Bakraufarfita / VÖ: 31. März 2023 / Punk
thedeadendkids-glitzerpower.de
Text: David Spring
Es war in Potsdam im Herbst 2021. Ich fand mich interessanterweise in einem linksautonomen Zentrum wieder, in welchem an diesem Abend mehrere lokale Bands auftreten sollten. ein queer-feministisches Punkfest allererster Güte war das Programm. Und da standen sie auf einmal auf der lauten Bühne und rissen mit ihrem Metal-beladenen Vollgas-Punk alles und jeden nieder: The Dead End Kids. Das junge Trio aus Leipzig und Dresden hatte damals gerade ihr zweites Album «Kommando Glitzer» am Start und entfachte mit ihrem vorzüglichen Auftritt sofort meine unbändige Liebe.
Zwei Jahre später steht mit «Heiss Und Dreckig» nun Werk #3 auf dem Plan. Und The Dead End Kids machen keine halben Sachen. so haben sie von allen Aspekten ihres einzigartigen Sounds nochmal eins draufgelegt: mehr Solos, mehr Riffs, mehr Metal, mehr Punk, mehr Tempo, mehr klare Ansagen, mehr geile Songs! Los geht es mit «Influenza» gleich richtig heftig. Die ungeschönte Abhandlung mit unserer Handy- und Social-Media-Abhängigkeit haut volle Kanne rein, und auf demselben Energie-Level geht es weiter. «Verliebt» rechnet auf clevere Art und Weise mit Verschwörungstheoretikern ab. «Prokrastination» überzeugt mit einem mächtigen Gitarren-Lead und fantastisch eingängigem Refrain.
The Dead End Kids packen unglaublich viel in ihre Songs, kommen aber jederzeit ohne Firlefanz auf den Punkt. Abgesehen vom tollen «Frieda Und Die Bomben»-Cover am Schluss überschreitet keiner der 14 Songs die Dreiminutengrenze. Und trotzdem gibt es endlos viele grossartige Riffs und Licks, spannende und intelligente Texte und schlicht hervorragende Lieder. Und wie kaum eine andere Band schaffen sie es, die Gratwanderung zwischen Punkrock und Heavy Metal zu fahren, die beiden Genres wurden (ausser vielleicht von Die Dorks) kaum jemals so gut miteinander vermischt. Es ist verdammt beeindruckend, auf welch hohem spielerischen Niveau The Dead End Kids agieren. Seien es die tighten Beats von Drummerin Fatima, die crazy Gitarren-Leads von Charlie oder Caros eingängiger und emotionsreicher Gesang, es stimmt wirklich einfach alles.
Nach nur etwas über einer halben Stunde ist Schicht im Schacht. Doch was für eine energiegeladene, faszinierende, wütende, erhabene und schlicht grossartige halbe Stunde es ist. The Dead End Kids werden mit diesem Album neue Höhen erreichen und sich zweifellos auf immer grösseren Bühnen wiederfinden. Mit so viel Talent, unfassbar guten Songs, dem lauten Herz am richtigen Fleck und mittlerweile drei exzellenten Alben unter dem Gürtel gehört ihnen die Welt. 2023 ist ohnehin schon das Jahr des Deutschen Punkrocks und The Dead End Kids sind ganz vorne mit dabei. Und nur so nebenbei noch zum Schluss: Wie fantastisch ist bitte das Album-Artwork.