Wolverine Records / VÖ: 31. Januar 2025 / Punk
thebolokos.com
Text: David Spring
Schonmal Punkrock aus Guadeloupe gehört? Nein? Aber du hast dich doch sicher auch schon mal gewundert, wie das mit dem Punk in der Karibik so abgeht? Wenn ja, dann heisst es nun Ohren gespitzt, denn es ist Zeit für The Bolokos!
Das in Goyave ansässige Trio hat mit «Tropikal Noise» bereits die zweite Platte am Start und ist etwas wie die Speerspitze des karibischen Punks. So nahmen The Bolokos, die ihren Namen von einer bekannten, lokalen Rum-Destillerie haben, zum Beispiel als bisher einzige Band aus der Karibik am Rebellion Fest in Grossbritannien teil. Ja und wie klingt das ganze so? Verdammt geil klingt das, ein wenig, als ob The Addicts und DOA zusammen einen Haufen neue, unbekannte Instrumente ausprobiert, ein paar Calypso-Lektionen besucht und schlussendlich ein, zwei Worte Kreolisch gelernt hätten. Der gutgelaunte Opener «Jénérasyon Brillé» macht gleich klar, wie der Hase läuft. Rasant treibender Beat, vielfältige Stimmen und ein glorreicher Refrain, der dich abholt und mitsingen lässt. Das macht unverschämt viel Spass.
«Caribbean Dream» danach könnte problemlos auf einem Streetpunkalbum aus dem London der 80er Jahre zu Hause sein. Die rock’n’rolligen Akkorde, die geradlinig schrammelnden Gitarren und die frohgemuten Vocals, welche sich Bassistin Océ Cheapfret und Gitarrist Edy Caramello teilen und welche dezent weniger fröhliche Themen besingen, als es die gutgelaunte Musik erahnen lässt, lassen dich nostalgisch fühlen. Mit «Kouté Pou Tann» liefern The Bolokos dann das definitive Statement zum Punkrock in der Karibik ab: zu den treibenden, ziemlich klassisch punkigen Strophen gesellen sich im groovenden Calypso-Rock-Refrain traditionelle Percussion (von der heimischen «Gwo Ka»-Legende Fanswa Ladrezeau gespielt) sowie allerlei ululierende Stimmen dazu, bevor uns der C-Teil vollends an den palmenverzierten Inselstrand entführt.
Was neben all den für uns vielleicht eher unbekannten Instrumenten den karibischen Vibe am meisten transportiert, ist der Gesang. Diesen teilen sich The Bolokos quasi 50/50 in Englisch und Kreolisch auf. Während die geradlinigeren Punksmasher wie das explosive «Factory» und insbesondere das rasante «Poisoned Land» mehrheitlich mit Englischen Texten auskommen, warten die für unsere Ohren etwas experimenteller ausfallenden Songs in der Lokalsprache auf, was unglaublich gut funktioniert. Sei es ein furioses, quietschiges Elektro-Calypso-Punk-Dingens wie «An Bèl Moman» oder die zwei überragenden Closer «Ou Lélé» und «Ti Kanno», die perfekt aufzeigen, wie gut all diese Elemente, von crustigem UK-Punk über frohgemuten Rock’n’Roll bis hin zu den wunderbaren traditionellen Elementen, zusammenpassen.
Das coolste an The Bolokos ist vielleicht, dass es keine gewaltige Horizonteröffnung oder westlich privilegierten Goodwill benötigt, um diese hervorragenden Songs abzufeiern. «Tropikal Noise» ist von Anfang bis Ende ein Punkalbum, da kommst du sofort rein. Die karibischen Elemente verleihen dem Ganzen dann einfach noch dieses gewisse Etwas. Es ist an der Zeit, mal wieder etwas über den eigenen Tellerrand hinwegzugucken, denn Punk findet nicht nur bei uns statt und The Bolokos machen ihre Sache verdammt gut und überzeugend! Darum, und man verzeihe mir die Verwendung von Google Translate: Mèci pou mizik la!
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