Band: Tarja Turunen + Mike Terrana
Album: The Beauty + The Beat
Genre: Klassik / Symphonic
Label/Vertrieb: earMusic/Edel
Veröffentlichung: 30. Mai 2014
Website: tarja-beautyandthebeat.com
Geschrieben von: Daniel Baratte
Das Album „The Beauty & The Beat“ verspricht Einiges. Eine Gemeinschaftsproduktion der Sopranistin Tarja Turunen (Ex-Nightwish) und Schlagzeuger Mike Terrana (Ex-Axel Rudi Pell, Ex-Malmsteen, Tarja usw.) scheint aufs Erste sehr spannend zu sein. Auf zwei Alben haben die beiden schon zusammengearbeitet und mit vorliegendem Dritten, das es ebenfalls als DVD gibt, setzt man die anscheinend erfolgreiche Zusammenarbeit fort.
Die Doppel-CD besteht aus einem klassischen Teil, wo 13 Werke unter anderem von Bach, Rossini, Puccini und Kollegen vorgetragen werden und einer zweiten CD, die mit 8 Songs aus moderneren Songs oder Interpretationen, sowie Songs von Tarja besteht.
Die klassische CD muss man zudem in zwei Bereiche unterteilen. Einerseits hat man Tarja Turunens ausgebildete Gesangsstimme, zusammen mit klassischem Orchester, ohne Mitwirken von Terrana und ohne Verwendung moderner Instrumente. Man hat es also mit ausschliesslich klassischer Musik bzw. der Oper zu tun, auf der Tarja eindrücklich zeigt, dass sie auch in diesem Genre Bestleistungen zu erbringen vermag.
Anderseits hat man klassische Musik ohne Gesang, dafür mit dem Mitwirken Terranas. Für den Rock begeisterten Zuhörer ohne Erfahrungen mit Opernmusik dürften alle Stücke eine kleine Herausforderung sein, aber auch eine wunderbare Möglichkeit, mit grossartiger Musik konfrontiert zu werden. Wie dem auch sei. Auch wenn es Frau Turunen wohl kaum unter die Top Ten der Sopranistinnen schaffen wird, zeigt sie eine beachtliche, gesangliche Leistung und durch ihren Bekanntheitsgrad im Rock- bzw. Metal-Genre wird sie die Opernmusik dem einen oder anderen hoffentlich näher bringen können.
Nun kann man sicher sagen, dass nichts Sakrosankt ist und man durchaus neue musikalische Wege gehen kann. Dass klassische Musik mit Metal Bands oder einzelnen elektrifizierten Gitarristen eine Art Symbiose eingehen, ist nichts Neues mehr. Dass ein klassisches Orchester mit einem Schlagzeug ergänzt wird, ist zudem sicher auch kein Novum. Dass ein kraftvoller Drummer wie Mike Terrana hinter besagtem Drum sitzt, lässt einem aufhorchen und macht mächtig neugierig.
Tja, was soll ich sagen? Nasenrümpfen nach bereits 30 Sekunden? Es kommt mir vor, als wären da dutzende Bildhauer, die kunstvolle Gebilde erschaffen, während mittendrin ein grobschlächtiger Holzfäller mit einer stumpfen Axt einen Baum zu fällen versucht. Bereits nach dem dritten Song, auf dem Terrana mitspielt, habe ich die Nase gestrichen voll. Nur weil man Double-Bass spielt, macht das noch keinen Metal Song aus Dvoraks „New World Symphony“. Oder wie sähe das aus, wenn ein Muskel bepackter Wrestler in einem Tütü einer Ballett-Aufführung als Tänzer mitwirkt? Aber genau so kommt es mir vor und manifestiert sich, wenn man zudem noch auf die entsprechenden Bilder (DVD) zurückgreifen kann.
