Lifeforce Records / VÖ: 22. Juli 2022 / Grindcore, Deathcore
teethgrinder.nl
Text: David Spring
Eine Dystopie ist eigentlich eine Erzählung, die zwangsläufig ein schlechtes Ende nimmt. Meist in der Zukunft spielend, hat sich eine (fiktionale) Gesellschaft so in die Ecke manövriert, dass ein positives Auskommen nicht mehr möglich ist. Hört man sich die Musik der niederländischen Grindcore-Gruppe Teethgrinder an, merkt man schnell, dass der Titel ihres dritten Albums „Dystopia“ passender nicht sein könnte. Denn Hoffnung und Positivität sucht man hier vergebens.
Wie ein alles vernichtender Meteorit schlägt der Sound von Teethgrinder ein. Zerstörerisch und unfassbar aggressiv fällt das Album zur Tür rein. Da treffen zornige Riffs auf schmerzzerrissenes Geschrei und wahnwitzige Blastbeats auf dissonante, verstörende Melodien. Die Band hat das Gaspedal meistens bis zum absoluten Anschlag durchgedrückt, doch geschickt eingebundene Crust und Sludge-Momente sorgen für Abwechslung und unglaublich bedrohliche Atmosphäre. Dass einige der Songs, zum Beispiel das lärmig schleichende „Cloaked“, die Acht-Minuten-Grenze sprengen, macht das Album zu einer wahrlich destruktiven Tour de Force.
Dermassen aggressiver Sound singt freilich nicht von Blümchen und der Leichtigkeit des Seins. Das furiose „Disgrace“ rechnet mit all den lügenden, rassistischen Politikern ab. Auf „Our Failing Species“ oder „God Complex“ zeigen Teethgrinder die mannigfachen Gründe auf, warum der Mensch nichts als ein Parasit ist, der alles um ihn herum zerstört. Und die zwei abschliessenden Songs, „As I Believe The World To Be, So It Is“ und der vernichtende Titeltrack, malen ein trostloses Bild. Hoffnungsschimmer, dass alles noch gut wird und es um uns vielleicht doch nicht ganz so schlimm bestellt ist, kann man getrost vergessen.
Lassen wir uns von den sommerlichen Temperaturen und dem schönen Wetter nichts vormachen, die Welt ist im Arsch und wir Menschen sind schuld daran. Wer das ähnlich sieht und sich darum immer mal wieder auf der Suche nach dem aggressivsten, wütendsten und hasserfülltesten Album des Jahres wiederfindet, wird mit „Dystopia“ genau das finden. Teethgrinder tun weh, mit dem Zeigefinger tief in den blutenden Wunden unserer Gesellschaft. Genau so also, wie wir es verdient haben.