27. September 2017
Im Gespräch mit: Sam Getz und Mickey Gould von Welshly Arms
„Legendary“ wird in den Radios rauf und runter gespielt. Nun gastierten die US-Musiker im Zürcher Mascotte. Für mich war es ein spezieller Abend, da ich nicht nur ein Interview mit ihnen führen durfte, sondern auch ihre Merchandising-Verkäuferin war. Nach dem Ende des Soundchecks begrüssten mich Sam Getz (Gesang) und Mickey Gould (Schlagzeug).
Nina: Ich bin immer sehr interessiert an den verschiedenen Veranstaltungsorten für Konzerte. Wo war euer speziellstes Konzert und wieso war es so einzigartig?
Sam: Da gibt es einige, die mir in den Sinn kommen. Ein super interessanter Veranstaltungsort ist Red Rocks in Colorado, USA. Red Rocks ist ein natürliches Amphi-Theater, das man in die rotgefärbte Erde gemeisselt hat. Einfach wunderschön. Das Theater fasst ungefähr 10’000 Leute und du spielst somit gegen einen Berg voller Menschen. Es ist eine bizarre, fast magische Erfahrung.
Mikey: Ich habe einen Ort, an dem ich schon mehrmals war, aber an dem ich noch nie selber spielen konnte, nämlich im The Ryman in Nashville. Die Akustik soll die beste der Welt sein. Eines Tages würde ich gerne mal da spielen.
Sam: Rock am Ring war cool. Es ist nicht immer der Veranstaltungsort. Wir spielten 2017 da, als das Rock am Ring zum ersten Mal seit langem wieder auf dem Nürnburgring stattfand. Man spürte, dass die Leute Spass hatten, wieder zurück zu sein.
Als Fan habe ich einige Unterschiede in den Fan-Kulturen schon selber miterlebt. Bemerkt ihr diese auch?
Sam: Wir hatten sehr viel Spass im März in Solothurn. Das Publikum war toll und der kleine Saal war voll. Das sind Shows, die mir am meisten Freude machen, weil alle irgendwie zusammen sind. Wir alle schwitzen, stinken und sind irgendwie eklig, aber weisst du was? Der Typ neben mir stinkt und ich stinke auch, also ist’s OK. Wenn die Leute dies annehmen, wird es eine gute Show, welche mir in Erinnerung bleibt. Also war Solothurn toll und die Schweizer Fans sind super. Ich liebe es, dass sie unsere Songs mitsingen.
Ist das unüblich?
Sam: Das würde ich nicht sagen. Es passiert immer häufiger, aber es bleibt immer speziell.
Mikey: Vielleicht ein bisschen unerwartet.
Sam: Ja, speziell in einem neuen Land. Das war unsere erste Show in der Schweiz. Es gibt kleine Unterschiede in den Kulturen. Ein gutes Beispiel ist das Rock am Ring in Deutschland. Plötzlich haben sich die Zuschauer vor uns hingesetzt und fingen an, synchron zu rudern. Es hat mich total überrascht und ich wusste nicht, ob sie das machten, weil sie die Show schlecht fanden. So im Sinne von: „Wir müssen zur nächsten Show rudern, wir sollten gehen“. Später habe ich herausgefunden, dass das Rudern ein gutes Zeichen war. Die Zuschauer fanden unseren Auftritt gut und wir konnten uns geehrt fühlen, dass sie dies machten. Wir müssen diese Dinge aus verschiedenen Kulturen lernen. In der Schweiz riefen sie irgendein Wort für mehr Songs, aber wir wussten nicht was sie sagten.
Mikey: Oh ja, ich erinnere mich. Es war wahrscheinlich „encore“.
Vielleicht riefen sie Zugabe? Das ist das deutsche Wort für „encore“.
Sam: Vielleicht. Ich kann mich leider nicht mehr erinnern.
Wie wichtig ist der Kontakt zu Fans für euch und wie stellt ihr den her? Übrigens: Ihr habt mir kurz vor dem Interview auf Instagram geschrieben!
Sam: Wirklich? Cool. Wie du siehst, versuchen wir es mit Instagram. Das ist unser Favorit, weil man so viel machen kann. Es gibt ein Sprichwort: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, und für uns fühlt es sich so an. Man kann so vieles mit einem Foto aussagen, zum Beispiel was wir gerade machen, wo wir heute Abend spielen oder wie die Leute ausgeschaut haben. Für die Daheimgebliebenen kann man so sehr viel zeigen. Livestream-Videos sind auch eine tolle Möglichkeit.
