19. November 2017
Im Gespräch mit Pigor von Pigor & Eichhorn.
Das unverwechselbare Duo Pigor & Eichhorn ist gnadenlos virtuos in Text sowie Musik. Sie rappen, swingen, singen und brüllen – mit Charme und doch unverschämt. Ein bisschen Chanson und etwas Poesie gibt’s obendrauf. Sie haben längst Kult-Status erreicht und die 50-Jahre-Grenze geknackt. Pigor & Eichhorn sind aber keine Silver Ager, sondern erfrischende Golden Boys. Mit „Volumen 9“, ihrem taufrischen Geniestreich, feiern Pigor & Eichhorn am 22. November 2017 Schweizer Premiere. Ein Husarenritt für sie wie auch für die Zuschauer. Und für das Theater Ticino in Wädenswil, das bis zum 25. November 2017 unser aller Gaststube ist.
Cyril: Gibt man bei Google Pigor ein, erscheinen innert 0.38 Sekunden 321’000 Ergebnisse. Wer ist dieser Pigor eigentlich?
Pigor: Hinter dem Google-Pigor verbirgt sich nicht nur der Pigor & Eichhorn-Pigor, sondern auch meine Schwester Gertrud Pigor, die bei uns Regie macht und die eine der meistgespielten Autorinnen im deutschsprachigen Kinder- und Jugendtheater ist. In der spanischen Provinz Navarra gibt es eine Biker-Kneipe mit dem Namen Pigor. Keine Ahnung, was es damit auf sich hat. Wir möchten an dieser Stelle aber auch auf alternative Suchmaschinen hinweisen, z.B. qwant.com.
Vielleicht ist Eichhorn ein Biker? Wer ist er eigentlich?
Eichhorn hat nicht das Glück, wie meine Schwester und ich einen seltenen Nachnamen zu besitzen. Eichhorns gibt es an allen Ecken und Enden und ich möchte dringend davor warnen, ihm Eichhorn-Stofftiere zu schenken.
Ihr seid ausgezeichnet, keine Frage: Deutscher Kleinkunstpreis, Deutscher Chansonpreis, Österreichischer Kabarettpreis, Bayerischer Kabarettpreis und neu hinzugekommen ist der Salzburger Stier 2018. Was macht euch so erfolgreich, beliebt?
Das Schöne an der Politik der Preiskommitees ist, dass man die Preise nicht alle auf einmal bekommt. Hätten wir den Salzburger Stier 2001 bekommen, würde heute kein Hahn mehr danach krähen. So freut man sich 2018 um so mehr und schätzt die kurzzeitige öffentliche Aufmerksamkeit, die so ein Preis nach sich zieht.
Inzwischen tourt ihr mit Volumen 9 durch die Lande. Rühr doch mal so ordentlich die Werbetrommel. Ohne Zensur, ohne Scheu – aber mit Pauken und Trompeten.
Nein, nein, das ist euer Job! Ihr Journalisten müsst Begriffe finden für das, was wir auf der Bühne abliefern. Auf auf, beisst euch die Zähne daran aus, erfindet neue Kategorien, schöpft frische Worte, bringt es auf den Punkt! Wir lesen alle Rezensionen. Ewig schade, dass man aus urheberrechtlichen Gründen die Perlen eurer Formulierungskunst nicht mehr ins Netz stellen darf!
Wie wär’s mit „Alles andere als ein Ausverkauf – bis auf die Shows. Also los, sofort Tickets kaufen. Pigor & Eichhorn zu verpassen, ist schlimmer als ein Bühnenbrett vor dem Kopf“?
Ist gekauft.
Was macht das Theater Ticino zu diesem Kleinod der Kunst?
Da ist zuerst der Unruhestifter Ueli Burkhardt, der sich noch nie entspannt zurückgelehnt und auf seinen Lorbeeren ausgeruht hat, sondern immer etwas Neues ausprobiert. Da ist das gutgelaunte Ticino-Team, das den Flair des Theaters ausmacht. Und da ist natürlich das Publikum, das sich über die Jahrzehnte hin gebildet hat und sich immer wieder erneuert.
Und hier bitte ich dich, das anzufügen, was dir auf der Zunge brennt, am Herzen liegt …
Wenn es weder die Politik noch der Markt schafft, ist es an der Zeit, dass es die Gesellschaft schafft: Die soziale Ächtung von SUV, dass jeder SUV genauso zum No-Go wird wie zum Beispiel Pelzmäntel oder Walfleisch-Essen oder der Sekretärin einen Klaps auf den Po geben. Wir schaffen das – nach unserem Stelldichein bei euch!
Wir sind gespannt, danke für’s Gespräch!
Interview: Cyril Schicker