Datum: 6. September 2014
Im Gespräch mit: Andy Thommen (Bass) und Pietro Duca (Schlagzeug) von Clepsydra
Nach gut 15 Jahren sind die Tessiner Neo Progger Clepsydra nach einer sehr langen Pause zurück und spielen erstmals in der deutschsprachigen Schweiz. Kurz vor dem Gig im Kofmehl, Solothurn am 20. September 2014, stellten wir der Band ein paar Fragen über die Vergangenheit, die Zukunft und wie es sich anfühlte, mit den grossen Idolen Marillion auf einer Bühne gestanden zu sein.
Liane: Andy, erzähle mir über deine Entwicklung innerhalb der Band. Was hat dich damals dazu bewegt, die Band zu verlassen und was hat dich bewogen zurück zu kehren?
Andy: Nach der “Fears” Tour waren wir uns nicht so richtig einig wie es denn weiter gehen sollte. Ich hatte genug Energie, um ein Nebenprojekt mit Ivo (Bernasconi, Keys) und Gigio (Pedruzzi, Drums) zu starten. Das kam in der Band nicht so gut an. Aus dem Nebenprojekt wurde dann meine Hauptband “Zenit”. In Sachen Entwicklung muss ich sagen, dass Zenit für mich eine lehrreiche Zeit gewesen ist. Ich habe viel experimentieren und auch viel mehr wagen können. Wir werden nun bei den neuen Clepsydra Sachen sehen, wie sich das auf unsere Musik auswirken wird.
Was hat Clepsydra grundsätzlich dazu bewogen die Band aufzulösen und wie kam es zur Wiedervereinigung?
Andy: Clepsydra haben sich nie wirklich aufgelöst. Ich habe die Band 1998 offiziell verlassen, und Marco hat die Band nach den Aufnahmen von “Alone” verlassen, aber da es sowieso keine Aktivitäten gab, war es eher eine Pause. Vor zwei Jahren bin ich Alu bei der Beerdigung von Paolo “Scandy” Scandella (Shakary) begegnet, und wir waren uns sofort einig, dass unsere damaligen Differenzen schon längst vergessen waren. Das war der Funke in mir, der mich dazu veranlasst hatte, drei Monate später alle mal anzurufen und ein Treffen zu organisieren.
Es war ja nicht so, dass ihr in der Zwischenzeit untätig gewesen seid. Was waren bei Euch die Highlights ausserhalb der Band, also nach der Pause?
Andy: Ich habe mit Zenit 3 Alben und zwei Mini-Tourneen gemacht. Marco hat mit der US-Liedermacherin Lyne Candy einige Sachen produziert und Alu hat auf den Alben von Shakary gesungen. Viel mehr ist nicht passiert.
Ihr werdet am 20. September 2014 beim Eleven Rock Festival im Kofmehl zusammen mit Vanden Plas und Appearance Of Nothing auftreten. Ich habe gehört, dass es ein paar „Special Guests“ geben wird, kannst du mehr sagen?
Andy: Du sprichst Sandor Kwiatkowski und Mark Wilkinson an? Sandor hat sich um alle graphischen Angelegenheiten von Clepsydra von je her gekümmert, mit Ausnahme vom Cover “Alone”. Mark ist für uns ein Mythos, da er praktisch die Covers von Platten gemacht hat, die unsere Lieblinge sind: “Misplaced Childhood” von Marillion ist für mich immer noch eines der besten Alben die es gibt!
Der Auftritt im Kofmehl ist der erste Auftritt in der Deutschschweiz seit langen Jahren, richtig? Zudem ist und bleibt es vorerst der einzige in der Region. Wann hattet ihr das letzte Konzert hier? Könnt ihr euch daran noch erinnern?
Andy: Um genau zu sein ist dies das allererste Konzert von Clepsydra in der Deutschschweiz! Am nähesten sind wir 1992 in Fribourg (im “Plateau Libre”) gekommen. Das Konzert damals war das erste ausserhalb unseres Heimatkantons (Tessin), und dementsprechend fühlten wir uns richtig angekommen, weil wir es “raus” geschafft hatten (lach). Wir hatten zu diesem Zeitpunkt natürlich erst ein Album produziert, deshalb war klar, was wir für eine Set-List hatten. Zu bemerken ist, dass wir dort unser einziges Cover gespielt haben, das Clepsydra je auf der Bühne vorgetragen hatte: “Show Must Go On” von Queen. Freddie Mercury war einige Monate zuvor gestorben und wir waren alle grosse Fans, daher wollten wir ihn ehren und ich garantiere dir, Alu war dem absolut gewachsen.
