Datum: 7. Dezember 2014
Im Gespräch mit: Dale Stewart von Seether
Seether gelten als eine der erfolgreichsten Bands im Alternative Rock. Im Laufe ihrer Karriere verkaufte die Band bereits über 5 Millionen Alben, elf ihrer Singles schafften es bis auf Platz 1 der US Charts. Den internationalen Durchbruch gelang Seether mit Hits wie “Broken” welches zusammen mit Evanescence-Sängerin Amy Lee aufgenommen wurde, “Remedy” und “Fake It”.
Am Sonntag, den 7. Dezember machte das südafrikanische Trio halt in Luzern um ihr neues Album “Isolate and Medicate” im Konzerthaus “Schüür” zu präsentieren. Vor der Show traf ich Bassist Dale Stewart zum Gespräch.
Andrea: Hallo Dale, wie geht es dir?
Dale Stewart: Hallo, mir geht es super danke!
Bist du aufgeregt euer neues Album „Isolate and Medicate zum ersten Mal vor Schweizer Publikum zu präsentieren?
Oh ja, definitiv. Wir wollten schon lange wieder zurück in die Schweiz kommen und unser neues Album bietet uns nun die perfekte Gelegenheit dazu. Wir haben jedes Mal tolle Shows hier. Ich freue mich sehr auf heute Abend!
Was geht dir durch den Kopf wenn du spontan an die Schweiz denkst?
Hmm…Alpen! (lacht)
Nicht etwa Schokolade?
Doch, Schokolade und Käse auch. (grinst) Bei unserem letzten Besuch in der Schweiz waren wir in Interlaken und spielten am Greenfield Festival. Ich mietete mir einen kleinen Scooter für diesen Tag und fuhr geradewegs rauf in die Berge. Das war etwas vom Schönsten was ich je in meinem Leben gesehen habe! Ich knipste einige Fotos von Wasserfällen und von anderen Bergen. Die tolle Aussicht hat mich umgehauen, einfach wunderschön!
Euer neues Album „Isolate and Medicate“ wurde am 1. Juli 2014 veröffentlicht. Das Album enthält tolle Hits wie beispielsweise die Single-Auskopplung „Words as Weapons“ Was hat sich während all den Jahren eures Erfolges an der Art, wie ihr eure Songs und Melodien schreibt verändert?
Ich weiß nicht, ob sich wirklich viel an der Art selbst verändert hat. Ich denke wir haben uns als Menschen und als Band verändert. Für mich eigentlich ein ganz normaler Entwicklungsprozess, welchen man Selbst sowie auch als Band durchmacht. Wir machen einfach so weiter wie bisher, so ganz nach dem Motto: Lass uns Songs schreiben! Wenn wir sie mögen behalten wir sie, wenn nicht – dann eben nicht. (lacht)
Das Album wurde in nur 15 Tagen aufgenommen. Wie ist sowas überhaupt möglich? Braucht ihr die Zeit für den endgültigen Feinschliff nach all den Jahren nicht mehr?
(lacht) Weißt du, die Songs waren alle fertig geschrieben und bereit um aufgenommen zu werden. Das spart sicherlich viel Zeit. Wir haben schon so viele Stunden in Studios verbracht, ich denke wir sind einfach alle bessere Musiker geworden. Die Songs im Studio spielen ist zudem immer etwas total anderes, als die Songs vor einem Livepublikum zu präsentieren. Wir machen auch weniger Fehler und wenn man Fehler macht ist es danke der neusten Technologie (Pro Tools etc.) auch nicht schwer, diese rasch zu korrigieren. Früher musste man die Tonbandaufnahmen beispielsweise noch schneiden und dann wieder zusammenkleben.
Habt ihr alle Songs bereits vor dem Studio geschrieben oder wurde dies auch noch im Studio gemacht?
Normalerweise schreiben wir unsere Songs sowie die komplette Musik immer bevor wir ins Studio gehen. Wir arbeiteten als super Team, auch unser Produzent Brendan O’Brien kannte einige Leute mit welchen er schon früher zusammengearbeitet hatte und diese Leute wussten sehr genau was sie zu tun hatten. Alles ging sehr schnell und ich mag es wenn dieser Prozess schnell geht denn dadurch wird die Energie des Momentes gefangen genommen und dann direkt auf die Songs projiziert.
Euer typischer Seether-Sound kann aus jedem Album herausgehört werden und doch ist jedes davon etwas anders. Was macht deiner Meinung nach den Unterschied zwischen dem neuen Album und den bisherigen aus?
