp – Bass
Peter Carstens – Schlagzeug
Gründung:
1999
Text: Michael Messerli