Datum: 21. August 2015
Im Gespräch mit: Ingo & Alex von den Donots
Geballte Ladung Punkrock am ersten Abend des kostenpflichtigen Programms der Winterthurer Musikfestwochen. Gleich drei grossartige Bands spielen vor ausverkaufter Steinberggasse. Mit dabei waren die Beatsteaks, Bad Religion und die Donots.
Im folgenden Gespräch stellt sich heraus, dass die Jungs von Donots sehr sympathisch sind und sie immer noch mit Leib und Seele dabei sind.
Nik: Hallo zusammen, schönes Wetter habt ihr mitgebracht. Woher kommt ihr gerade?
Ingo: Wir sind gestern Abend von zu Hause losgefahren und heute Morgen angekommen. Wir spielen nur Festivals am Wochenende und das ist momentan gerade gut so, weil Eike und ich gerade Papa geworden sind. Da braucht man die Zeit zu Hause. Ich komme an und packe den Koffer aus. Eike wäscht alles und macht das Baby sauber, weil alles vollgeschissen und vollgekotzt ist und dann gehst du wieder und wirst da vollgeschissen und vollgekotzt.
Wie ist das so für euch, ändert sich jetzt was?
Ich bin ein ganz ekliger Perfektionist und versuche immer und überall das das Beste zu machen. Ist halt schwierig, wenn man durch das Kind nicht mehr alles zu 100% fertig machen kann, da es deinen Tagesablauf bestimmt.
Leidet die Band darunter, dass du Vater geworden bist?
*lacht* Die Qualität der Band kann sich nur steigern, wenn ich nicht dabei bin.
Alex: Man muss hier und da Kompromisse eingehen. Es ist aber auch in Ordnung, weil nebenbei das echte Leben stattfindet. Ein Freund von mir der Arzt ist und der konnte nur einen Tag nach der Geburt zu Hause bleiben. Da ist man schon froh um den Luxus, einige Tage am Stück bei Kind und Frau bleiben zu dürfen.
Zum Album „Karacho“, welches komplett auf Deutsch ist. Ihr habt schon einige Male deutsche Songs gecovert. Warum jetzt ein Album auf Deutsch?
Einfach weil wir Bock hatten. Es hat sich richtig angefühlt. Wir stellen uns gerne mit jedem neuen Album neuen Herausforderungen. Immer wieder das gleiche Album aufnehmen ist doch langweilig. Das dürfen zum Beispiel Bands wie Bad Religion durchaus machen und sollen das auch. Aber alle anderen sollen sich ins Zeug legen und etwas Neues ausprobieren. Zum Beispiel hatte Joey Cape von Lagwagon die Idee mit „7 Day Record“. In sieben Tagen ein Album aufzunehmen mit anderen Bands.
Seid ihr gut befreundet mit Joey Cape?
Ach, was heisst hier gut befreundet. Man hört ab und an schon voneinander. Er ist auch auf dem letzten Album drauf. Lagwagon waren dazumal mit No Use For A Name die ersten, die uns Mitte/Ende Neunziger mitgenommen haben.
Wie geht es ihm denn seit dem Tod von Tony Sly (No Use For A Name)?
Mit Tony hat er eine ganze Menge verloren. Sie waren seit Ewigkeiten beste Freunde. Dann auch noch der Tod des Drummers. Muss heftig gewesen sein für ihn.
Ok, wechseln wir zu etwas Positivem. Hättet ihr gedacht, dass ihr mit dem Album auf Platz 5 in den deutschen Charts einsteigt?
Alex: Unsere Presseabteilung hat uns schon vorgewarnt, dass viel Gegenwind auf uns zukommen könnte. Schon beim ersten Interview kamen Antworten, dass sich das Album wie Slime anhört, das fänden die voll geil. Das Feedback war eher, dass man uns gefragt hat, warum wir das nicht schon früher gemacht hätten. Es gab aber auch einige die meinten, dass sie damit nicht warm werden. Das ist aber auch vollkommen in Ordnung. Man macht sich vorher gar keine Gedanken, sondern fragt sich nur: Find ich es geil oder finde ich es nicht geil und wir fanden es halt geil.
Wie viel Wert legt ihr auf diese Chartplatzierungen, ist es euch wichtig?
Alex: Nein überhaupt nicht. Das ist eher wichtig für die Plattenfirma.
Heutzutage heisst das auch nicht mehr viel. Es bedeutet, dass du Mama und Papa anrufen kannst und sagen kannst, dass du ein Top 5 Album geschrieben hast. Das ist das einzige, was sie verstehen. Die sind dann so stolz, dass sie es der ganzen Kleinstadt erzählen.
Wie war es denn für dich Ingo, auf Deutsch zu schreiben. War es einfacher oder schwieriger?
Anders. Wenn du die letzten zwanzig Jahre immer nur auf Englisch geschrieben hast, musst du das wie neu lernen. Und auch da versuche ich mich nicht immer zu wiederholen. Man muss da auf einige Dinge achten. Dass es nicht zu kitschig wird zum Beispiel. Es ist ein schmaler Grat zwischen: kann man machen, ist clever und ist glatt und kitschig. Ich fand das total spannend und bin froh, dass es am Ende so gut geklappt hat. Anfangs hatte ich sehr viel Respekt davor.
Empfiehlt mir doch mal einige Deutsche Bands, die gerade am Aufkommen sind.
Es gibt da Pascow, die sind grossartig. Turbostaat kennt sowieso jeder. Da wären noch Love A, Feine Sahne Fischfilet und Adam Angst. Es gibt ganz viele.
Ihr seid ja nun auch schon gute zwanzig Jahre im Musik Business. Wie schafft ihr es immer noch so viel Gas zu geben auf der Bühne?
Alex: Weil es halt immer noch Spass macht.
Das ist schön zu hören, danke für das Kompliment. Ich bin Fan von ganz vielen Bands und versuche uns auch mit den Augen der Fans zu betrachten. Ich finde es ganz schade, wenn ich Bands sehe, die auf der Bühne kaum noch Bock haben und nur noch ihre Songs runterspielen. Das gibt mir den Ansporn immer weiter zu machen. Es gibt Bands wie Die Toten Hosen, die sich jedes Mal den Arsch aufreissen und genau das möchten wir auch.
Wenn ihr einen Song in eine Zeitkapsel stecken könntet, welcher wäre das?
Alex: Da müsste man verschiedene Zeitkapseln machen. Einen für Punkrock, einen für Rock.
Gut dann sagt mir mal einen für Pop und Hip-Hop.
Bei Pop wäre es „True Faith“ von New Order und bei Hip-Hop etwas von den Beastie Boys oder besser „The Message“ von Grandmaster Flash & The Furious Five.
Das erste Mal als ich von euch gehört habe, war im Jahr 2004. Ich kam nach Hause und da ist „We Got The Noise“ auf MTV gelaufen. Habe mir gleich die Scheibe geholt und „Wretched Boy“ ist immer noch mein liebster Song. Spielt ihr die alten Lieder noch?
Klar, machen wir. In der Schweiz spielen wir halt mehr Festival Shows und da ist die Zeit immer so knapp. Bei 45 Minuten spielst du doch eher die neueren Songs. Wenn wir Konzerte spielen die länger dauern, sind öfters auch alte Songs dabei. Jede Band spielt lieber die neuen, da wir die alten doch schon tausend Mal gespielt haben.
Dann hoffe ich, dass ich am 31.10 im Exil meinen Lieblingssong hören werde. Vielen Dank für das nette Interview.
Interview: Nik Petronijevic