Hummus Records / VÖ: 20. Oktober 2023 / Black Metal
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Text: David Spring
Das in La Chaux-de-Fonds ansässige Musiklabel Hummus Records ist sowohl schweizweit wie auch international bekannt für unvergleichliche, interessante und intensive Musik. Bands und Künstler:innen wie Emilie Zoé, Coilguns, Anna Aaron oder Yrre schlagen seit Jahren grosse Wellen. Mit Trounce steht uns nun das nächste herausfordernde und faszinierende Projekt ins Haus, denn ihr erstes Album «The Seven Crowns» ist nichts für schwache Nerven.
Trounce ist das lärmige Kind von Hummus-Chef und Coilguns-Saitenhexer Jonathan Nido. Im Auftrag des niederländischen Roadburn Festivals versammelte er allerlei talentierter Musiker:innen um sich herum, um ein ursprünglich einmaliges Black-Metal-Spektakel zu veranstalten. Wie es im Leben aber so ist, kann aus etwas Einmaligem schnell etwas Festes werden, wenn die schwarzen Sterne genau richtig stehen. Was aus einem Haufen programmierter Blastbeats und durch Dark Funeral inspirierte Gitarren-Riffs entstand, ist nun ein knochenhartes, brutales Album. «The Seven Sleepers» eröffnet das Werk und lässt gleich sämtliche Zweifel hinter sich liegen, dass hier etwas anderes als Grosses vorliegen könnte. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit, brutalen, aber kristallklaren Gitarren und der unvergleichlich flehenden und klagenden Stimme von Sänger (und Hummus CFO sowie Ex-Kruger-Frontmann) Renaud Meichtry klingt der Song unvergleichlich.
Das Projekt Trounce ging durch einige Iterationen. So standen bei der sagenumwobenen Roadburn-Performance zusätzliche Musiker:innen wie Naser Sulejmani, Lea Martinez (Svarts) und Anna Sauter-McDowell (Yrre) mit auf der Bühne, die alle dazu beitrugen, um den Klang der Band zu formen. Im Studio wurde alles etwas abgespeckt, was dazu führt, dass die Songs noch viel mehr mitten in die Fresse knallen. Man höre sich nur einmal den unfassbar bösartigen Gitarrensound auf dem Track «Codex» an. Musikalisch erinnert Trounce gelegentlich an Bands wie Mastodon oder Meshuggah – vernichtend heavy und unberechenbar – die manchmal beinahe mechanischen Blastbeats, welche die Songs nach vorne ziehen, lassen gleichzeitig aber nie die Black-Metal-Wurzeln vermissen. Dazu gesellt sich etwas Shoegaze, Noise, Doom und Punk, um eine wundervolle Kakophonie sondergleichen zu schaffen.
«The Seven Crowns» ist definitiv kein einfaches Album. Beim ersten Durchhören klingt alles sehr ähnlich und man braucht etwas Zeit, um reinzukommen. Doch jeder Durchgang eröffnet neue Ebenen, kleine Details und viel Wunderschönes zum Entdecken. Die Platte bietet alles, was gute, extreme Musik ausmacht, und wirkt dabei tatsächlich frisch, neu und nie dagewesen. In der heutigen Zeit ist das eine beachtliche Leistung. So fügen Trounce ein weiteres, schwergewichtiges Teil in das immerwährende Puzzle ein, das die Schweizer Musikszene darstellt. Einzigartig, völlig losgelöst und leicht wahnsinnig, vor allem aber verdammt gut.