Datum: 13. Juli 2013
Ort: Amphitheater Loreley –
St. Goarshausen (D)
Im Gespräch mit: Simon Collins + Dave Kerzner von Sound Of Contact
Im Rahmen des Festivals Night of the Prog VIII hatte ich die Gelegenheit mit Simon Collins und Dave Kerzner ein Interview zu führen. Sie waren beide sehr interessante Gesprächspartner mit viel Tiefgang und Humor – aber lest selbst:
Nathalie: Hallo, wie geht es euch?
Simon: Sehr gut, danke der Nachfrage. Wir haben das erste Mal am Night of the Prog hier auf der Loreley gespielt.Wir haben gerade ein tolles Set hingelegt und hatten heute das erste Mal die Gelegenheit mit unserem Gitarristen Randy aufzutreten. Wir mögen das Festival hier sehr, auch das Publikum ist toll.
Dave: Wir hatten viel Spass – wir konnten „Möbius Slip“ zum ersten Mal live spielen…
Simon: …ja, das war ein Highlight für uns.
Nathalie: Hattet ihr eine gute Reise nach Deutschland? Ihr seid ja bereits gestern angereist…
Simon: Ja, wir haben in Miami geprobt, Dave lebt da – ich verbringe auch die Hälfte meiner Zeit dort.
Nathalie: Und die andere Hälfte? In England?
Simon: Ja, genau. Wo auch immer die Band ist, bin ich auch. Wir haben unser Hauptquartier in Wiltshire UK einem Gebiet mit Kornkreisen, das finden wir sehr inspirierend. So verbringen wir die Hälfte unserer Zeit dort, die andere Hälfte in Miami.
Nathalie: Netter Kontrast….
Simon: Ich könnte etwas mehr Sonne vertragen, habe einen Studio-Teint *lacht* Wir proben auch für unsere Tour die im August/September in Nordamerika beginnt, „Bring the Prog Back Tour“. Wir haben auch noch ein Festival-Datum am „Yestival“ in den USA.
Dave: Ich wollte es eigentlich „Squizztival“ (das ist mein Spitzname), aber sie waren damit nicht einverstanden. *lacht*
Nathalie: Wie kam es eigentlich zum Bandnamen Sound of Contact?
Simon: Da sind es ein paar verschiedene Aspekte darin enthalten. Nach reiflichen Überlegungen und Gesprächen wollten wir einen Namen wählen, der universell auf verschiedenen Ebenen mit einer physikalischen und theoretischen Bedeutung ist. Aber wir mögen es nicht, den Leuten etwas aufzuzwingen, weil es cool ist, viele Menschen haben verschiedene Interpretationen davon. Wir mögen Science-Fiction, wir mögen das Universum… so gibt es dafür verschiedene Interpretationen, die Leute können sich selber eine Meinung darüber bilden. Wir haben schon eine sehr genaue Meinung darüber auf verschiedenen Ebenen, auch weil der Charakter „Dimensionaut“ multiple Interpretationen und Bedeutungen auf dem Album durchlebt.
Nathalie: Ich habe mir euer Album „Dimensionaut“ oft angehört die letzten paar Wochen und muss sagen, dass es mir sehr gut gefällt. Manchmal konnte ich auch nicht sagen, wann ein Song aufhört und wann ein neuer beginnt….
Dave: Es handelt sich dabei ja um ein Konzeptalbum, die Songs laufen ineinander über oder beziehen sich aufeinander. Wie zum Beispiel beim ersten Song „Sound of Contact“, dieser bezieht sich auf „Möbius Slip“ und wird dort teilweise vom Motiv her wiederholt. Eine Atmosphäre, die alles zusammenhält und dir ein mentales Bild, fast wie in einem Film, verschafft.
Nathalie: Also fast wie der Soundtrack zu 2001: Odysee im Weltraum oder so?
Simon: Ja, genau! Es ist quasi der Soundtrack für einen Film der noch gedreht werden wird *lacht*.
Nathalie: Wie liefen denn die Aufnamen für’s Album? Könnt ihr mir einen typischen Tag im Studio beschreiben?
Simon: Wir haben all unsere Instrumente und Ausrüstung in einem Raum aufgebaut – es gibt ja drei Levels für’s Schreiben, alle haben Material mitgebracht, Musik und Texte, aber wir haben uns auch genügend Freiraum gelassen, so dass jeder seinen Sound definieren konnte. Wir haben viele Jam Sessions abgehalten.
Dave: Das grösste Rockband-Ding das wir durchgezogen haben war, all unsere Instrumente zu spielen *lacht* – es ging mehr darum die Musiker in einen Raum zu bringen damit sie zusammen spielen. Du sprachst gerade darüber wie wir im Studio funktionnieren – wir haben gejammt oder die Idee einfach gespielt die im Raum war. Wir alle haben eine gute Chemie im Studio und hören aufeinander und haben sehr interaktiv funktionniert.
