Little Rebel Records / VÖ: 1. Oktober 2021 / Post-Rock, Metal, Doom
thealienwowsignal.com
Text: Madeleine Fuhrer
Emotionen in Worten auszudrücken oder Geschichten zu erzählen ist eine Sache. Das Ganze instrumental vielfältig zu begleiten eine andere. Aus einem solchen Konstrukt bestehen die meisten Lieder, spezieller wird es, wenn ein Teil wegfällt. Je nach Genre sind dies die Worte, sprich, ohne Sprache Gefühle mitteilen und Stories weitergeben. Dieser Herausforderung hat sich das Berner Trio The Alien WOW! Signal mit ihrem Debüt gestellt.
Aufgenommen wurde die LP live im Musigstöckli in Lützelflüh. Die drei Herren, Mario Sulser (Gitarre), Christian Messerli (Bass) und Sandro Linder (Schlagzeug), verstehen ihr Handwerk. Musikalisch bewegen sich die rein instrumentalen Darbietungen in den Bereichen Post-Rock und -Metal, Doom und Soundscapes.
„Ammit“ beginnt mit einem geschredderten, dramatischen Gitarrenriff, bevor das Schlagzeug einsetzt und zum gefühlsamen Headbangen einlädt. Nach einigen Takten nimmt die Dramatik mit einer wahrnehmbaren Weite zu. Ein eingängiges Gitarrensolo erzählt die Geschichte, dem World-Wide-Web zufolge, einer altägyptische Jenseitsgöttin oder dämonischen Fresserin. Die / Der Zuhörer*in kann sich aussuchen was ihm besser gefällt, passen würde beides.
Um einen gehörnten Hasen geht es im nächsten Song „Rasselbock“. Ein Fabelwesen mit einem Geweih des Rehbocks versehen. Wiederum beginnt das Treiben mit einem Gitarrenriff und nimmt sehr schnell gefangen. In der Mitte gibt einen Break in der gespielten Melodie durch eine eingängigen Gitarrentonfolge, welche einen bis zum Schluss trägt.
„Yeti“ ist etwas knalliger und baut sich mit einem Intro aus Drum und Gitarre auf, bevor der musikalische Fluss losströmt und in einem gewaltigen Melodienmeer endet. Es folgt eine sanfte Bridge mit Bass und Rimclick, eine sonore Tonfolge an den Saiten, der Song türmt sich auf, bevor er sich im Klangwasserfall ergiesst. Hinreissend bis zum Schluss.
Quasi als Titelsong kann sich die nächste Komposition bezeichnen. „6Equi5“ ist der Zahlencode des Schmalband-Radiosignals und steht für das Wow!-Signal. Eine Melodie plätschert am Anfang verheissungsvoll, bevor das Drum einsteigt. Ein breites Gitarrenriff übernimmt bis zum aufbauenden Höhepunkt in der Mitte, ein Hi-Hat füllt die Pause. Der Song steigert sich weiter in ein ausklingendes, überraschendes Ende, bei dem die anfängliche Melodie zurückkehrt.
„Nœlen“ ist der letzte Song der EP von The Alien WOW! Signal und beginnt mit einer wellenförmigen Melodie, bevor eine gefühlsstarke Tonfolge einsetzt. Ein weicher Einstieg, der sich erweitert und bis zur vollen Entladung fesselt. Riffig, griffig und mit Headbang-Charakter. Besonders am Schluss zieht er ein grosses und episches Bild auf und endet mit einer wunderbar gespielten Gitarrenmelodie.
Mit geschlossenen Augen und Hingabe lauschend, nimmt einen The Alien WOW! Signal auf eine Reise durch eine abwechslungsreiche Klangwelt mit. Von sanft und leise bis hin zum absolut epischen und sphärischen Ausbruch, mit melancholischem Touch und doch hoffnungsvoll. Nie zu brachial aber mit gesunder Härte, ein überzeugendes Debüt der drei Berner. Die Songs verlieren nie an Spannung trotz ihrer Länge und bieten immer eine Vielseitigkeit, in der man sich verlieren will.