Date: 14. Januar 2009
Place: Theater 11 – Zürich (CH)
Written by: Vampirli
LET’S DO THE TIME WARP AGAIN !
Wer nun eine völlig neutrale und sachliche Beurteilung erwartet – forget it, ich liebe dieses Musical! Besonders gespannt war vermutlich nicht nur ich auf diese Neuinszenierung (Meisterleistung durch Director Sam Buntrock), bei welcher the Master himself – Richard O’Brien – mitgewirkt hat.
In der Vorbereitung für The Rocky Horror Show bin ich über ein Gespräch von Petra Pfeuffer mit Richard O’Brien gestolpert. Für eingefleischte Fans ist dieses Interview spannend und empfehlenswert. Es zeigt einige Hintergründe über die Entstehung des Musicals auf, erinnert an den damaligen Zeitgeist und zeigt einige philosophische Ansätze und Botschaften. Witzig finde ich persönlich Vergleiche des Charakters Frank’n’Furter mit dem griechischen Gott Pan oder der bösen Hexe/Schlange Loki aus der nordischen Mythologie. Tja, und schon haben wir die intellektuelle Berechtigung, zu unserer Begeisterung für dieses Musical zu stehen – wenn dies denn wer benötigen sollte.
Gut, aber jetzt zur Show! Obwohl zur Premiere nicht so viele Mitgeniesser stilgerecht in Strapsen und dergleichen erschienen, stieg die Spannung von Minute zu Minute. Die Erwartungen waren hoch – und sie wurden nicht enttäuscht. Zur Einstimmung wurden Kinotrailer aus B-Movies und Sciencefiction auf eine Leinwand gebeamt – Tarantula lässt grüssen. Hach, jetzt war der Zuschauer voll und ganz bei der Sache und bereit für alles, was da bitte kommen möge…
Und dann – wow! Magenta (Maria Franzén) legt mit dem Eröffnungssong Science Fiction Double Feature ein stimmlich sinnliches Feuerwerk hin. Eine Wahnsinns-Stimme und diese Energie, welche diese Frau ausströmt – Frauen-Power pur! Schlag auf Schlag geht’s weiter. Da sprüht es vor Spielfreude, Stimmgewalt, Spass. Brad (Chris Ellis-Stanton) und Janet (Ceri-Lyn Cissone) spielen herrlich überzeugend das biedere Paar, welches dann eine solche Entwicklung durchmacht. Janets Wandel von der biederen, verklemmten zur selbstbewussten und selbstbestimmenden Frau ist gesangstechnisch stark performt. Riff Raff (Stuart Matthew Price) ist schräg, freakig und macht O’Briens Figur alle Ehre. Man(n) und natürlich auch Frau möchte ihm wirklich nicht irgendwo in einer dunklen Ecke begegnen. Columbia (Kerry Winter) benötigt für ihre Stimme einen Waffenschein. Das gesamte Ensemble ist derart stimmgewaltig, bringt eine solche Begeisterung rüber – es ist eine wahre Freude.
Und dann kam er – Frank’n’Furter! Zugegeben, an einen Tim Curry heran zu kommen ist eine wahre Herausforderung. Dieser Frank’n’Furter (Rob Morton Fowler) aber ist eine Wucht und lässt uns schnell einmal Tim Curry vergessen. Er erfindet beinahe die Figur neu und prägt sie mit seiner charismatischen Art. Nur schon wie er mit diesen Wahnsinns-Absätzen elegant die Treppen rauf und runter tänzelt – ich erblasse vor Neid… Vom ersten Moment an hat er das Publikum im Griff, es tanzt nach seiner Pfeife. So gekonnt kokett, herrlich verrückt und verrucht – und dann diese Stimme. Abgesehen davon, dass sämtliche Akteure extrem starke Stimmen besitzen, was Fowler stimmlich drauf hat – herrlich. Er spielt mit seiner Stimme, seiner Performance, seinem Publikum – ehrlich gesagt könnte es noch stundenlang so weitergehen.
Glam-Rock, Sex and Rock’n’Roll – yes! Doch einmal geht alles vorbei und als letzte Zugabe darf man sich noch kurz ganz der Live-Band (unter der Leitung von Brandon Ethridge) widmen, die ebenso vom Feinsten war.
Fazit: Ein mehr als gelungener Abend mit einer Neuinszenierung, die sich aber so was von sehen lassen kann. Das gesamte Ensemble ist hammermässig überzeugend – ebenso einzelne Zuschauer, welche sich als absolut text- und handlungssicher erwiesen.
Schlussakt: „and crawling on the planet’s face, an insect called the human race, lost in time and lost in space and meaning“ – wir halten kurz inne und besinnen uns (vermutlich) – um danach das wichtigste nicht zu vergessen:
Don’t dream it – be it … !