Simon: Das rote Licht war immer an, ja. Wir haben einfach alles aufgenommen sozusagen.
Nathalie: Das Cover für „Dimensionaut“ stellt ja eine liegende Acht, die „Unendlichkeit“ symbolisiert plus noch ein Möbiusband dar, also weder ein unten noch oben. Wie kam es zu dieser Idee?
Simon: Wir wollten etwas Ikonisches und sind sehr inspiriert von den Plattencovers und der Musik von Pink Floyd, The Dark Side of the Moon, ein sehr ikonisches Cover. Wir wollten aber auch etwas sehr einfaches machen.
Da sind ja eigentlich drei Charaktere auf dem Album, der Dimensionaut, die Frau die er liebt und die er während seinen Reisen vermisst, diese wird auf dem Album in der Form von Hannah Stobart symbolisiert und das Möbiusband – es ist ein Charakter, es könnte Bewusstsein oder die gewählte Reiseform oder eine Art Portal sein.
Dave: Es könnte auch ein Alien-Raumschiff sein… es ist quasi eine symbiotische Beziehung, die diese drei Charaktere miteinder führen. Man sieht auch in dem Video von „Not Coming Down“ – Simon spielt darin den „Dimensionaut“, da erscheint ihm das Möbiusband. Man weiss allerdings nicht, in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen. Gerade als er eine schwere Zeit durchsteht und im Sterben liegt passiert etwas, es ist zwar dem Hörer freigestellt, seine eigenen Interpretationen darin zu sehen. In den weiteren Videos die noch kommen werden – wir planen übrigens für jeden Song ein Video – wird sich die Beziehung dieser drei Objekte noch enthüllen – fast wie ein Film der langsam zusammengefügt wird.
Nathalie: Da es sich bei diesem Album um ein Sci-Fi Konzeptalbum handelt, gibt es Sci-Fi Filme die ihr sehr mögt?
Simon: Oh ja, alles von Star Wars bis zu den Klassikern wie zum Beispiel 2001: Odysee im Weltraum, Contact, Close Encounters, alles von Carl Sagan. Wir sind Saganisten! *lacht* All diese Filme inspirieren uns sehr auch für unsere Musik.
Nathalie: Ihr wurdet für den Limelight-Award für die Progressive Music Awards 2013 nomiert – wie fühlt sich das an?
Dave: Das fühlt sich grossartig an. Wir haben früher schon zusammen gearbeitet, aber noch nicht als Band. Wir sind jetzt darauf fokussiert die Musik zu erschaffen, die wir hören wollen. Es war ein Erfolg das Album zusammen fertigzustellen und sind überglücklich.
Simon: Es fühlt sich grossartig an, im Genre erkannt und geschätzt zu werden und damit mit unserer Musik mehr Menschen erreichen zu können.
Dave: So grossartig wie das ist, wir tun es nicht für den Award, sondern für uns. Es ist wie die Garnitur auf dem Kuchen – aber unser Kuchen ist schon sehr gut *lacht*.
Nathalie: Und, werdet ihr noch bleiben und euch andere Bands anschauen?
Simon: Ja, klar. Wir sind grosse Fans von Steven Wilson, seine Musik hat uns geprägt. Ich habe bisher alle Bands gesehen, Sanguine Hum hat mir sehr gut gefallen und ich würde jederzeit mit ihnen auf Tour gehen! Es ist grossartig mit all diesen Bands hier zu sein und unseren Fans zu begegnen.
Nathalie: Ist es in der Prog-Szene allgemein so, dass mehr Männer als Frauen die einschlägigen Festivals besuchen?
Simon: Es ist im Allgemeinen auch eine Tendenz die ich feststelle – aber gerade mit Songs wie „Closer To You“ werden wir dies hoffentlich ändern *lacht*.
Dave: Ich würde nicht sagen, dass es keine weiblichen Prog-Fans gibt, einfach weniger davon.
Nathalie: Es ist mir aufgefallen dass ihr später auf die Bühne kamt als geplant, was waren die Gründe dafür?
Simon: Wir hatten ein paar technische Schwierigkeiten, darum konnten wir leider nicht alle Lieder spielen die wir geplant hatten.
Dave: Aber im Rahmen unserer Tour werden wir auch wieder nach Europa kommen, vermutlich im Winter, da werden wir dann das ganze Album live spielen
Nathalie: Danke euch für das Interview, wünsch euch noch ein tolles Festival!
Simon: Danke Dir!
Text: Nathalie Senn