Lass mich überlegen… Viele Leute sagen, dass unser neues Album poppiger klingt. Ich glaube das nicht. Meiner Meinung nach enthält das Album zwar weniger an harten Riffs dafür aber mehr an Melodien. Und letzteres wird es wohl auch sein, dass die Leute das Ganze als „poppiger“ bezeichnen lässt. Die Aufmerksamkeit wird auf die Melodien gerichtet und das war uns sehr wichtig. Ich meine, waren es nicht genau diese Melodien, die dir sofort im Gedächtnis bleiben, welche Bands wie die Beatles und Nirvana so unglaublich toll machten? Wir haben uns an deren Grundsätze gehalten und hoffen, dies hat auch so funktioniert. (lacht)
Gibt es ein bestimmtes Muster oder Ritual, nach welchem ihr eure Songs und Melodien schreibt?
Nicht wirklich, wir sind alle ziemlich selbständig unterwegs. Ich höre beispielsweise eine Melodie in meinem Kopf und dann versuche ich, diese Melodie auf meinem Instrument zu rekonstruieren. Das lässt sich gut mit Malen vergleichen, finde ich. Ich wünschte ich könnte richtig malen, denn manchmal sehe ich etwas in meinem Kopf und würde dies gerne aufs Papier bringen. Leider kann ich überhaupt nicht malen. Aber wenn ich einen Song in meinem Kopf höre kann ich ihn ganz genau so klingen lassen, wie ich ihn anfänglich rein in meinen Gedanken gehört habe. Das ist das coole an der Musik. Ich stelle mir dann einfach eine Art Vorlage oder einen Entwurf vor und spiele diesen dann nach.
Du hast das Wort „Malen“ erwähnt. Sprechen wir doch gleich über das Album Cover. Wer hat es gezeichnet und was bedeutet es? Darauf zu sehen ist beispielsweise eine Waffe?
Ja und dieser komische, kleine Dude! (lacht)
Genau! Was hat das mit der Scheibe zu tun?
Ehrlichgesagt habe ich absolut keine Ahnung was das Cover bedeutet. Uns gefiel einfach das Bild. Unser neuer Tour Gitarrist Bryan Wickman, der zuvor als Gitarrentechniker für uns gearbeitet hat, war es, der das Bild zeichnete. Früher war er als Grafikdesigner für die Firma „Schecter Guitars“ tätig, von welcher wir auch unsere Instrumente beziehen. Dort haben wir ihn auch das erste Mal getroffen. Shaun meinte einmal: „Warum zeichnest du uns nicht was für unser neues Album?“ Also zeichnete Bryan einen Entwurf und dieser gefiel uns gleich sehr gut. Vor allem das etwas unheimliche daran fanden wir cool. Ich habe ihn allerdings nie gefragt, was es zu bedeuten hat.
Hat er auch schon Covers von vorherigen Scheiben entworfen?
Ja, er hat das ganze „Best of Album“ vom letzten Jahr designt. Darauf ist ein kackender Hund zu sehen. (lacht) Ja, er war ziemlich aktiv was die Kunstschiene anbelangt. Es ist wirklich toll jemanden wie ihn in der Band zu haben. Er kann die ganzen Fanartikel für uns designen und so behalten wir alle Aufgaben in der Band selbst, was ziemlich cool ist, finde ich.
Die folgende Frage bekommt ihr bestimmt oft zu hören; Die erste Single eures neuen Albums war “Words as Weapons”. Verrät ihr uns die Bedeutung hinter dem Song?
Ich denke es geht einfach darum, wie Menschen einander durch Worte große Schmerzen zufügen können. Manchmal sogar schlimmere Schmerzen als wenn jemandem rein körperlich Leid zufügt. Mit Wörtern kann man jemanden zerbrechen. Der Song handelt von schlechten Beziehungen und rachsüchtigen Menschen.
Hast du das auch schon persönlich erlebt?
Definitiv. Ich war auch schon in einigen vergifteten Beziehungen und auch Shaun war es zu diesem Zeitpunkt. Das ist auch der Grund warum wir den Song geschrieben haben. Ich denke jeder hat schon mal solche Erfahrungen machen müssen.
Welches ist dein persönlicher Songfavorit auf dem neuen Album?
Mein Lieblingssong ist vermutlich „Crash“. Ich mag ihn, weil er anders ist als die anderen Stücke auf dem Album. Er hat nicht diesen typischen „Akkorde, Text, Akkorde, Text“ Rhythmus. Ich weiß auch nicht, ich mag den Song einfach. Und um nochmals zurück zu den Melodien zu kommen, ich denke der Song hat einfach eine gute Melodie. Er ist weckt Emotionen in mir.
