Freitag, 13. Mai 2025
Lisa Paul (Gesang + Gitarre)
fraupaul.band / Facebook / Instagram / Spotify
Gespräch: David Spring
Vor etwas über zwei Monaten legte die Hamburger Punkband FRAUPAUL mit «Hol mir die Sterne zurück» ihr fulminantes Debütalbum vor. Ein echter Meilenstein für die umtriebige Band – und vor allem ein gewaltig starkes Stück Musik. Höchste Eisenbahn also, dass wir die überaus sympathische Band einmal etwas ausfragen. Sängerin und Gitarristin Lisa Paul nahm sich die Zeit, ein paar unserer Fragen per Mail zu beantworten – und gewährte uns dabei spannende Einblicke in die Welt von FRAUPAUL. Wir danken herzlich für das kleine, aber umso feinere Interview – und wünschen frohes Lesen!
Gratulation nochmals zum grossartigen Album! Es ist ja nun schon eine Weile draussen, wie waren so die Reaktionen, sowohl in den Medien wie auch auf Seite der Fans?
Danke schön, das freut uns sehr! Bisher waren die Reaktionen sehr positiv – wir haben über zwanzig tolle Reviews zu unserem Debütalbum bekommen, unter anderem ja auch von euch – danke dafür! Auch von unseren Fans gab es viel Lob und sehr persönliche Nachrichten, wie viel ihnen die neuen Songs bedeuten und bei welchen sie sich selbst wiederfinden. Das berührt uns ganz besonders.
Wie entstehen eure Songs? Schreibt ihr Songs zusammen, ganz klassisch im Proberaum oder habt ihr da eine Arbeitsteilung?
Wir teilen uns da auf – im Prinzip schreibt jede von uns ihr eigenes Instrument. Ich (Lisa, Voc + Git) lege eine Skizze mit Gesang und Gitarre vor, dann überlegen sich Mary (Bass) und Linda (Drums) ihre Parts dazu. Erst dann wird im Proberaum zusammengesetzt und geschaut, was noch geändert werden soll.
Wie hat sich euer Schreib- und Probe-Prozess im Verlauf der Jahre entwickelt? Was nehmt ihr aus den Aufnahmen zum Debüt mit für die Zukunft?
Er ist auf alle Fälle effizienter geworden. Je besser wir uns kennen und je mehr Erfahrung wir haben, desto schneller funktioniert der Writing- und auch der Probeprozess. Wir schreiben und üben viel jeweils für uns allein – bei gemeinsamen Proben geht es vor allem ums Zusammenspiel, um zusätzliche Ideen, Live-Performance usw. Da haben dann alle ihre Parts schon gut drauf.
Wie kam die Idee oder Entscheidung, für die Produktion ein Crowdfunding zu machen?
Als klar war, dass wir trotz Unterstützung durch die Initiative Musik und unser Label nicht genügend Geld haben, um das Album zu realisieren, war die Entscheidung schnell getroffen, ein Crowdfunding zu machen – und wir sind heilfroh, dass das geklappt hat. Sonst würde es unser Debütalbum jetzt nicht so geben. Hier nochmal ein riesiges Dankeschön an alle, die uns supportet haben <3!
Wie entstanden der Album-Titel und das Artwork?
Der Titel stand zuerst: «Hol mir die Sterne zurück» ist eine Zeile aus dem Song «Sterne», eigentlich ein Beziehungssong. Als Albumtitel sehen wir das aber in einem grösseren Kontext: Es ist eine Aufforderung an all diejenigen, die die Macht haben, Dinge zu verändern, das für die Allgemeinheit zu tun – und sich nicht einfach nur selbst zu bereichern. Der Frieden, die Demokratie und auch der Wohlstand, in dem wir aufgewachsen sind, sind überhaupt nicht selbstverständlich. Und wir beobachten dauernd, wie das alles leichtsinnig gefährdet wird. Oft fühlen wir uns dann übersehen und irgendwie im Dunkeln gelassen. In diese Dunkelheit hinein schreiben wir unsere Songs – unser Album soll ein kleiner Lichtblick sein.
Und das Artwork mit der zerbrochenen Glühbirne in der Hand verbindet diese beiden Perspektiven. Ursprünglich war das Artwork nur als Singlecover für «Burn Out» gedacht, aber wir fanden die Grafik dann so iconic und passend zum Titel, dass wir uns entschieden haben, sie als Albumcover zu verwenden.
Gibt es Songs, die euch besonders am Herzen liegen? Oder Songs um Menschen, die euch noch nicht kennen, von euch zu überzeugen?
Anschliessend an die letzte Frage liegt uns «Du bist nicht allein» besonders am Herzen – der ist allerdings eher untypisch für uns, weil komplett akustisch. Er fasst dafür die Message des Albums gut zusammen: Die Welt ist am Arsch, aber du bist nicht allein! Leute, die uns noch nicht kennen, sollten sich auf jeden Fall «Streichholz» anhören – der hat die typische FRAUPAUL-Power, gepaart mit melodischen Gitarren und einer ganz klaren Botschaft.
Ihr wart letztes Jahr zum ersten Mal in der Schweiz, wie waren die beiden Konzerte? Was waren die Eindrücke und Erlebnisse? Und vor allem: wann kommt ihr wieder?
Das stimmt, und zusammenfassend können wir sagen: Wir wurden äusserst verwöhnt – vor und hinter der Bühne! Ich sag nur: Appenzeller im Backstage-Kühlschrank, eine Torte mit unseren Gesichtern drauf und Leute, die extra für unsere Show durch die ganze Schweiz gefahren sind! Das war beide Male extrem herzlich, fröhlich und kulinarisch ein Highlight. Wir kommen auf jeden Fall wieder – hoffentlich schon nächstes Jahr!
Gibt es Bands oder Künstler:innen, mit denen ihr unbedingt mal noch eine Bühne teilen möchtet?
Ja, wo sollen wir da anfangen… Man sagt ja: Triff niemals deine Idole – aber z. B. Die Ärzte, Green Day oder die Broilers würden wir schon gerne mal treffen! Abgesehen davon gibt es so unfassbar viele talentierte und aussergewöhnliche Artists, dass das den Rahmen dieses Interviews völlig sprengen würde…!
Zum Schluss nur noch eine Frage nicht direkt zur Musik: gibt es Organisationen, NGOs, Menschen etc., die euch zurzeit speziell am Herzen liegen und die unbedingt einen Shoutout verdient haben?
Auf alle Fälle: «DeinTopf e.V.» verteilt in Hamburg kostenloses Essen an alle, die sich das nicht leisten können – unabhängig vom sozialen Status, und sie führen auch keine Kontrollen durch. Der Verein freut sich sehr über Spenden und Engagement!
Danke, habt ihr euch die Zeit genommen, unsere Fragen hier zu beantworten! Und danke für die Musik, wir freuen uns, wenn ihr bald wieder vorbeikommt!
Bilder: Florian Nielsen