Napalm Records / VÖ: 24. September 2021 / Hard Rock, Metal
marktremonti.com
Text: Madeleine Fuhrer
Bang! Schon der erste Song des neuen Albums „Marching In Time“ von Tremonti knallt richtig auf die Zwölf. Damit versprühen sie gleich zu Beginn ihre Vorliebe für die harte Musik.
Als Gitarrist des Jahres bezeichnet, demonstriert Grammy-Preisträger und Frontmann Mark Tremonti eindrücklich, dass er Meister seines Faches ist. Nicht nur charismatisch an den Saiten, sondern auch im Songwriting. Eingängigkeit, Einzigartigkeit und die weitreichende Inspiration sind unter anderem die Zutaten der Kompositionen. „Marching In Time“ ist das fünfte Studioalbum von Tremonti, inhaltlich durch aktuelle Geschehnisse angeregt. Produziert wurde das Ding von Michael „Elvis“ Baskette, einem langjährigen Freund und Kollaborateur, mit dem er seit 2007 zusammenarbeitet.
Hart, metallisch, schnell, mit knackigen Gitarrenriffs und treibendem Schlagzeug startet „A World Away“. Textlich berichtet dieser Song vom Ausstieg aus dem Jetzt und reflektiert Gedanken zur Freiheit und den Glauben an sich und die Welt. Unterlegt mit einer homogenen Gesangslinie, im Refrain weich und fliessen – es zeigt sich die progressive Ader. „Now And Forever“ startet mit einem kräftigen, präzisen Gitarrenspiel, mitten im Lied findet sich eine richtige Headbanging-Bridge. „If Not For You“ startet mit einem Keyboard-Einspieler, bevor es richtig episch losgeht. Bereits beim ersten Hören erzeugt dieser Song einen Sog, der Refrain hat einen folkigen Touch mit der verspielten Gitarrenfolge und endet mit einem brillanten Solo.
Heftiger geht es weiter mit „Thrown Further“, zumindest Instrumental. Auch hier sind die Vocals wieder fliessend und eingängig untergemischt, Gitarren und Schlagzeug treiben den Song an. Das Loslassen und losgelöst sein werden thematisiert. Bei „Let That Be Us“ ziehen Tremonti die Schrauben nochmal an und der Song geht gut ab, mit Blick auf das zukünftige Ich. Das erste Mal ruhiger wird es mit „The Last One Of Us“. Wir befinden uns Songtechnisch exakt in der Mitte von „Marching In Time“, eine wunderbare Verschnaufpause, mit akustischer Gitarre und einem weiteren Solo am Schluss. „In One Piece“ zerlegt die gewonnene Ruhe mit einem Schlag und zieht mit voller Kraft voraus, die musikalische Härte wird von den Gesängen umschmeichelt. Dramatischer wirkt „Under The Sun“, der darauffolgende Song „Not Afraid To Lose“ schliesst als herrliche Rockballade an. Ein hoffnungsvoller, positiv pushender Inhalt unterstreicht das.
„Bleak“ kommt progressiv daher, harte Stellen wechseln sich mit sanften ab. Der Song folgt keiner Systematik was Strophen und Refrain betrifft, eine typische Aufteilung gibt nicht. Dafür ein erneutes, verspieltes Gitarrensolo, bevor es in einem griffigen Rhythmus endet. Bei „Would You Kill“ nimmt einen die Rhythmusgitarre schön mit, aggressiv und schnell. „Was wäre, wenn…“, „was würdest du tun, wenn…“ sind die zentralen Zeilen und Fragestellungen der Lyrics. Der Titelsong „Marching In Time“ kommt als Zuckerchen zum Abschluss des Albums. Ein durch und durch episches Stück. Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der während der Pandemie Vater wird, sowie über seinen Umgang mit der Situation. Erfahren hat das Mark Tremonti kürzlich in seinem eigenen Leben.
Das neue Tremonti-Album überzeugt von A bis Z, ein wirkliches Meisterwerk. Musikalisch sehr vielfältig und ein wunderbarer Mix aus harten, wie eingängigen, weicheren Teilen. Ein gelungener Spagat zwischen diversen Einflüssen, sei es Prog, Metal oder Hard Rock. Beständig gemischt mit melodiösen, epischen Melodien und einprägsamen Hooklines.