Mikey: Facebook scheint mir sehr formal zu sein und ich denke immer, man fragt die Leute nach etwas wie: „Hey, wir suchen noch nach einem Freiwilligen für unseren Merchandising-Stand!“
Ja, wie mich.
Mickey: Genau. Es ist wie ein Forum. Instagram macht mehr Spass. Wenn du sehen willst was wir machen, ist das der beste Weg.
Sam: Die Kommentarfunktion macht es sehr einfach, mit uns in Kontakt zu treten. Wie gesagt, Instagram ist unser Favorit. Facebook ist ok, weil es so ein grosses Netzwerk hat. Somit sind soziale Medien und Livestream-Videos die Wege, wie wir mit unseren Fans kommunizieren.
„Hold On I’m Coming“ wurde für Quentin Tarantinos Film „Hateful 8“ ausgewählt. Wie kam dies zustande? Hat er euch angerufen und gesagt, er liebe euren Song?
Sam: Ich wünschte, es wäre so gewesen, aber es war eher so, dass seine Leute unsere Leute angerufen haben. Unser Herausgeber, der unsere Musik betreut, macht einen tollen Job und bringt unsere Songs geschickt in die Hände von Produzenten und Regisseuren. Als wir erfahren haben, dass Tarantino Interesse an unserer Musik hat, war es eine grosse Ehre. Er ist ein spezieller Regisseur – egal, ob man seine Filme mag oder nicht, man respektiert ihn.
Wenn wir schon über Filme reden – habt ihr draussen das Zelt des Zurich Film Festivals gesehen?
Sam: Ja, sehr cool!
Ich habe gelesen, dass Jimi Hendrix euch musikalisch sehr beeinflusst hat. Wen hört ihr im Moment am liebsten?
Sam: Gute Frage. Die neuste CD von Spoon finden wir gut.
Mikey: Back! Seine Musik ist toll.
Sam: Ja, wir waren schon immer Fans von Back. Ich finde Bands wie Cage the Elephant gut oder Bands, die speziell sind und die den Rock’n’Roll-Spirit auf eine eigene, neue Art aufleben lassen. Ich glaube, das versuchen wir auch. The Killers sind auch gut!
„Legendary“, ich muss euch fragen. Wie veränderte dieses Lied euren musikalischen Weg?
Sam: Das Lied hatte definitiv Einfluss auf uns. Als wir uns entschieden haben, „Legendary“ herauszubringen, wussten wir, dass es unseren musikalischen Weg und unseren Sound verändern würde. Es war ein bisschen wie ein Abschied von unseren früheren Sachen. Für „Legendary“ haben wir unsere Produktion auch etwas modernisiert.
Vielleicht auch ein bisschen mehr Mainstream?
Sam: Ja, vielleicht die Melodie und das Thema. Aber es ist auch sehr Gospel-lastig. Wir lieben das sehr. Legendary veränderte unseren Weg, beziehungsweise gab uns die Plattform für Songs wie „The Only“. Das Lied brachte uns auch nach Europa. Es öffnete so viele Türen, und wir sind dankbar dafür.
Also seid ihr dankbar für diesen Mega-Hit.
Sam: Sehr dankbar. Dankbar, dass die Leute so offen waren und unseren Song so sehr mögen, dass sie unsere Live-Show sehen kommen. Bei der Live-Show können sie sich ein ganzes Bild von uns machen, das finde ich am besten.
Ihr seid jetzt das dritte Mal in der Schweiz. Was mögt ihr am liebsten an unserem Land?
Mikey: Zum einen die Schokolade und zum anderen den Käse. Euer Käse ist einfach unglaublich. Ich bin ein grosser Käseliebhaber. Auch die Aussicht! Die Berge sind wunderschön. Wir sagen immer, das nächste Mal möchten wir in die Berge snowboarden gehen.
Sam: Ja, die Berge sind echt schön. Letztes Mal durften wir eine Nacht in der Schweiz verbringen und sind in ein tolles Restaurant gegangen, um Cordon Bleu zu essen. Unser Tourmanager für Europa lebt in Zürich und kannte sich aus. Das Essen werde ich nie vergessen. Es war so gut.
Das war’s. Danke vielmals für das Interview!
Sam: Gerne und danke, dass du das Merchandising für heute Abend machst.
Interview: Nina Vuckovic