4. Oktober 2019
Im Gespräch mit: Przemek Węgłowski (Bass) von Tides From Nebula.
Polnische Post-Rock-Bands gibt es nicht gerade wie Sand am Meer – Tides From Nebula dürften hierzulande zu den bekannteren Vertretern der Szene gehören. Ihr neustes Werk „From Voodoo To Zen“ überzeugte auf voller Länge. Am bergmal Festival darf man sich also auf eine Show voller Epik, krachender Gitarren und Bombast freuen.
Mehr Informationen zum bergmal Festival, welches vom 18.-19.10.2019 stattfindet, findet ihr hier.
Tickets gibt es bei Ticketino.
Cornelia: Ihr startet jetzt gerade mit eurer „From Voodoo To Zen“-Tour. Eure letzte Tour ist schon eine Weile her – seid ihr aufgeregt?
Przemek: Ja, wir sind ein bisschen nervös – in unserer Band ist so viel passiert im vergangenen Jahr! Wir sind nur noch zu Dritt, haben ein neues Album veröffentlicht. Die neuen Songs spielen sich live etwas anders, da wir keine reine Gitarrenband mehr sind, sondern auch viel Keyboard verwenden. Für uns startet quasi ein neues Kapitel in der Bandgeschichte, es ist total aufregend.
Polen hat eine sehr aktive Metalszene, aber von Post-Rock-Bands hören wir hier nicht allzu viel. Ist Post-Rock in Polen eher eine Underground-Geschichte?
Ja, genau das ist es. Aber langsam ändert sich das; unser Album hat es auf Platz 3 in den polnischen Debüt-Charts geschafft. Das hätte man sich vor ein paar Jahren niemals vorstellen können. Wir haben mittlerweile eine kleine Post-Rock-Szene hier, es gibt ein paar gute Bands.
Im Gegensatz zu anderen Post-Rock-Bands schreibt ihr keine ultralangen, ausufernden Songs. Gibt es dafür einen speziellen Grund?
Eigentlich verstehen wir uns nicht als typische Post-Rock-Band. Ich finde diese Musik sogar ziemlich langweilig; all diese langen, epischen Songs, in denen man den eigentlichen Gedanken nicht zu fassen bekommt. Ich mochte das vor zehn, elf Jahren ganz gerne, aber mittlerweile bevorzugen wir alle strafferes Songwriting. Ein Motiv bringt dich zum nächsten, das ist uns wichtig. Vielleicht machen wir ja irgendwann ein Album mit drei Songs, das eineinhalb Stunden dauert, aber im Moment fühlen wir uns wohl mit fünf, sechs Minuten pro Song.
Welche Bands hört ihr euch zwischen euren eigenen Shows an?
Ich höre im Moment die neuen Sachen von Bon Iver, Tool (das braucht noch ein paar Hördurchgänge), The National … Ganz vieles. Oh, und Nick Cave hat gerade ein neues Album veröffentlicht. Maciek hört lieber Metalbands wie Mastodon, aber auch Radiohead oder Death Cab For Cutie. Wie du siehst, mögen wir die Klassiker. Aber auch Rock aus den Achtzigern, Phil Collins, New Romantic – und so weiter.
Wenn du ein Wal sein könntest – welche Art wärst du?
Ich glaube, ich war einmal ein Wal. Das war eine meiner früheren Inkarnationen, haha! Okay, ernsthaft: Ein Buckelwal.
Werdet ihr das ganze Festival über hier sein?
Wir kommen erst am Samstag für unsere Show an und ziehen am nächsten Tag weiter nach Wien. Wir sind also nur einen Tag in Zürich – aber dieser wird intensiv!
Welche anderen Acts am bergmal 2019 sollte man auf keinen Fall verpassen?
Das sind viele! Emma Ruth Rundle gefällt uns am besten. Und natürlich unsere fantastischen Freunde von Tides Of Man, wir spielen die ganze Tour zusammen. Was noch? Nadja und Esben And The Witch werden sicher auch grossartig.
Was verbindet Tides From Nebula mit Zürich oder, weiter gefasst, der Schweiz?
Wir waren erst einmal in Zürich. Und das war eine sehr gute Show. Ich erinnere mich, dass viele Leute gekommen sind und uns gut aufgenommen haben. In der übrigen Schweiz haben wir schon ein paarmal gespielt, und die Erinnerungen sind immer dieselben – ein wunderbares Land mit freundlichen Menschen, tollen Crews in den Konzertlocations, perfektes Essen … Der einzige Nachteil ist diese verdammte Grenze, die kann echt mühsam sein, haha! Aber wenn du mal drüber bist, ist alles gut.
Was ist für euch in der experimentellen Rockmusik alles möglich?
Ich muss sagen, trotz des Aufbaus unserer Songs – der nicht gerade dem Strophe/Refrain-Ding folgt – experimentieren wir eigentlich nicht so gerne. Natürlich könnten wir das mal ausprobieren, aber es macht uns einfach keinen Spass. Wie ich bereits angetönt habe, mögen wir straffes und melodiöses Songwriting; das ist die Umgebung, in der wir auf direkte und ehrliche Weise Musik schaffen können. Und das ist das wichtigste, was Künstler tun können: Ehrlich sein.
Das ist wohl wahr. Vielen Dank für deine Zeit und die spannenden Antworten!
Interview: Cornelia Hüsser