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Band: The Beauty Of Gemina
Album: At The End Of The Sea
Label/Vertrieb: Danse Macabre / Universal
Veröffentlichung: 26. März 2010
Website: www.thebeautyofgemina.com
Geschrieben von: Nicole
Wahnsinn..! Das ist und wird mein Album des Jahres 2010 sein und bleiben. Soviel schon mal ganz vorne weg. Die Messlatte ist für mich persönlich auf alle Fälle mit diesem neuen, dritten Studioalbum von The Beauty Of Gemina so hoch gelegt worden, dass sich alles andere, was von jetzt an in meiner Briefkiste landet, warm anziehen muss. Aber keine Sorge, soll nicht heissen, dass ich nicht weiterhin nach Musik-Perlen tauchen werde. Jetzt werde ich jedoch versuchen, mich mit den Superlativen etwas zurück zu halten und Euch eine neutral subjektive 🙂 CD-Kritik hier zu liefern.
Schon lange wurde dieses dritte Album der Schweizer Dark-Wave Formation The Beauty Of Gemina angekündigt und mit immer wieder neuen Zückerchen, in Form eines kurzen Video-Teasers zu „Sacrificed To The Gods“ mit anschliessendem gratis Download des gleichen Songs und zu guter letzt die Veröffentlichung der Single „Rumours“ auf myspace, angeheizt. Dieser Teaser und überhaupt der Song „Sacrificed To The Gods“ lies vermuten, dass die Beauties ihrem Stil wohl treu geblieben sind und der Fangemeinde ein düsteres, nebelumwogenes Album bevorstehen würde. Und da ist es nun endlich und setzt, gemäss Aussage des Sängers und Mastermind Michael Sele, die Triologie zu den beiden vorgänger Alben fort. Der rote Faden setzt sich tatsächlich fort. Dunkle, treibende Bässe, dominante Gitarrenriffs und natürlich die tiefe Gesangsstimme von Michael Sele wie bereits auf „A Stranger To Tears“ oder „Diary Of A Lost“.
Das erste Stück „Dark Rain“ musste ich mir mehr als einmal anhören, um den richtigen Zugang dazu zu finden. Doch danach öffnete sich ein wunderbar düsterer Wave-Song, der wie dunkle Regentropfen auf die Seele tropft. Eine Melodie, die sich mit der Zeit und dem genauen Zuhören entfaltet.
Bei „Obscura“ kommt die Vorliebe zu The Cure unmissverständlich zum Vorschein. Die ersten Gitarrenklänge sind eindeutig Cure-esque und ich musste lange suchen, an welches Stück mich das erinnert. Ich tippe mal auf „Open“ aus dem „Wish“ Album, aber bei The Cure vermischen sich so einige Lieder ineinander, deshalb einfach so ungefähr die Richtung. Die unverkennbare Stimme von Michael Sele verwandelt jedoch auch diese Klänge in einen typischen Beauty Of Gemina Song, herrlich.
Als dritter Track folgt „Rumours“ und somit die zweite Single, zu der bereits ein Video gedreht wurde. Als einen zentralen Bestandteil des Albums hat Sele dieses Stück selber beschrieben und er fällt tatsächlich auf. Sehr rhythmisch und garantiert eine Nummer für alle Gothic-Tanzflächen.
Zu „Kings Men Come“ könnte ich eine ganze Abhandlung schreiben. Das erste mal habe ich dieses Lied fast schon „überhört“ gebe ich zu. Doch dann, richtig gelauscht, geht er mir jetzt nicht mehr aus dem Kopf. Tief und beruhigend singt hier Michael zu einer atemberaubenden Melodie, die mich so richtig in den Bann zieht. Nach dem Refrain schrammt die Gitarre ziemlich dominant und auch die Basslinie ist durchgehend stark. Das Stück hat soviel Abwechslung in sich selber, von eben diesen krassen Gitarren- und Bass-Elementen, dann wieder eine grandiose Synthielinie, die nach Streichern klingt und Ruhe ausstrahlt. Dazu mischt sich der fast schon hypnotische Gesang. Die Textpassage „…one, two, or seven lives are fading…“ gewaltig. Die Nackenhaare kräuseln sich hoch, es kribbelt und gleichzeitig verknotet sich innen drin alles, viel auf einmal, aber genauso komplex ist dieses Lied. Ok, ich zappe weiter … 🙂
„Sacrificed To The Gods“ ist speziell. Als Musik zum Teaser-Video und weil mittlerweile so oft gehört, ist dieses Stück schon fast so etwas wie ein The Beauty Of Gemina-Erkennungslied. Fehlt nur noch, dass die guten Herren jeweils zu dieser Musik irgendwo auffahren (wie Boxer in den Ring, umhüllt von einer ganzen Ladung Nebel … ich gebe zu, meine Fantasie schweift gerade etwas ab). „Sacrificed To The Gods“ schwebt wie auf einer Welle und die Bilder dazu beschreiben es eigentlich ohne Worte. Der repetitive Gesang der wenigen Textpassagen soll sich wie ein Gebet über die Töne legen und wiederholt sich immerfort. Wuchtig und ausdrucksvoll.
