26. August 2016
Im Gespräch mit: Carlito (Gesang) und Mal Élevé (Gesang) von Irie Révoltés
Das Konzert der Deutschen Reggea-Punk-Band Irie Révoltés war zweifelsohne das intensivste Konzert der 41. Winterthurer Musikfestwochen. Bis weit nach hinten wurde gepögt und mitgesungen. Gemeinsam mit FabblTV traf ARTNOIR die beiden Sänger und Geschwister Carlito (C) und Mal Élevé (ME) im Vorhinein zum Interview.
Fabian: Was war eine eurer bleibendsten Erinnerungen an die Schweiz?
ME: Eine bleibende Erinnerung war bestimmt unser Auftritt am Lakesplash-Festival 2014. Kurz bevor wir auf die Bühne hätten sollen, erblickte ich die krasseste Wolkenfront, die ich je geseh’n habe. Sie schlich sich hinterhältig an und zerlegte alles, was ihr in die Quere kam, weshalb das Gelände evakuiert werden musste.
C: Zum Glück wurde niemand verletzt und wir konnten unsere Instrumente retten. Der Abend endete mit einer spontanen Jamsession in der Unterführung, wo das gesamte Publikum Schutz vor dem Wetter fand.
An euren Konzerten seid ihr immer extrem aktiv, trefft aber trotzdem die Töne. Habt ihr das konkret geübt?
C: Wir haben das insofern geübt, dass wir das bereits seit siebzehn Jahren machen und auch privat viel Sport treiben. Man entwickelt mit der Zeit halt eine Technik, wie man die Lunge mit der Muskulatur stützen und so die Stösse abfangen kann. Beim Joggen zu singen ist zum Beispiel sehr hilfreich.
Als Ihr begonnen habt, Musik zu machen, war es vor allem euer Antrieb zu musizieren, oder den Leuten eine politische Message zu übermitteln?
ME: Für uns sind diese beiden Dinge nicht voneinander zu trennen. Es war aber auch seit jeher klar, dass wir unsere Botschaften auf musikalischem Weg überbringen möchten, da das Bedürfnis, Musik zu machen und Konzerte zu spielen schon immer da war. Schön ist es natürlich zu sehen, dass wir tatsächlich Menschen erreichen und Auftritte vor tobenden Massen machen können.
Gefallen Euch Lieder mit politischem Inhalt am besten?
ME: Musik ist viel zu schön, um sie nur für eine Sache zu reservieren. Es gibt ja auch viele instrumentale Lieder oder Songs, mit denen man sich lyrisch nicht direkt identifizieren kann – aber auch diese feier’ ich ab!
Hört ihr momentan Musik von aufstrebenden Künstlern und wie entdeckt ihr diese?
ME: Es gibt extrem viel geile Musik, die einem überall über den Weg läuft. Gute Musiker finden wir auf allen möglichen Plattformen und natürlich auch an den Festivals, wo wir auch auftreten. Im Moment höre ich zum Beispiel sehr oft Kamau.
C: Das „traurige“ ist halt, dass es heute schwierig ist, mit Talent alleine bekannt zu werden. Man braucht halt immer Kontakte, Geld, Glück und so weiter. Deshalb gibt es auch extrem viele Künstler, die keine Sau kennt obwohl sie musikalisch echt krass sind.
Wie findet ihr die richtige Mischung zwischen „sich selbst treu bleiben“ und „sich weiterentwickeln“?
ME: Musikalisch gesehen würde es uns wohl langweilig werden, immer dasselbe zu machen. Bevor wir ein Album aufnehmen, überlegen wir uns ein Konzept und mit wem wir das gemeinsam produzieren wollen.
C: Für das aktuelle Album „Irie Révoltés“ wollten wir fette Refrains mit Live-Schlagzeug und reduzierte Strophen mit minimalistischen, elektronischen Drums. Da wir eine 9-Köpfige Band sind, kommen natürlich sehr viele Ideen und Geschmäcker zusammen, die kreativ mitwirken.
Vielen Dank für das Interview!
Interview + Bild: Fabian Moor