Wenn ihr an all die Jahre eurer musikalischen Karriere zurück denkt – welches war der schönste Moment davon?
Wow, lass mich überlegen…Ich weiß nicht recht. Es gab viele Highlights auf unserem Weg bisher. Ich hoffe natürlich, dass die Besten noch kommen werden. (grinst) Einer der tollsten Momente war für mich, als wir in Südafrika als Vorband für Metallica spielen durften. Ich bin schon mein ganzes Leben ein riesen Fan der Band und bis zu diesem Tag habe ich sie noch nicht einmal live spielen sehen. Bei diesem Anlass hatten wir auch die Chance, die Band persönlich zu treffen. Die Jungs waren so cool und unglaublich nett. Ein echt toller Moment für mich. Danach konnten wir das Metallica Konzert live erleben, es hat mich einfach umgehauen, es war unglaublich!
Irgendwelche Shows auf die ihr euch besonders freut? Die momentanen Konzerte in Europa oder die anstehende Tour mit Papa Roach?
Ich mag es in Europa zu spielen. Die Touren durch Amerika sind natürlich auch toll, aber wir haben das schon so oft gemacht. Die Tour mit Papa Roach wird super, davon bin ich überzeugt. Wir spielen gerne mit ihnen zusammen und die Jungs sind langjährige Freunde von uns. Hoffentlich wird die Tour gut besucht – oder noch besser gleich ganz ausverkauft sein. (lacht). Nach dieser Tour werden wir möglicherweise wieder einige Shows in Südafrika geben.
Oh und das von uns ins Leben gerufene Festival „Rise Above Fest“ steht auch noch an. Bands wie Godsmack, Slash & Myles Kennedy und Papa Roach werden auftreten. Die Einnahmen gehen an eine Hilfsorganisation namens „Save“ zu Gunsten von selbstmordgefährdeten Menschen. Wir finden dass dies eine gute Sache ist und auch die auftretenden Bands setzen sich dafür ein. Ich meine, niemand wird für das Konzert am Festival so gut bezahlt wies es ihm eigentlich an anderen Shows zustehen würde. Das Geld geht alles an die Organisation und wird für einen guten Zweck gespendet. Einfach eine tolle Sache!
Du sagtest, dass du gerne in Europa spielst. Was ist deiner Meinung nach der Unterschied zwischen den Fans aus Europe verglichen mit denen in Amerika oder Südafrika?
Nein es gibt nicht wirklich einen Unterschied. Ich meine, Rockfans sind überall auf der Welt einfach nur verrückt! (lacht) Und das ist auch gut so. Ich finde die Welt ist richtig klein geworden seitdem es Internet und dergleichen gibt. Ich finde auch, dass sich die Kids alle gleich anziehen und die gleiche Art von Musik hören.
Ich mag es in Europa zu spielen weil wir hier noch keine 20x aufgetreten sind. Die Leute freuen sich uns zu sehen. In den grossen Städten wie New York oder Los Angeles sind es sich die Leute schon gewohnt, dass sie beinahe jeden Tag gute Bands zu sehen bekommen. Heute sehen sie Seether, morgen Abend sehen sie Metallica und so weiter. Für sie ist es nichts Spezielles mehr. Sie sind dadurch auch sehr hart zu beeindrucken. Wenn du mal da warst denken sie: „ Ach diese Leute schon wieder.“ Aber wenn wir nach Europa kommen, dann sind die Fans aufgeregt und fragen uns gleich Dinge wie: „Wann kommt ihr wieder zurück? Wir müssen da unbedingt hin, Bier trinken und Spaß haben!“ (lacht)
Gibt es etwas Spezielles, dass du euren Schweizer Fans noch sagen möchtest?
Ja! Danke dass ihr unsere Musik hört, dass ihr an unsere Shows kommt und euch die Tickets dafür kauft. Damit lässt ihr uns dieses tolle Leben, das wir dank euch führen dürfen, weiterhin leben. Wir müssen keine öden Haarschnitte machen lassen oder echte und harte Jobs ausüben. Darüber hinaus zwingt uns auch niemand ganz erwachsen zu werden. (lacht) Danke euch vielmals dafür und ja, solange ihr uns weiterhin zuhört werden wir weiter spielen. (grinst)
Wir sind am Ende des Interviews angelangt. Vielen Dank für eure Zeit und wir von artnoir wünschen euch ein tolles Konzert und viel Spaß auf der aktuellen Tour sowie der nächsten zusammen mit Papa Roach!
Interview: Andrea Germann