4. Oktober 2017
Im Gespräch mit: Matt Klavins von Ne Obliviscaris
Ende Oktober wird das dritte Album „Urn“ der australischen Extreme Progressive Metal-Band Ne Obliviscaris erscheinen. Wir haben die Gelegenheit genutzt und dem Gitarristen Matt Klavins einige Fragen gestellt.
Cornelia: Euer neues Album „Urn“ kommt im Oktober heraus. Wenn du es in einem Satz beschreiben müsstest, welcher wäre das?
Matt: „Urn“ ist ein weiterer Schritt nach vorne für die Band.
Wird das Schreiben neuer Musik über die Jahre eher effizienter oder anspruchsvoller?
Der Prozess wird definitiv effizienter – vor allem wenn man bedenkt, dass wir für „Portal Of I“ sieben Jahre benötigten. Für „Urn“ haben wir vieles unterwegs geschrieben. Es war das erste Mal, dass wir das gemacht haben. Wir hatten eine Weile darüber diskutiert, da wir dachten, so unsere freie Zeit zwischen Soundchecks und Shows besser nutzen zu können. Wir hatten eine Mbox dabei und schrieben zum Beispiel den Song „Eyrie“ grösstenteils an einem Tag in Dublin. Unsere Musik fordert uns immer heraus, ob es nun um die Produktion oder das Schreiben geht – wir wollen es immer besser machen als beim letzten Mal.
Ne Obliviscaris sucht sehr stark die Nähe zu den Fans – beispielsweise gibt es da den Ne Obluminati-Fanclub. Denkst du, Interaktion wird zu einem immer wichtigeren Teil im Musikbusiness?
Ne Obluminati ist etwas, das wir uns am Ende einer 18-monatigen Tour ausgedacht haben. Wir waren alle so pleite, dass wir uns ernsthaft überlegen mussten, ob wir als Band auf diesem Level noch weitermachen können. Doch je mehr andere Bands wir unterwegs trafen, desto klarer wurde uns, dass es den meisten genauso geht. Wir wollten aber die Band nicht „zurückstufen“. Also haben wir uns nach anderen Optionen umgeschaut, wie man als Band zu einem stabileren Einkommen kommen könnte. Es macht einfach keinen Sinn, heute noch gleich wie Bands in den 80ern, 90ern oder 2000ern zu arbeiten, wenn das Business bereits einen Schritt weiter ist, um die eigenen Einbussen auszugleichen. Wir sind also auf die Patreon-Plattform gestossen, die schon von vielen Youtubern verwendet wurde. Wir haben die Idee der Plattform übernommen und auf unsere Situation als Band adaptiert. Die Patreon-Leute waren begeistert von unseren Ideen und wollten gerne mit uns arbeiten. So ist das entstanden.
Wo wir schon beim Musikbusiness sind: Was haltet ihr von Streaming-Services aus Sicht einer „Nischenband“?
Streaming ist super für den Musikkonsumenten. Das wäre es aber auch schon wieder.
Ihr habt einen neuen Bassisten über Facebook gesucht. Wie ist das herausgekommen? Habt ihr viele Bewerbungen erhalten?
Wir hatten über 200 Bewerber aus der ganzen Welt! Leute aus grossen und kleinen Bands, solche, die noch nie in einer Band gespielt haben, junge, alte … Davon hatten etwa 50 eine vollständige Videobewerbung geschickt. Anhand des Songs („Painters Of The Tempest Part 2“) konnten wir sehen, ob jemand unsere Musik würde spielen können oder nicht. Wir haben uns etwa acht Leute ausgesucht, die noch ein Video von „Intra Venus“ gleich am Tag nach der Veröffentlichung aufnahmen. Schliesslich hatten wir noch drei ernsthafte Kandidaten, von denen wir weitere Aufnahmen und Performances angeschaut haben und die einen Fragebogen bekommen haben, damit wir uns ein besseres Bild machen konnten. Martino Garattoni aus Italien wird uns nun auf unserer kommenden US/Kanada-Tour im November begleiten und wir freuen uns total darauf.
Auch einen Chor habt ihr online zusammengetrommelt. Wie war es, mit Fans einen Song aufzunehmen?
Ja, wir haben Ne Obluminati-Mitglieder eingeladen, zum Studio zu kommen und uns ihre Stimme für das neue Album zu leihen. Etwa 25 Leute sind an dem Tag bei Pony Music erschienen und haben für den Song „Libera“ gesungen. Es ist wahrscheinlich mein Lieblingssong auf dem Album – es war grossartig und alle hatten eine Menge Spass.
Zu guter Letzt: Gibt es Ersatzdaten für die europäischen Shows? Wir wollen euch schliesslich auch live sehen!
Wir kommen in der ersten Hälfte des nächsten Jahres wieder nach Europa. Es ist noch nichts bestätigt, aber wir arbeiten gerade an der Organisation einer Tour und werden vermutlich auch ein paar Festivals im Sommer spielen.
Vielen Dank für deine Antworten, Matt!
Interview: Cornelia Hüsser