Band: Symphony X
Album: Underworld
Genre: Progressive Metal
Label/Vertrieb: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 24. Juli 2015
Website: symphonyx.com
Geschrieben von: Daniel Baratte
Wo andere Bands ein riesen Brimborium über nahende Veröffentlichungen machen, die Marketing-Maschinerie hochfahren und mit tonnenweise News auf ihrer Website auf das baldige Werk hinweisen, bleibt es um Symphony X verhältnismässig ruhig. Es ist wie die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Man weiss, dass er irgendwann kommt und wenn sich der Himmel verdunkelt, die Temperatur sinkt und der Wind heftiger wird, weiss man, er ist da! Auch wenn ein Sturm selten was Gutes mit sich bringt, hat sich für einmal die Situation geändert. Auf diesen Sturm freut man sich und eines kann man schon vorweg nehmen – es lohnt sich dem Album „Underwolrd“ Aufmerksamkeit zu schenken!
Choraler Gesang und symphonische Klänge leiten das Album ein. „Overture“ verspricht, dass da etwas kommt, das mehr als ein laues Lüftchen sein wird. Und so ist es auch! Track 2, „Nevermore“ brettert ohne Erbarmen los und zeigt unverblümt, wer im härteren Prog-Metal-Genre immer noch das Sagen hat. Spätestens jetzt weiss man, dass der Sturm angekommen ist und irgendwie will man im Auge desselben stehen. Beim Refrain zeigt sich das herausragende Können von Russel Allen, der bei den Aufnahmen des Albums in Höchstform gewesen sein muss. Unbestritten ist Allen einer der stimmgewaltigsten Sänger des Prog-Metals und „Underworld“ ist der untrügliche Beweis dafür.
Und auch Gitarristen kommen natürlich auf ihre Kosten. Michael Romeo fiedelt sich einen weg und zeigt unmissverständlich, dass er nicht unverdient zu den ganz Grossen gezählt werden darf. Beeindruckendes Gitarrenspiel, manchmal fast ein wenig zu verspielt, aber gewohnt auf einem sehr hohen Level, das technisch schwer zu toppen ist. Es sind schliesslich seine brachialen und energiegeladenen Riffs, die den Sound von Symphony X ausmachen.
Wer beim Titeltrack „Underworld“ still sitzen kann, muss schlichtweg tot sein. Es braucht nur wenige Takte und schon befindet sich der Kopf in der typischen Headbanging-Bewegung. Sieht übrigens lustig aus, wenn man dieses Album im Flugzeug hört und plötzlich anfängt abzugehen. Wenn die anderen Passagier wüssten, was da in meinen Ohren knallt, würden sie es verstehen. Meine Frau neben mir wusste es – sie hörte auch „Underworld“ und ihr Grinsen sprach Bände.
Spannend, dass Symphony X ausgerechnet den eher zurückhaltenden, leicht kommerziell angehauchten Song „Without You“ vor der Veröffentlichung des Albums zum Stream anboten. Ein melodisches Stück, mit eingängigem Refrain und hohem Wiedererkennungswert. Zugegeben, manchmal wird man an „Paradise Lost“ aus dem gleichnamigen Album erinnert. Es überrascht wenig, dass typische Elemente von Symphony X auch auf „Underworld“ wiederzufinden sind. Warum sollte man auch das Rad immer wieder neu erfinden? Aber letztendlich sind es genau diese Elemente, die typisch für den Sound der Band sind.
Da macht auch „Kiss Of Fire“ keine Ausnahme und auch der Folgetrack „Charon“ schlägt in dieselbe Bresche. Tja, und dann immer wieder dieser Russel Allen, dessen Stimme passender nicht sein könnte. Der Arzt hat mich gewarnt: „Drehen Sie die Lautstärke nicht so sehr auf“, aber bei „To Hell And Back“ geht es einfach nicht anders. Gemächlicher als bei den anderen Tracks, geht‘s dennoch kraftvoll weiter und ich bin versucht, in Ermangelung einer Gitarre, auf das Luftmodell zurückzugreifen.
Gut, auch wenn das Album fast ausnahmslos begeistert, wird man bei „Swan Song“ ein wenig entschleunigt, was ihn aber nicht weniger interessant macht. Dafür bekommt man beim letzten Track „Legend“ wieder „volles Symphony X-Brett“ geliefert.
Fazit: „Underworld“ einmal angespielt ist es fast nicht mehr, möglich die Finger oder die Ohren davon zu lassen. Power pur, aggressiv und spannend. Highlight ist definitiv Russel Allen, der dem Album seinen Stempel aufdrückt und es zu einer wahren Perle macht. Endlich wieder ein Album, das richtig einfährt! Eines kann ich jetzt schon sagen: Wenn die Jungs auf Tour kommen, wird der Besuch eines Gigs wohl nicht reichen!
Tracklist:
01. Overture
02. Nevermore
03. Underworld
04. Without You
05. Kiss Of Fire
06. Charon
07. To Hell And Back
08. In My Darkest Hour
09. Run With The Devil
10. Swan Song
11. Legend
Bandmitglieder:
Russell Allen – Gesang
Michael Romeo – Gitarre
Michael LePond – Bass
Jason Rullo – Schlagzeug
Michael Pinnella – Keyboard
Gründung:
1994