Als Freund der Klassischen Musik, kenne ich die meisten Stücke auf der CD bei der Mike Terrana beiwohnt. Gut, ich gebe zu, es sind ja in erster Linie bekannte Stücke wie „Eine kleine Nachtmusik“ oder die Ouvertüre zu „Willhelm Tell“. Es erfordert also keine tiefen Kenntnisse der klassischen Musik. Es spielt letztendlich auch keine grosse Rolle, denn das Drum nervt auch ohne Vorkenntnisse. Wo elektrische Gitarren eher in das Klangbild passen würden, ist modernes Drumming schlichtweg fehl am Platz.
Aber es gibt ja noch eine zweite CD, die vielleicht mehr zu bieten hat. Und siehe da! Man wagt sich tatsächlich an Queens „You Take My Breath Away“. Respekt, das erfordert viel Mut, denn das 1976 veröffentlichte Masterpiece mit Freddie Mercury, ist schon eine eigene Liga. Und dabei bleibt es auch! Tarja schafft es nicht an das Original heranzukommen. Da hilft es auch nicht, das meiner Meinung nach tragende Element Klavier durch einen Chor zu ersetzen. Nice try – No result!
Das Led Zeppelin Medley mit Terrana und Turunen wage ich kaum zu kommentieren. Das ist meines Erachtens eine Vergewaltigung des Schaffens eines Robert Plants und eines Jimmy Pages. Hier passt für einmal das Drum von Terrana besser als die Stimme einer Turunen, aber das macht‘s ehrlich gesagt auch nicht besser.
Doch bei aller Kritik darf man mit gutem Gewissen feststellen, dass Mike Terrana am Mikrofon bei „Fly Me To The Moon“ gar nicht so schlecht wegkommt. Und auch Frau Turunen weiss sich in Szene zu setzen und setzt sich, zumindest in einem Konzertausschnitt auf YouTube zu sehen, hinter Terranas Drum.
Wie sollte denn das Rezept genau lauten? Man nehme eine attraktive, ausgebildete Sopranistin mit hohem Bekanntheitsgrad und man nimmt einen nicht minder bekannten und auffälligen Schlagzeuger und lässt sie wesentlich bekanntere und vor allem geschichtsträchtige Musik spielen. Was steht denn dabei im Vordergrund? Ist es die Musik oder sind es die Protagonisten?
Fazit: Als ambitionierter Gelegenheits-Musik-Journalist versuche ich stets objektiv zu sein und wenn mal eine CD nicht so sehr den Erwartungen entspricht, so ist es mir wichtig, diese dennoch mit freundlichen Worten zu kommentieren. Hier kann ich jedoch nur eines sagen. Spart euch das Geld. Insbesondere dann, wenn ihr euch schon mit klassischer Musik oder der Oper auseinandergesetzt habt. Wenn doch jemand unbedingt sein Geld ausgeben möchte, so kann ich den Erwerb der DVD empfehlen. Das macht die Musik zwar auch nicht besser, aber wenigstens wird man ein wenig von Terranas Spässchen unterhalten und Tarja Turunen anzusehen, ist ja auch schön, oder?
Tracklist:
CD 1:
1. Konzert für Violine & Oboe (Bach)
2. Blute Nur (Bach)
3. Zueignung – Op. 1p, No. 1 (Strauss)
4. Barbier von Sevillia (Rossini)
5. New World Symphony (Dvorák)
6. Song To The Moon (Dvorák)
7. Vilja Lied (Lehár)
8. Mio Babbino Caro (Puccini)
9. Cancan (Offenbach)
10. I Feel Pretty (Bernstein)
11. William Tell Overture (Rossini)
12. Mein Herr Marquis (Strauss)
13. Eine Kleine Nachtmusik (Mozart)
CD2:
1. You Take My Breath Away (Queen)
2. The Reign (Tarja)
3. Witch Hunt (Tarja)
4. Led Zeppelin Medley
5. Swanheart (Nightwish)
6. Fly Me To The Moon (Sinatra)
7. Into The Sun (Tarja)
8. I Walk Alone (Tarja)