Titel: Sound City
Regisseur: David Grohl
Label/Vertrieb: Sony
Veröffentlichung: 22. März 2013
Website: soundcitymovie.com
Geschrieben von: Nicole Imhof
Ist eine Dokumentation über ein Tonstudio irgendwo im nirgendwo von Kalifornien oder besser gesagt im Detail über ein Soundboard, das Neve 8078, spannend genug, um damit 152 Minuten auszufüllen? Ja! Ganz klar und gleich nochmals ja, unbedingt. Und was macht Sound City nun so besonders unter all den unzähligen Tonstudios auf der ganzen Welt, in denen täglich neue Geschichten geschrieben werden? Und wieso ein Dreckloch, in dem es niemanden zu stören schien, wenn man die Zigarettenkippe auf den Boden warf, was ist daran so einzigartig?
Dave Grohl hat diesen Film produziert, weil er mit ein Grund ist, dass der Erfolg bei Sound City zurückkehrte, als er mit Nirvana 1991 das legendäre Album „Nevermind“ eben in diesem Studio aufnahm. Nachdem die Zeit der analogen Studios vorbei zu sein schien, schafften es Nirvana mit ihrem direkten und rauen Album „Nevermind“ einen epischen Erfolg in der Musikgeschichte zu produzieren und somit besannen sich plötzlich auch andere Bands wieder „back to the roots“.
Mit Sound City betritt man eine Zeitkapsel, die uns erst einmal zurück in die 70er Jahre bringt und zur analogen Technik. Zurück in eine Zeit, in der sich Techniker die Zeit und Musse nahmen, ein Soundboard in mühsamster Kleinstarbeit zu verkabeln und mit hunderten von Schaltern und Knöpfen zu versehen. Dagegen wirken die Schalttafeln des Raumschiffs Enterprise wie Kinderspielzeug. Eine Zeit, in der Bands noch in einem Raum zusammen live spielten und in einem Atemzug einen Song auf Band aufnahmen. Musikalisches Talent war unumgänglich, denn es gab noch keine Computer, die alles im Nachhinein hinbiegen und verdrehen würden.
Namen wie Tom Petty and the Heartbreakers, Fleetwood Mac, Rick Springfield oder Foreigner geben sich die Klinke in die Hand. Es ist spannend und unterhaltsam, den Anekdoten dieser „alten“ Musikgrössen zuzuhören und wie dieses Tonstudio ihr Musikschaffen beeinflusst hatte. 1969 wurde Sound City gegründet und blieb während all der Jahre ihrem Stil treu. Nicht einmal die Wandverkleidung oder der Bodenbelag wurden über all die Jahre hinweg erneuert, aus Angst, dass sich dies schlecht auf die Soundqualität auswirken würde.
Das digitale Zeitalter folgte und das Studio stand vor dem Bankrott. Neue Techniken und Computer veränderten die Musikbranche dramatisch und plötzlich schien niemand mehr an der analogen Technik interessiert. Neue Möglichkeiten taten sich auf und die Musik wurde digitale Massenware.
1991 änderte die Geschichte sich nochmals und die Finanzen kehrten zu Sound City zurück. Massgeblich daran beteiligt war der Erfolg mit „Nevermind“ von Nirvana. Komponisten wie Trent Reznor (NIN) und Bands wie die Queens Of The Stone Age und unzählige andere, fanden wieder Gefallen daran, analoge Aufnahmen zu produzieren, die so durch keinen Computer erzeugt werden kann. Ende 2011 kam dann trotzdem der Todesstoss und Sound City schloss seine Tore.
Dies bewog Dave Grohl dazu, nicht nur das legendäre Soundboard zu kaufen und in sein eigenes Studio zu verfrachten, sondern auch gleich noch diese Dokumentation zu filmen. Ein grossartiger Entscheid, denn wann sieht und hört man so viel Musikgeschichte auf einmal. Und das Beste daran, Legenden wie Paul McCartney oder Stevie Nicks u.v.a. spielen zusammen mit Grohl Stücke ein. Einzigartig und faszinierend. Die CD dazu „Sound City – Real to Reel“ habe ich mir auf alle Fälle gleich bestellt.
Webseite von Sound City Studios
Tracklist Sound City – Real To Real:
1. Heaven and All
Robert Levon Been, Dave Grohl & Peter Hayes
2. Time Slowing Down
Chris Goss, Tim Commerford, Dave Grohl & Brad Wilk
3. You Can’t Fix This
Stevie Nicks, Dave Grohl, Taylor Hawkins & Rami Jaffee
4. The Man That Never Was
Rick Springfield, Dave Grohl, Taylor Hawkins, Nate Mendel & Pat Smear
5. Your Wife is Calling
Lee Ving, Dave Grohl, Taylor Hawkins, Alain Johannes & Pat Smear
6. From Can to Can’t
Corey Taylor, Dave Grohl, Rick Nielsen & Scott Reeder
7. Centipede
Joshua Homme, Chris Goss, Dave Grohl & Alain Johannes
8. A Trick with No Sleeve
Alain Johannes, Dave Grohl & Joshua Homme
9. Cut Me Some Slack
Paul McCartney, Dave Grohl, Krist Novoselic & Pat Smear
10. If I Were Me
Dave Grohl, Jessy Greene, Rami Jaffee & Jim Keltner
11. Mantra
Dave Grohl, Joshua Homme & Trent Reznor