Band: Triptykon
Album: Melana Chasmata
Genre: Doom- / Gothic- / Death Metal
Label/Vertrieb: Century Media
Veröffentlichung: 11. April 2014
Website: triptykon.net
Geschrieben von Thomas Lang
Mit dem Comeback- und gleichzeitigem Abschlussalbum „Monotheist“, lieferten Celtic Frost 2006 ein Monument der dunklen Musikgeschichte. Ein Werk voller Wut, Tristesse und einer einzigartigen Atmosphäre, wie sie nur die Schweizer Urgesteine um Thomas Gabriel Fischer aka Tom G. Warrior schaffen konnten.
Nach dem etwas unschönen Ende der Band, hob Fischer mit Triptykon die legitime Nachfolgecombo aus der Taufe und entfesselte mit dem Debüt „Eparistera Daimones“ ein weiteres Erdbeben. Wie schon „Monotheist“, sorgt das Album auch nach dem 100ten Durchlauf noch für Unbehagen und vermittelt einem das Gefühl, man tue bzw. höre etwas Verbotenes.
Die Messlatte lag also hoch für den Nachfolger. Nichts weniger als ein weiterer Meilenstein wurde erwartet. Und Triptykon lieferten!
„Tree Of Suffocating Souls“ eröffnet brachial, schnell und hart. „I am your lie! I am, I am!“ schreit Fischer und spuckt dabei Gift und Galle. Der Song erinnert mit seinen temporeichen Passagen sehr an frühe Frost Zeiten, ohne auch nur im Ansatz altbacken zu wirken. „Boleskine House“ beginnt deutlich ruhiger mit leichter Gitarre und tribalartigem Schlagzeug. Der nach knapp 40 Sekunden einsetzende Bass von Vanja Šlajh geht dann direkt in Richtung Magengrube und lässt die ganze Wohnung vibrieren. Sowas hat man bis dato noch nicht gehört. Toms erzählender Gesang im Duett mit der wunderschönen Stimme von Gastsängerin Simone Vollenweider sorgt für Gänsehaut par excellence. Im krassen Gegensatz dazu die gegrowlten Parts, welche die ganze Wut Fischers zu kanalisieren scheinen. Ein unglaublich abwechslungsreicher und sprachlos machender Track.
„Altar Of Deceit“ dann sehr doomig und monumental. „Breathing“ tritt das Gaspedal wieder deutlich öfter durch. Die perfekt eingewebten Breaks und zum Teil sogar groovigen Passagen, sorgen für die nötige Abwechslung zur vorherrschenden Raserei, welche nur noch verbrannte Erde hinterlässt. „Aurorae“ im Anschluss flirrt gar auf Post-Rock’schem Wölkchen daher und stimmt den Hörer für gut 6 Minuten fast schon versöhnlich, lässt aber zu jeder Sekunde eine gehörige Portion Resignation und Depression mitschwingen. „Demon Pact“ erinnert mit seinem ruhigen Breaks und Fischers beschwörendem Sprechgesang an „Shatter“ von der vorangegangen EP. Doom Metal wie er bedrückender nicht sein kann.
In „In the Sleep of Death“ ist es neben der Triptykon typischen Tristesse vor allem Fischers Organ, welches beeindruckt. Schreie aus dem tiefsten Inneren wechseln mit entrücktem Gesang welcher in dieser Intensität zum letzten Mal auf „Into The Pandemonium“ zu hören war. „Black Snow“ ist mit über 12 Minuten der längste Track des Albums und erschließt sich erst nach etlichen Durchläufen. Sämtliche Trademarks werden hier zwar erneut gekonnt vereint, können aber über gewisse Längen im Song nicht hinwegtäuschen und verpassen dem Album an dieser Stelle eine leichte Delle. Im abschließenden „Waiting“ verzaubert erneut Vollenweider mit ihrer engelsgleichen Stimme und lässt das Album zusammen mit träumerischen Gitarren ausklingen.
Sieht Fischer die Welt nun wirklich so schwarz wie er es mit Triptykon auszudrücken versucht? Wenn ja, dann will man nicht in seiner Haut stecken. Der ausgeprägte abgrundtiefe Hass des Debüts steht auf „Melana Chasmata“ nicht mehr im Vordergrund. Es ist diese tief schwarze, depressiv-melancholische Atmosphäre, die den Hörer mit in den Abgrund reißt.
Der auf den beiden Vorgängern (Monotheist zähle ich hier ausdrücklich dazu) eingeschlagen Weg wird hier konsequent fortgesetzt. Die Zeit der großen Experimente scheint vorbei und man möchte meinen, Fischer ist endlich angekommen. Mit Triptykon schielt er in alle Richtungen über den Tellerrand und lebt seine künstlerische Freiheit vollends aus. Nichts wirkt hier gekünstelt oder aufgesetzt und die durchaus vorhandenen Parallelen zu Stücken aus der Vergangenheit erzeugen zu keinem Zeitpunkt einen faden Beigeschmack. Diese vielschichtige Musik mit ihrer extremen Detailverliebtheit mag sich vielleicht erst nach dem x-ten Durchlauf erschließen, belohnt den Hörer aber mit einer einzigartigen, faszinierenden Atmosphäre die neben viel Melancholie durchaus mit hell strahlenden Momenten aufwartet.
Der Sound dieser Scheibe ist eine einzige Wucht, ein Lehrstück in Sachen druckvoller Produktion. Für das Artwork wurden erneut Gemälde des kürzlich verstorbenen Schweizer Künstlers H.R. Giger verwendet. Allein hierfür lohnt es sich schon, sich die Vinyl Version von „Melana Chasmata“ zuzulegen, welche in edler Aufmachung als Doppel-LP mit Postern und großem Booklet aufwartet.
Fazit:
Verstörend, erhaben, intensiv, bedrückend, dunkel, schön.
„Melana Chasmata“ gehört zum Besten, was man in den letzten Jahren im extremen Metal bzw. im Musikzirkus überhaupt zu hören bekam. Eine Vertonung schwärzester Abgründe, die nahezu alle anderen musikalischen Finsterlinge in Ehrfurcht erstarren lässt. Käme „Black Snow“ etwas besser auf den Punkt würden hier vermutlich 10 Punkte vergeben. So sind es 9+ und ein kleiner Respektsabstand zum Überwerk „Monotheist“ wird gewahrt.
Uneingeschränkte Kaufempfehlung! Ugh!
Tracklist:
1. Tree Of Suffocating Souls
2. Boleskine House
3. Altar Of Deceit
4. Breathing
5. Aurorae
6. Demon Pact
7. In The Sleep Of Death
8. Black Snow
9. Waiting
Bandmitglieder:
Tom Gabriel Warrior – Gesang, Gitarre
V. Santura – Gitarre
Vanja Šlajh – Bass
Norman Lonhard – Schlagzeug
Gründung:
2008