Datum: 26. April 2013
Ort: Kofmehl – Solothurn
Geschrieben von: Nicole Imhof
Im Gespräch mit: Jesse Leach +
Adam Dutkiewicz von Killswitch Engage
Ende März kam das neue Album „Disarm The Discent“ in unsere Läden und letzte Woche waren die Herren von Killswitch Engage live in der Schweiz im Kofmehl, Solothurn.
Ein guter Grund ein paar Fragen zu stellen…
Nicole: Hallo ihr zwei. Beginnen wir doch gleich mit den offensichtlichen Fragen. Jesse, du bist zurück als Sänger bei der Band, die du mitgegründet hast. Wie geht es dir und wie fühlt sich das an?
Jesse: Ich habe gerade die beste Zeit in meinem Leben und es fühlt sich toll an. Und ich bin sehr dankbar darüber, dass die Fans mich derart unterstützen, das ist grossartig.
Nicole: Hast du jemals gedacht, dass du nach so langer Zeit zu Killswitch Engage zurück kehren würdest?
Jesse: Nein, das hatte ich nie erwartet und es war nie geplant.
Nicole: Howard hat den Stil von Killswitch Engage sehr stark geprägt. Setzt dich das unter Druck oder wie gehst du damit um?
Jesse: Oh nein, ich versuche einfach das Beste zu geben. Ich schreibe so wie ich es kann und das Gefühl habe, dass es den Fans gefallen könnte. All dem Gerede oder der Presse schenke ich diesbezüglich keine Beachtung. Egal ob Lob oder vernichtende Worte, ich möchte möglichst nichts davon mitbekommen. Das würde mich nur durcheinander bringen.
Nicole: Sowieso kann man es nicht allen recht machen.
Jesse: Genau, das geht gar nicht.
Nicole: Hattet ihr auch andere mögliche Ersatz-Sänger zur Auswahl?
Adam: Oh ja, wir hatten Vorsingen und eine ganze Liste mit Namen und da stand er natürlich auch darauf. Wir haben ihm den Job nicht einfach so gegeben.
Jesse: Doch doch, ihr habt mir den einfach so gegeben… 😉
Adam: Nein, da wurde hart ausgewählt.
Nicole: Ok Adam, du kannst ja jetzt schlecht darüber sprechen, so lange Jesse daneben sitzt.
Adam: Oh ich kann schon, interessiert mich nicht was er denkt. 🙂
Jesse: Eigentlich war ich am Anfang nicht sicher, ob ich die Lieder von jemand anderem überhaupt singen kann. Ich wusste nicht, ob ich seine Songs ehrlich rüber bringen kann. Doch dann dachte ich, versuch‘s einfach und hab die Jungs angerufen und gesagt, setzt mich auf die Liste. Und irgendwann kam der Anruf „hey, du hast den Job“ und ich dachte noch, jetzt kommt dann gleich „ist nur ein Scherz, reingefallen…“.
Nicole: Soso, machen die das oft, Leute auf den Arm nehmen?
Adam: Ahhh…, wir machen nur ständig etwas Quatsch.
Nicole: Dann last uns mal über das neue Album sprechen. Da geht es vom ersten Ton an so richtig zur Sache. Woher kommt diese ganze Energie?
Adam: Als wir anfingen am neuen Album zu arbeiten, konnte ich nur daran denken, wie unzufrieden ich persönlich mit dem letzten Album war. Das war mir zu langsam und zu stark auf den Gesang fokussiert. Und deshalb habe ich versucht, zurück zu mehr Metal zu gehen und habe das eingebracht.
Nicole: Und was bedeutet „Disarm The Descent”? Das Wort „descent“ kann ja verschieden ausgelegt werden.
Jesse: Mike, unser Bass-Spieler, hat den Namen vorgeschlagen, noch bevor wir mit dem Schreiben begonnen hatten. Und ich hab versucht, das als Thema aufzunehmen. Im Grunde bedeutet es, sich wieder aus dem Abgrund hervor zu heben. Aus dem Loch hervor zu kommen. Oder wie eine Erlösung.
Nicole: Und wo steht ihr gerade. Unten oder auf dem Weg nach oben?
Adam: Ich hoffe, es geht aufwärts!
Jesse: Immer nach vorne schauen und nie zurück.
Adam: Hmm…
Jesse: pma… positive mental attitude!
Adam: Das ultimative Ziel zu erreichen… den Tod! Dafür sind wir doch alle hier, um zu sterben. 🙂
Nicole: Wie verlief die Produktion des Albums, was hat sich verändert?
