Datum: 23. November 2012
Ort: Z7 – Pratteln
Geschrieben von: Miriam Ritler
Im Gespräch mit: Andrea Ferro von Lacuna Coil
Lacuna Coil, eine italienische Gothic-Metal-Band aus Italien. Jedoch überschreitet ihr Erfolg schon lange die Grenzen ihres Heimatlandes. Die Band ist weltweit erfolgreich und brachte schon so ziemlich jede Festivalbühne ins Wanken. Sie gelten als super Live-Band und dürfen sich über eine treue und weitverbreitete Fangemeinde erfreuen. Lacuna Coil sind nicht mehr wegzudenken auf den Bühnen dieser Welt. Keine Frage, sie sind tolle, talentierte Musiker und daneben noch sehr sympathisch. Was will man da noch mehr?
Im November spielten Lacuna Coil im Z7 in Pratteln. Für mich definitiv eines meiner absoluten Konzerthighlights. Vor ihrem Gig stand mir Frontmann Andrea Ferro Rede und Antwort. Ein wirklich sehr sympathischer Herr einer grossartigen Band.
Miriam: Welche Bedeutung hat den euer Bandname Lacuna Coil? Gibt es eine Geschichte zur Entstehung des Namens?
Andrea: Nein es gibt keine besondere Geschichte. Uns gibt es seit 1996, zu dieser Zeit kam auch der Platten-Deal mit „Century- Music“. Wir schlossen zwei Bands zusammen und kreierten einen neuen Bandnamen. Da wir aus Italien stammen, wollten wir unbedingt ein italienisches Wort mit einem englischen kombinieren. „Lacuna“ heisst so viel wie, „Leerer Raum“ und „Coil“ ist eine Spirale, das heisst dann so viel wie eine „Leere Spirale“.
Miriam: Von was lässt ihr euch beim Songwriting inspirieren?
Andrea: Es gibt viele Sachen von denen wir uns inspirieren lassen. Wir brauchen viel Zeit zum Songschreiben. Marc unser Bassspieler ist der, der die meisten Songs schreibt. Er ist an vielen Sachen interessiert, aktuellen Weltgeschehnissen, aber er schaut sich auch gerne Geschichtliches und Kriegsdokumentationen an. Manchmal macht man sich zu den Geschichten eine Art Soundtrack oder man lässt sich durch Melodien, die einem im Alltag begegnen inspirieren. Man kann sich von allem inspirieren lassen, es muss einem einfach berühren. In den Anfängen coverst du vielleicht deine Lieblingsband oder es klingt ähnlich wie deine musikalischen Vorbilder. Aber je geübter man als Band wird, desto eigener klingt dann auch die Musik. Man wird experimentierfreudig weil man sich seiner Sache sicher ist und traut sich mehr auch neue Sachen auszuprobieren.
Miriam: Erzähl mir vom Album „Dark Adrenaline“. Hast Du einen Lieblingssong?
Andrea: Ich habe nicht nur einen Lieblingssong, aber es gibt einen Song auf unserem Album zu dem jeder der Band eine ganz spezielle Beziehung hat. Das ist der Letzte Song von „Dark Adrenaline“. Er heisst, „My Spirit“. Wir haben dieses Lied in jener Nacht geschrieben, in der wir die schreckliche Nachricht bekamen, dass jemand starb den wir gut kannten. Marc spielte in dieser Nacht noch die Melodie des Songs ein und dann schrieben wir die Lyrics. Dieser Song hat für uns eine besonders tiefe Bedeutung. Aber natürlich mögen wir alle unsere Songs. Live bereitet uns „Against You“, „Kill The Light“ und „Trip The Darkness“ sehr viel Spass, die haben viel Power und sind sehr energiegeladen. Es fällt mir schwer mich nur auf einen Song zu konzentrieren. Wir mögen wirklich alle Songs, jeden auf seine Art und Weise.
Miriam: Gibt es eine lustige Situation die sich auf Tour abspielte, welche Ihr nie vergessen werdet?