„End Of All“ und auch „Counting Tears“ sind danach Tracks, mit wieder diesem treibenden und dominanten Bass, bei letzterem unterstützt durch harte, knackige Gitarrenriffs, fast schon etwas rockig und nicht ganz so düster, aber nur fast. Definitiv eine kleine Entwicklung Richtung mehr Gitarren und Bass gegenüber den altbekannten dominierenden Synthies. Hier trifft demnach die Ankündigung auf das Album voll zu, meiner Meinung nach, eine überraschende und angenehme Entwicklung.
Danach folgt mit „In Silence“ eine sehr ruhige, nachdenkliche Nummer. Hier kommt mir zu Michael’s Stimme „Chris Rea“ in den Sinn, keine Ahnung wieso, aber irgendwie hat die Stimme hier durchaus parallelen, rein vom Gesang gesprochen. Wieder ein Stück, das so richtig unter die Haut geht.
„Black Cats Nights“ ist wahrscheinlich die schnellste Nummer auf diesem Album. Die bekannten Synthie-Klänge im Hintergrund, einfach alles einen Takt schneller als gewohnt. Und anschliessend bei den ersten Tönen von „Narcotica“ höre ich ein bisschen U2 heraus. Auch hier immer wieder der treibende Bass und die klaren Gitarren-Akkorde. Das scheint wohl der rote Faden zu sein, der sich sicherlich auch dank dem neuen Mann am Bass, David Vetsch, eingeschlichen und den Gemina’s frischen Wind in die Segel gehaucht hat.
Als zweitletzter Track nochmals eine gefühlvolle, langsame Nummer „Endless Sleep“. Einfach nur atemberaubend schön und Melancholie pur. Streicher-Klänge mischen sich mit einer Synthie-Melodie, bevor dann der Gesang dazu kommt und über das „Ende“ singt, „… it won’t hurt you anymore …“.
Gesamthaft muss ich einfach noch erwähnen, dass man deutlich merkt, wie wichtig es für The Beauty Of Gemina zu sein scheint, dass nicht nur die Musik gemocht, sondern auch der Inhalt erfasst wird. Deshalb ist im aufwendigen Booklet auch immer eine Übersetzung aller Texte ins Deutsche enthalten. Auch hier eine Konsistenz vom ersten Album an bis hin zur aktuellen Scheibe. Und sich mit den Inhalten genauer auseinander zu setzen lohnt sich bei Liedern von The Beauty Of Gemina definitiv. Ein Kontrast zum belanglosen Alltagsbrei, der täglich auf die Menschheit losgelassen wird.
Mit „La Mer-Rythme Eternel“ schliesst das Kapitel „At The End Of The Sea“ mit einem reinen Instrumental-Stück, wie bereits schon bei den ersten zwei Alben. Klassisch schön und ein glorreicher Abschluss für ein gewaltiges Werk. Chapeau..!
Tracklist:
1. Dark Rain
2. Obscura
3. Rumours
4. Kings Men Come
5. Sacrificed To The Gods
6. End Of All
7. Counting Tears
8. In Silence
9. A Fortune Tellers Dreams
10. Black Cat Nights
11. Narcotica
12. Endless Sleep
13. La Mer-Rythme Eternel
Bandmitglieder:
Michael Sele – Gesang, Gitarre, Texte, Programming
Mac Vinzens – Schlagzeug
Dennis Mungo – Gitarre
David Vetsch – Bass
Gründungsjahr:
2006