25. Januar 2016
Im Gespräch mit: Tristan Shone von Author & Punisher
Klingt irgendwie nach Hip-Hop. Weit gefehlt. Industrial Doom Noise Metal wird der Musik von Tristan Shone am ehesten gerecht. Also ab in die Rössli Bar der Reitschule Bern.
Dass das Konzert an einem Montagabend stattfindet ist schnell vergessen, als das Sound-Gewitter über mich hereinbricht. Die Musik ist so intensiv, dass mich die von Tristan selbstgebauten Gerätschaften kaum noch interessieren. Ich gebe mich dem Sound hin. Zeit ist relativ und so war das Konzert auch schon vorbei, kaum hatte es angefangen. Eine Stunde Bassgewitter Wellness. Was Author & Punisher ist war mir jetzt klar. Und wer der Mann dahinter ist, konnte ich beim anschliessenden Gespräch mit Tristan ein wenig in Erfahrung bringen.
Micha: Wie fühlst du dich direkt nach dem Konzert?
Tristan: Ich fühle mich gut! Nach einer Show geht es mir entweder schlecht, oder aber wie heute, da bin ich glücklich. Je nachdem wie gut es mir gelungen ist. Entweder ist es das eine oder das andere, oder irgendwo in der Mitte.
Deine live Shows haben es in sich, du bist mit vollem Körpereinsatz dabei, das sieht ziemlich anstrengend aus.
Ich empfinde es eher als mentale Anstrengung. Es ist ja nicht so als wäre ich ein Drummer einer Speedmetal Band. Ich spiele vier verschiedene Controller zur gleichen Zeit. Da muss ich mich konzentrieren. Deshalb bin ich nach einer Show eher Mental erschöpft.
Was sind das für Controller?
Das Gerät, dass ich hin und her schieben kann, ist wie ein Drum Pad. Anstatt dass ich Pads drücke, löst es durch die Schiebebewegung Drumsounds aus. Ich kann verschiedene Modi wählen. Es sind aber keine Drum-Sequenzen, sondern alles Einzelschläge. Dann habe ich verschiedene Oszillatoren in der Form von Pedalen und einer in der Form eines Sliding Synthesizers und noch ein paar Pianos.
Deine Musik klingt organisch, analog und ich höre den Gitarristen heraus?
Mit dem Klavier habe ich begonnen Musik zu machen und später auch die Gitarre entdeckt. Allerdings bin ich kein guter Gitarrist. Die Gitarre Loopen, mit der linken Hand an verschiedenen Oszillatoren rumdrehen und gleichzeitig mit der rechten Hand den Drum Sampler spielen. Das ist irgendwie zum Muster meines restlichen Lebens geworden. Ich habe jetzt ein Gefühl für meinen Sound den ich mag.
Wie bist du zur Musik gekommen?
Das habe ich meiner Mutter zu verdanken. Sie hat mich zum Klavierunterricht angemeldet. Ich musste diese schrecklichen Stücke spielen und habe es gehasst. Ich komme aus einem kleinen Städtchen und bin mit Bands wie Crosby Stills and Nash, den Beatles und Led Zeppelin aufgewachsen. Als ich mit 14 Jahren die Schule wechselte und dahingefahren werden musste, da habe ich im Auto zum ersten mal Fugazi, Melvins, Helmet und Sepultra gehört. Diese Musik hat mich sofort angesprochen und war sehr prägend.
Spielen deine Eltern auch ein Instrument?
Ja mein Vater spielt Gitarre. Nicht sehr gut, das haben wir gemeinsam. Er schreibt aber seine eigenen Songs. Ich bin wie er, ein besserer Songwriter als ein Musiker. Meine Mutter spielt Klavier, hauptsächlich zur Weihnachtszeit.
Kannst du von deiner Musik leben?
Mehr und mehr. Ich arbeite noch an einer Universität im Bereich Mechanical Design zu etwa 50%. Von 1996 bis 2000 habe ich Mechanical Engineering studiert und danach in verschiedenen Firmen gearbeitet. Ich mochte das Technische aber habe mein Leben zu diesem Zeitpunkt gehasst. 2004 ging ich zurück an die Kunstschule und studierte Skulptur mit Schwerpunkt Hi-Tec.
Ich hab nicht allzu viel von deinen Texten verstanden. Was für eine Message hast du?
Das liegt wohl am Bier hier! In meinen Texten geht es oft darum, dass ich mich gegen die Technik stelle. Nicht gerade das, was man von mir erwarten würde. Aus meiner Sicht entstehen viele Probleme auf der Welt dadurch, dass die Menschen keine echten sozialen Kontakte mehr haben, sich zu sehr isolieren und nur noch in einen Bildschirm starren. Sie haben keine sinnvolle Aufgabe im Leben.
Ist deine Musik ein Ventil für dich?
Ja das ist sie. Aber nicht, weil ich sauer wäre. Sie ist etwas Bedeutsames in meinem Leben. Sie ist eine Möglichkeit meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Das ist etwas, was ich jedem wünsche.
Interview: Micha Loosli