Andrea: Oh! Das wird schwierig, wir sind seit 15 Jahren auf Tour. Wir sahen schon so viele Orte, erlebten viel Lustiges und manchmal eher Furchteinflössendes. Aber an eines erinnere ich mich wirklich besonders gut. Es war in England. Wir spielten unsere Show und nach der Show stand der Tour Bus direkt am Club. Dort war eine riesige Party zugange. Wir waren alle im Bus und hörten plötzlich einen lauten Lärm auf dem Dach. Wir gingen nach Draussen und sahen, dass ein Mann aus drei Stockwerken genau auf das Dach unseres Tourbusses gefallen war. Er war komplett betrunken. Die Polizei, Feuerwehr und die Ambulanz kamen. Er war nicht verletzt nur einfach total betrunken. Das war eine sehr komische Situation, es war auch noch die erste Show auf der Tour. Das ist nur eine von vielen Geschichten, ich könnte dir noch 1000 erzählen.
Miriam: Die Band Lacuna Coil hat schon eine lange Bandgeschichte, gibt es einen besonderen Moment den Ihr nie vergessen werdet?
Andrea: Uns gibt es seit 15 Jahren, da gibt es viele unvergessliche Momente. Als wir plötzlich zum Southfest in England eingeladen brachte uns das auf ein höheres Level als Band. Das war das erste grössere Festival und wir waren richtig stolz dort spielen zu dürfen. Unsere erste Chart-Platzierung in Amerika war auch ein aussergewöhnliches Ereignis. Für eine Metal-Band aus Italien war das schon ein riesiges Ding. Es war das erste mal das wir in einer höheren Liga mitspielten.
Miriam: Was macht ihr als erstes wenn ihr am Morgen aufwacht auf Tour?
Andrea: Kaffee! Ja das ist das erste, was ich mache, ein guter italienischer Kaffee. Wir haben in unserem Bus sogar extra eine Kaffeemaschine dabei. Die darf auf keinen Fall fehlen.
Miriam: Habt Ihr Träume und Wünsche die Ihr als Band noch verwirklichen wollt?
Andrea: Ja, wir schauen immer nach vorne. An der Vergangenheit herum zu denken bringt uns als Band nicht weiter. In der heutigen Zeit gibt es so viele verschiedene Bands und für dich als Band ist es wichtig, dass du nie stehen bleibst und immer weiter gehst. Man muss immer wieder das Feuer entfachen, einen neuen Song schrieben, ein neues Album produzieren und dann das Album promoten. Wenn man dieses Feuer nicht mehr fühlt, ist es besser den Job zu wechseln. Es nimmt viel Zeit in Anspruch, wir sind viele Monate weg von zu Hause, wir touren, schlafen im Bus und leben auf den Strassen. Speziell das Musikbusiness, mit den Problemen von illegalen Downloads ist ein hartes Pflaster. Mit den ganzen sozialen Netzwerken wie „Youtube“ oder „Facebook“ kann man sehr schnell sehr gross werden, aber auch sehr schnell wieder fallen. Wir sind sehr zufrieden mit unserem Erfolg als Band. Wir können um die ganze Welt touren und haben eine stabile Fangemeinde. Dennoch ist es im Moment eine schwierige Zeit, nicht nur in der Musikbranche, die ganze Welt leidet unter einer Krise. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich das alles wieder zum Positiven wendet.
Miriam: Lacuna Coil ist eine Band mit zwei Sängern, was für einen Vorteil hat das?
Andrea: Die Sache ist die, als wir die Band gründeten war Cristina ein Teil davon. Das schöne an dieser Kombination ist, du hast viele Möglichkeiten verschiedene Facetten in die Songs zu bringen. Einen sehr epischen Gesang von Cristina und dann einen eher härterer Gesang von mir. Wir können auch gemeinsam Singen und haben viele verschiedene Möglichkeiten uns immer wieder neu zu erfinden. Wir haben so eine enorme Spannweite in unseren Liedern. Manchmal ist es schwierig die richtige Balance zu finden, zwischen Cristinas Parts und meinen und wie wir uns aufteilen. Wer was singt und wie wir es zusammen kombinieren. Je länger wir jedoch zusammen musizieren, desto einfacher ist es sich zu einigen und einen guten Mittelweg zu finden. Ich bin sehr glücklich in dieser Kombination.
Miriam: Wenn eure Musik eine Farbe hätte welche wäre das?
Andrea: Eine sehr lustige Frage. Die bevorzugten Farben der Band sind Schwarz und Rot. Schwarz steht für Dunkelheit. Unsere Musik ist zwar nicht der klassische Gothic-Metal jedoch beschäftigen wir uns sehr oft mit der dunklen Seite des Lebens und machen sehr melancholische Musik. Das Rot ist eine sehr prägnante Farbe die auch sehr viel Power ausstrahlt. Ich denke, dass besonders diese beiden Farben sehr gut zu unserer Musik passen.