26. März 2020
Im Gespräch mit: Nadia Zanchi, Geschäftsleitung Kommunikation, Personal- & Freiwilligenarbeit im KIFF, Aarau.
Veranstalter haben es in der momentanen Situation nicht leicht. Wie sich die Krise auf den Arbeitsalltag, das laufende Business und die Zukunft auswirkt, durfte ich mit Nadia vom KIFF besprechen.
Manuela: Ihr konntet vor dem Lockdown noch Genehmigungen holen und ein paar Konzerte / Party durchführen. Habt ihr zu diesem Zeitpunkt geahnt, dass es zu einer kompletten Schliessung kommt?
Nadia: Wir haben bereits damit gerechnet. Einige Kantone begannen schon früher damit, die Kultur- und Veranstaltungslokale zu schliessen und so waren wir etwas vorbereitet.
Wie habt ihr euch gefühlt, als der Bundesrat die Schliessung von Kulturlokalen aussprach?
Es war eine Mischung aus Frustration und Erleichterung. Frustration, weil zu diesem Zeitpunkt noch unklar war, wie es in den nächsten Tagen und Wochen mit dem KIFF weitergehen soll, da wir keine Einnahmen aus den Veranstaltungen mehr haben. Erleichterung, weil das ewige hin und her endlich vorbei war. Wir mussten nicht mehr selber entscheiden, ob wir eine Veranstaltung mit weniger Personen durchführen sollten, oder ob wir aus ethischen Gründen überhaupt noch öffnen können. Die Weisung vom Bundesrat hat Klarheit geschaffen.
Wisst ihr schon, ob gewisse Touren oder Konzerte nachgeholt werden können?
Viele Konzerte konnten verschoben werden. Grössere Metal-Touren wurden eher abgesagt, weil es schwierig ist für dasselbe Line-up erneut ein gemeinsames Datum zu finden.
Wie habt ihr gehandelt? Was war euer Plan?
Wir hatten intern Abklärungen gemacht, wie lange wir überleben können. Zum Glück ist das KIFF ein etabliertes Kulturhaus und wir können uns eine Weile über Wasser halten. Zudem haben wir uns schon vorher mit der Kurzarbeit auseinandergesetzt und den Antrag in der Folgewoche ausgefüllt und abgeschickt. Gegen aussen haben wir kommuniziert, dass per sofort alle Veranstaltungen abgesagt seien und wir die kommende Woche detailliert informieren werden. Das hat gut geklappt.
Ist das ganze KIFF-Team im Homeoffice? Was ist nun euer Daily Business?
Wir sind grösstenteils im Homeoffice. Wir haben viele Projekte, an denen wir von zuhause aus arbeiten können. Darunter sind einige, die schon lange hängig sind. Daher hat diese ungewohnte Zeit auch ihre guten Seiten. Im KIFF gibt es Unterhaltsarbeiten zu machen, die unsere Techniker und Gastromitarbeiter*innen erledigen. Sie sprechen sich ab, sodass maximal zwei bis drei Personen gleichzeitig im KIFF sind, und halten sich selbstverständlich auch dann an die Massnahmen des Bundes, wie z.B. an die Hygienevorschriften und ans Social Distancing.
Wie sieht eure finanzielle Lage aus?
Aktuell noch nicht prekär. Es kommt drauf an, wie lange der Lockdown anhält und wann wir wieder veranstalten dürfen. Ich habe aber das Gefühl, dass seitens Behörden das Verständnis für die Situation der Kulturbetriebe vorhanden ist. Die Massnahmen zur Erhaltung und Stabilisierung der Kulturhäuser werden hoffentlich bald greifen.
Wie fühlt ihr euch in der ganzen Covid-19-Lockdown-Situation?
Die Ungewissheit macht einem zu schaffen. Aber das geht wohl allen gleich.
Wie kann man Musiker*innen und Kulturschaffende in der Zeit unterstützen?
Es gibt verschiedene, schöne Initiativen. Einige Musiker*innen machen Live-Streams, für die man online spenden kann. Aber was ganz wichtig ist: Wann immer möglich, Musik in Form von Vinyl, CDs und Downloads kaufen. Jetzt hat man die nötige Zeit, um sich mal hinzusetzen und eine Platte in Ruhe anzuhören. Kulturschaffende in den Häusern kann man damit unterstützen, indem man das Geld für das Ticket nicht zurückverlangt, wenn ein Konzert abgesagt oder verschoben wurde. Zudem gibt es von Petzi, dem Verein für Non-Profit Musikclubs und Festivals in der Schweiz, eine tolle Aktion (Link dazu hier!) Sie verwalten einen übergreifenden Fonds, in welchen man Geld spenden kann. Das Geld geht dann an solche Clubs, die um ihre Existenz bangen. Gleichzeitig haben verschiedene Clubs und Kulturhäuser eigene Aktionen geplant. Einfach Augen und Ohren offen halten. Wir alle brauchen die Unterstützung jetzt mehr denn je.
Wie läuft der Neubau KIFF 2.0 weiter?
Einige Teilprojekte geraten durch die aktuelle Situation etwas ins Stocken, bis jetzt ist aber alles im zeitlichen Rahmen und wir treiben das Projekt aus dem Homeoffice weiter voran.
Last one: Denkt ihr, dass vor Saison-Ende noch Konzerte und Partys stattfinden können?
Das ist sehr schwierig zu sagen, dazu gibt es ganz unterschiedliche Einschätzungen. Da ich aber eine Optimistin bin, hoffe ich doch sehr, dass wir ab Mitte oder Ende Mai nochmals die Türen öffnen können. Es wäre jetzt ein gar abruptes Ende der laufenden Saison gewesen.
Interview: Manuela Haltiner