Band: Surrilium
Album: Sir William
Genre: Neo-Prog/Prog-Rock
Label/Vertrieb: Eigenvertrieb
VÖ: 14. November 2015
Webseite: surrilium.com
Unlängst im lenzburgischen Gemheimtipp-Lokal Met-Bar, vermochten Surrilium live durchaus überzeugen und zeigten dem Publikum, dass da eine spannende Band auf der Bühne stand (Link zum Konzertbericht am Ende des Beitrages). Für einen bescheidenen Betrag, ja fast unverschämt günstig, konnte man nach Konzertende die beiden Tonträger der Freiburger erwerben. Das Konzert an sich war schon eindrücklich genug und mit dem Kauf der CDs, erwarb man ebenfalls eine Art Erwartungshaltung, denn ein gelungener Auftritt muss nicht zwangsläufig auch heissen, dass die vorausgegangene Studioarbeit ebenso beeindruckend ist. Hier kann mit gutem Gewissen sagen, dass die Erwartungshaltung bravourös erfüllt wurde.
Auf „Sir William“ fackelt man nicht lange und Frontfrau und Sängerin Seraina Telli zeigt schon mit dem ersten Takt was Sache ist. Die Stimme von Surrilium hat einen unglaublichen Range und man hört schnell, dass hier eine leidenschaftliche und ausgebildete Sängerin am Werk ist. Auch wenn der eine oder andere Frauenstimmen eher zurückhaltend gegenübersteht, darf man neidlos anerkennen, dass Musik, Stil und Gesang passender nicht sein könnten. Wem Serainas Stimme aber nicht gefällt, sollte sie mal bei ihrem Side-Project „Burning Witches“ anhören – und staunen. Doch zurück zu Surrilium – „Sir Silliam“ ist definitiv kein Werk von Anfängern und schnell stellt man fest, dass da eine richtige Perle im CD-Player die Runden dreht.
Zufall oder geplant?
Der live eher zurückhaltende Bassist Robert Pachaly, wirkt auf der Bühne sehr bescheiden und überlässt seiner Sängerin die Show. Dabei muss sich Pachaly keinesfalls verstecken, denn so unscheinbar er auch wirkt, so kommt bei der Lektüre des Booklets zum Vorschein, dass da viel mehr dahintersteckt als das Spielen eines Basses. Der sympathische Robert ist gewissermassen das Mastermind der Band und die Komplexität des Albums ein Indiz für Kompositionen, die den Faktor Zufall weitgehend ausschliessen. Von der Komposition, über die Texte, dem Recording wie auch dem Mix und Mastering – überall findet sich der Name Pachaly wieder. Kein zusammengewürfeltes Aneinanderreihen von Songs, sondern eine abgestimmte Platzierung von aufeinander abgestimmten musikalischen Werken, die zusammen ein grosses und spannendes Bild ergeben. Aber auch Informationen abseits des Albums sind ausgesprochen interessant und können im Interview mit Seraina und Robert auf Artnoir nachgelesen werden. (Link zum Interview am Ende des Beitrages).
Wo kann man Surrilium einordnen?
Das ist natürlich sehr subjektiv und wird von jedem anders empfunden. Aber für Musikliebhaber, welche die Band nicht kennen, sollte man schon ein wenig Anhaltspunkte geben. Vorweg muss man die reine Metal-Gemeinschaft freundlich informieren, dass man das Album eher in ruhigen Momenten geniessen darf und wenig Anlass besteht dem Handbanging zu verfallen. Double-Bass Fetischisten und die Schredder- und sieben-Saiten Fraktion werden vergebens nach Djent-Elementen suchen und haben ein wenig das Nachsehen. Aber man wird mit hoher Musikalität und Professionalität entschädigt. Nebst Neo-Prog und Prog-Rock hat auch harte Musik irgendwo ihren Ursprung und genau dort findet man Surrilium wieder. Altwürdige Grössen wie Yes, Marillion, oder auch Spock‘s Beard sind nur einige Bands, um „Sir William“ grob zu umschreiben. Und doch klingen die Freiburger eigenständig und authentisch. Meinem musikalischen Empfinden folgend, würde ich als Genre-Beschrieb Begriffe wie Prog-Rock und Neo-Prog verwenden, also nicht gerade eine einfache Disziplin und ich darf mit gutem Gewissen sagen, dass Surrilium sich problemlos in dem Genre behaupten können.
Alles Prog, oder was?
Durchaus. Und auch wenn man gesamtheitlich volles Lobes sein darf, ist der 4. Track „You Mean The World To Me“ ein kleiner Absacker, der fast ein wenig zu lieblich rüberkommt. Dem zart besaiteten Zuhörer, wird das sicherlich zusagen. Liebhaber von harten Gitarren-Riffs werden womöglich mit einem Gähnen auf den nächsten Song weiterklicken, was aber wenig Einfluss auf das Gesamtbild haben wird, denn der kleine Ausflug ins „Blümchenland“ ist schnell verziehen. Mit dem Titelsong, der bescheidene 30 Minuten Spiellänge aufweist, hat man die sanften Gefilde auch schon flugs vergessen. Einen Song mit einer solchen Spiellänge auf ein Album zu packen ist angesichts unserer 3 Minuten-Hitparaden-Standard-Song-Mentalität eher mutig, aber ebenso Beweis für eine gesunde Portion Selbstvertrauen.
Lohnt es sich denn, das Album zu kaufen?
Ja. Und hierfür gibt es genug Argumente. Der Sound ist ehrlich, ohne viel Schnörkel und futuristische Klänge und dennoch keine einfache Kost. Gerade bei Keyboard lastigen Passagen bedient man sich Klängen aus der Analog-Aera und das spielerische Können rückt dadurch unweigerlich in den Vordergrund. Die Drums wirken unaufdringlich, doch durchaus anspruchsvoll und die Gitarre zeigt, dass „this one goes to eleven“ (Zitat Spinal Tap), nicht immer die richtige Wahl ist.
Fazit: Surrilium konnten nicht nur Live überzeugen, sondern auch, oder vor allem, mit ihrem neuesten Werk. In der Flut von Veröffentlichungen, droht so manche Band unterzugehen und wo andere musikalischen Werke mit akrobatischen Elementen versuchen zu überzeugen, brilliert Surrilium mit „Sir William“ mit einem musikalischen Gesamtkonzept, das einfach nur schön zu hören ist.
Link zum Konzertbericht vom Dezemeber 2015
Link zum Interview mit Surrilium
Tracklist:
1. Tales of a Madman 1
2. Tales of a Madman 2
3. Tales of a Madman 3
4. You Mean the World to Me
5. Sir William
Bandmitglieder (auf dem Album):
Seraina Telli – Gesang
Albert Ibrahimaj – Gitarre
Robert Pachaly – Bass, Keyboards
Roberto Carella – Schlagzeug
Gründung:
2011
Text: Daniel Baratte