Adam: (O-Ton) „It was a pain in the ass!“ Als wir mit den Aufnahmen anfingen, da war Howard noch immer mit dabei. Und als wir merkten, dass es nicht funktionieren wird, mussten wir mit der Produktion aufhören und einen neuen Sänger suchen. Und als wir dann Jesse an Bord hatten, musste er sofort mit dem Schreiben eigener Texte beginnen und gleichzeitig startete unsere Tour. Also alles auf einmal.
Jesse: Das war ein verrücktes Jahr. Auf Tour gehen, Schreiben, Aufnahmen, Tour … Krass, dass wir es trotzdem geschafft haben.
Nicole: Und wie fühlt es sich an, die neuen Songs live zu spielen?
Jesse: Oh, ich liebe es! Und die Tatsache, dass die Fans mitsingen und die Lieder mögen, macht das Ganze noch besser.
Nicole: Adam, du hast mit Jesse bereits bei deinem Projekt „Times Of Grace“ zusammen gearbeitet und dabei hast du ja praktisch alles selber gemacht. Bist du eine Art Musik-Genie?
Adam: Nein, wirklich? Würde ich nicht sagen.
Jesse: Doch, das unterschreibe ich so.
Nicole: Und ihr arbeitet mittlerweile gut zusammen scheint es?
Jesse: Ja, ich bringe den Punk und er poliert das Ganze am Ende dann. Er stärkt die Seiten an mir, in denen ich nicht gut bin, er hilft mir mich zu verbessern.
Nicole: Das klingt ja wie in einer Beziehung?
Jesse: Ja, so ist das.
Adam: Wow! 🙂
Jesse: Wir sind in einer Beziehung. In einer nicht-sexuellen allerdings. Metal-live-Partner.
Adam: Wir sind das merkwürdige Paar.
Nicole: Adam, du hast doch immer mal wieder sehr spezielle Bühnenoutfits?
Adam: Jeder scheint das zu vermissen. Ich habe zu Shorts und T-Shirts gewechselt, weil ich einfach so stark schwitze in dem Zeugs. Und dann musst du das jeden Abend waschen können, sonst ist es eklig. Und deshalb ist es so einfacher.
Jesse: Und ich finde es toll, dass er auf der Bühne herum rennt. Das bringt sehr viel Energie in die ganze Show.
Adam: Obwohl wir uns dann auf den Füssen herum trampeln. Ich habe grosse Füsse.
Jesse: Ja, ich trete ihm mindestens einmal pro Abend auf die Füsse.
Adam: Ich weiss, die sind gross.
Nicole: Ach ja, wieso tragt ihr alle eigentlich Bärte? Ist das einfach nur praktisch oder sexy?
Jesse: Ach, mir egal ob das sexy ist. Ich bin seit elf Jahren verheiratet. 🙂 Ich mag ihn.
Adam: Ich hab mein Gesicht einfach aufgegeben. Je weniger man von meinem Gesicht sieht, desto attraktiver bin ich wahrscheinlich. Wenn du hässlich bist, kannst du dein Gesicht dahinter verstecken.
Jesse: Es ist bequem, am Morgen aufstehen zu können ohne sich erst noch rasieren zu müssen. Ok, wenn Adam seinen nicht stutzen würde, sähe er bald aus wie ein Höhlenbewohner.
Nicole: Hört ihr Musik als MP3 oder nur ab CD?
Jesse: Ja, für unterwegs ist MP3 ok und einfacher. Zu Hause liebe ich es allerdings Vinyl aufzulegen und habe mir gerade eben wieder einen Schallplattenspieler gekauft. Mit dem kann ich dann auch Files von den Platten machen.
Adam: Aber das ist doch doof, wieso macht man das?
Jesse: Weil mein Vater z.B. noch Platten hat, die bekommst du gar nicht auf CD. Ganz schräge Sachen aus den 60ern. So habe ich ihm das aufgenommen, auf CD gebrannt und zum letzten Geburtstag geschenkt. Und jetzt kann er das in seinem Auto hören und er freut sich riesig darüber. Alles, was meinen Vater glücklich macht, macht mich auch glücklich.
Nicole: Welches Konzert habt ihr als letztes besucht?
Adam: Sigur Ros. Das war überwältigend.
Jesse: Ich liebe Reggae, Punk und vieles mehr. Und wenn ich an ein Hardcore Konzert gehe, dann mache ich Dinge, die ich nicht tun sollte. Herumspringen und Toben wie ein kleines Kind, bis mir alles weh tut oder blutet. Ich liebe diese Energie einfach.
Nicole: Und zum Ende noch weise Worte von euch?
Jesse: Dankbarkeit!
Adam: Ja, danke allen Fans für die Unterstützung.
Nicole: Und ich danke euch.