Wird es weitere Konzerte geben? In diesem Jahr wurden 10 Gigs gebucht, Konzerte in Europa und sogar in den USA. Wie habt ihr euch auf die Konzerte vorbereitet, immerhin hattet ihr eine sehr lange Pause hinter Euch. Musste man sich erst mal wieder zusammen finden?
Andy: Das Zusammenfinden auf musikalischer Ebene war gar nicht so schwierig. Das hat sogar sehr schnell stattgefunden. Wir mussten einiges an Equipment neu beschaffen, einen Proberaum einrichten und unsere vollgepackten Terminkalender synchronisieren, um geeignete Probe-Slots zu organisieren.
Wie hat euch der Auftritt bei NOTP gefallen? Konntet ihr mit den Musikerkollegen ein bisschen fachsimpeln, vor allem mit Marillion?
Andy: Oh ja. Schon im Hotel habe ich mich mit meinem heimlichen Idol Neal Morse austauchen können. Das war richtig cool. Auch an der Loreley war es wirklich sympathisch mit den Jungs von IQ, Marillion und GTV rumzuhängen. Dass unser Backstage-Raum direkt gegenüber demjenigen von Marillion war, ist für uns schon ein Ergebnis gewesen. Ich meine… zwei Türen nebeneinander, auf einer steht Clepsydra und auf der anderen Marillion… Geil, oder? Sonst ist so ein Festival eher eine stressige Sache, man muss immer auf Planänderungen vorbereitet sein, besonders in technischer Hinsicht.
Pietro wirkte stellenweise ziemlich irritiert hinter den Drums am NOTP. Er ist sogar mal hinter dem Drum aufgesprungen und davor gerannt und sah recht gestresst aus. Was war denn los?
Pietro (Drums): Ich hatte einige Probleme mit dem Festivalkit. Ich hatte leider auch keine Zeit und Möglichkeit das Kit zu probieren. Das Bassdrumpedal war kaputt und das ganze Kit hat sich dauernd nach vorne bewegt und wäre fast vom Podest gefallen. Zum Glück hatte ich zwei Pedale (ein Doppelpedal), so konnte ich irgendwie weiterspielen, während ein Tech versuchte, das andere Pedal zu retten. Meine Posen waren dementsprechend eher schlangenmenschartig als die eines Schlagzeugers. Im Nachhinein finde ich es eine lustige Erfahrung, die Show ist weiter gegangen und den Leuten hat es anscheinend richtig gefallen.
Wie wird es mit der Band weiter gehen? Gibt es ein neues Album?
Andy: Zuerst wird es unsere erste live DVD “Clepsydra live @ RoSfest 2014” geben, sollte Ende diesen Jahres erscheinen. Phil hat schon einige musikalische Ideen für das nächste Album, ein Arbeitstitel gibt es schon (werde ich aber nicht verraten) und ab November sollte die Post richtig abgehen in Sachen Ideen konkretisieren. Was dabei herauskommen wird, ist schwer zu sagen. Es sind mehr als 12 Jahre vergangen, wir haben uns unterschiedlich weiter entwickelt, sind gewachsen, und hoffentlich auch ein wenig reifer geworden.
Warum stand eigentlich gerade eine Wasseruhr Pate für den Namen der Band?
Andy: Als wir “Hologram” am Komponieren waren, hiessen wir noch “Delta Prophecy”. Wir fanden den Namen schon damals richtig blöd. Als wir auf der Suche nach einem besseren Namen waren, war uns aufgefallen, dass die meisten Texte rund um die “Zeit” und das “Vergehen der Zeit” handelten, so habe ich ein altes Wörterbuch aufgemacht, unter “Uhr” nachgeschaut und da wurden wir belehrt, dass der Vorgänger der Sanduhr die alte Griechische Wasseruhr war, die Clepsydra (von clep = stehlen und hydra = Wasser)!
Gibt es von der Limited Editon Box noch ein paar Exemplare? Eventuell beim Eleven Rock? Oder ist diese bereits restlos ausverkauft?
Andy: In unserem Tourbus haben wir noch genug für die letzten drei Konzerte, keine Angst! Ich habe Anfang August von unserem Vertrieb erfahren, dass sie noch 93 Stück auf Lager haben. Es wird knapp aber es geht noch.
Text + Bilder: Liane Paasila